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Wölfe wider Willen | Von Rudolf Hänsel


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Ein Standpunkt von Rudolf Hänsel.
Um Kriege zu rechtfertigen, versuchen Wissenschaft und Politik uns einzureden, dass alle Menschen von einem natürlichen Aggressionstrieb beherrscht würden.
„Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf“, schrieb der römische Dichter Plautus. Dieser Satz wurde von Machthabern und Kriegstreibern nur zu gern verwendet, um zu begründen, warum Krieg und Gewalt in der Geschichte nie aufgehört haben. Auch Forscher wie Sigmund Freud oder Konrad Lorenz bestätigten die These, dass in allen Menschen ein Gewaltpotenzial schlummere. Deshalb zögen sie auch so „gern“ in den Krieg, einem unwiderstehlichen Drang folgend. Aber ist es wirklich so? Würden Menschen ohne äußeren Grund, ohne Zwang und Propaganda ihre Heimat und ihre geliebten Angehörigen verlassen, um ihnen völlig fremde Menschen zu töten oder sich von ihnen töten zu lassen? Die Hypothese eines natürlichen Aggressionstriebs macht es den hauptsächlich Schuldigen allzu leicht, das Ergebnis ihrer Taten auf eine wie immer geartete menschliche „Natur“ zu schieben. Der Mythos, der dies behauptet, ist tief im kollektiven Unbewussten verankert — ebenso wie eine Reihe anderer irrationaler Konzepte. Nur Aufklärung kann uns von ihrem Einfluss befreien. Jeder kann das ihm in der Erziehung eingeflößte, archaische Bild vom Menschen korrigieren, um auf der Basis eines naturwissenschaftlichen Menschenbildes denken zu lernen, sein Leben besser zu verstehen und besser zu leben.


„In der Politik passiert nichts zufällig. Wenn es passiert, kann man darauf wetten, dass es so geplant war.“

Das oben erwähnte Zitat, das dem US-amerikanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt (1882 bis 1945) zugeschrieben wird, sei in der Diplomatie gang und gäbe. Untersucht man relevante politische Entscheidungen unter diesem Aspekt, gehen einem die Augen auf. Als Mitmensch fühlt man sich jedoch mitverantwortlich für das Schicksal der Menschen, weil man in der Regel tatenlos geschehen ließ, dass eine Minderheit auf Kosten der Mehrheit lebt. Dabei ist die Welt so reich, dass alle Menschen ohne Ausnahme im Wohlstand leben könnten. Aber das wird nicht zugelassen. Auch Ungerechtigkeiten müssten nicht sein; niemand würde in seinem Leben zu kurz kommen. Hunger und Not würden ebenfalls nicht aufkommen. Doch die Herrschenden und ihre Politiker haben geplant, das naturwissenschaftliche Menschenbild nicht aufkommen zu lassen, damit die Menschen nicht denken lernen und ihr Leben besser verstehen sowie besser leben.
Anthropologische Prämissen der Natur des Menschen
Menschenbild und Weltsicht sind für das Individuum von großer Bedeutung, ob sie ihm bewusst sind oder nicht. Das Menschenbild umfasst Ansichten über die Natur des Menschen, über seine Lebensbedingungen und Entwicklung, über seine Stellung in der Natur, im Kosmos und in der Gesellschaft. Jede Theorie über den Menschen hängt von anthropologischen Prämissen seiner Kultur ab, von der Vorstellung über die menschliche Natur und damit auch von der Weltanschauung.
Das Konzept der Natur des Menschen impliziert aus naturwissenschaftlicher Sicht die völlige Abwesenheit genetisch determinierter aggressiver Triebe. Dadurch ergeben sich die Fähigkeit des Menschen und die Notwendigkeit, ohne Gewalt und Krieg in einer friedlichen Gesellschaft zu leben und sich darin zu organisieren.


Eine zweite Annahme resultiert aus der biologischen Existenz des Menschen: Der Mensch besitzt keine vorausdefinierten Instinkte; bei seiner Geburt verfügt er lediglich über ein paar Reflexe.

Daraus folgt, dass die intellektuellen Fähigkeiten, die gefühlsmäßigen Reaktionen, die subjektive Bestandsaufnahme der Umwelt, die geistigen Vorstellungen der Außenwelt und die Persönlichkeit des Menschen durch Sozialisation erworben werden. „Sozialisation“ als lebenslanger Lernprozess der Eingliederung beziehungsweise Anpassung des heranwachsenden Menschen in die umgebende Gesellschaft ...
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