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Wolfswinter


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Durch Vaasa tobt ein Blizzard. Es ist der 16. Februar 2024. Angekündigt sind 30 cm Neuschnee bis zum Morgen. Um die Mittagszeit meldet sich Peter Lüttge aus einem Aufnahmestudio des staatlichen Radiosenders Yle. Wir sind besorgt: Wie will er nach unserem Gespräch wieder heil heimkommen? Langsamer als sonst, ist seine gelassene Antwort. Die Finnen wären an solche Wetterphänomene wie diesen Schneesturm gewöhnt. Wer mit dem Fahrzeug unterwegs sei, passe seine Fahrweise an die Bedingungen an. Darin hätten alle Übung. Jedes Jahr ab Oktober fällt in der Region Schnee. Bis Ende April könne es dauern, ehe er restlos geschmolzen sei.
Peter Lüttge stammt aus dem Rheinland. Er lebt seit mehreren Jahrzehnten in Finnland. An seinem Wohnort Vörå bewirtschaftet er mit Partnerin Dorothee Schulte-Basta den Abramsgården, ein kleines Kulturzentrum. Wir lernten die beiden vor rund einem Jahr bei ihrem Besuch in Schleswig-Holstein kennen. Seither folgen wir Peters Instagram-Account. Darüber erfuhren wir von einer Woche voll krasser Eisglätte, gegen die weder Winterreifen noch Spikes etwas ausrichten konnten. Wir bibberten mit, als das Thermometer stetig minus 30 Grad anzeigte, im Haus die Wasserleitungen einfroren und Klempner sie nicht auftauen konnten. Darüber wollten wir mit ihm sprechen. Passend zur ersten Schneeflocke 2025 in Schleswig-Holstein veröffentlichen wir diese gleichsam unterhaltsame wie schneereiche Episode.
Inhaltlich vorbereitet und moderiert wird dieser Podcast vom Medienproduzenten Dieter Bethke und der Journalistin Daniela Mett. Die Idee dazu keimte vor Jahren beim Kieler Podcasttag während der Digitalen Woche. Entstanden ist ein ausführliches Magazin zum Hören mit Themen die das Leben schreibt, aus Kiel, über die Förde, die Ostsee und gelegentlich weit darüber hinaus. Unterstützt werden die beiden durch Beiträge deutschsprachiger Kolleginnen und Kollegen aus dem dafür eigens gegründeten Baltic Sea Media Network.

Kapitel
Kapitel 1 Begrüßung. 
Wir treffen einander digital. Peter Lüttges Stimme überwindet aus Vaasa 2.000 Kilometer, um in Dieters Aufnahmestudio zu landen. Auch Daniela schaltet sich hinzu. Es ist Freitag, der 16. Februar 2024. Eingangs fragt Peter nach unseren Erfahrungen mit extremer Kälte.
Kapitel 2 Kälteloch Vörå.

Im Januar besaß die Sonne noch keinen wärmenden Effekt. Daher sei es tagsüber so kalt wie während der gesamten Nacht gewesen, berichtet Peter. Eine Woche hielt diese extreme Kältephase an. Die Warmwasserleitung fror zuerst ein, danach alle anderen. Ein Kapitel über Klempner, die sich vergeblich mühen, sprudelnde Fußbodenheizungen und Eis, das Bäume unter Pistolenknall sprengt. 

Kapitel 3 Eisblumen.

Durch kein Fenster hätte er nach draußen sehen können. Alle wären mit Eisblumen übersät gewesen, schildert Peter. Sie hätten sich ins Obergeschoss ihres über 200 Jahre alten Hauses zurückgezogen. Dank Unterstützung zusätzlicher Elektroheizkörper schafften sie es, dort die Temperatur auf 18 Grad zu halten. Irgendwann knallte jedoch die Hauptsicherung durch. Und dann musste Peter mit dem Auto fahren. Doch das sei bei Extremkälte eine körperliche Herausforderung. Er erklärt das mit fehlender Viskosität der Teile. Hinzu kämen verstörende Geräusche durch gefrorenes Kondensat in der Lüftung sowie steife Gummireifen. Seine Schilderung erinnert Dieter an das Fahrzeug der Familie Feuerstein

Kapitel 4 Snowhow. 

Das Gespräch gleitet hinüber zum Snowhow der Finnen: Wohin mit den Schneemassen? Sie bleiben für Monate und es komme Neues hinzu. Daher braucht es einen Plan fürs Ablagern bzw. obendrauf Lagern. Peter erwähnt gigantische Halden außerhalb von Vaasa, wo der Schnee aus der Innenstadt nachts abgeladen wird und berichtet von Schatzsuchern, die zur Schmelze dort nach Brauchbarem schauen. Wir kehren zurück zum Thema Straßenverkehr, denn Peter rutschte in der Woche mit seinem Pkw auf eisglatter Straße in den Graben. Er hat daraus Einiges gelernt.

Kapitel 5 Sagenlandschaft. 

Der Bottnische Meerbusen zwischen Schweden und Finnland friert im Winter komplett zu. Aktuell betrüge die Eisdecke 50 Zentimeter, berichtet Peter. Schneepflüge hätten bereits Fahrwege über die Ostsee hinaus zu den Schären frei gefräst. Uns wäre beim Überfahren des Eises mulmig. Doch Peter wiegelt ab: Autos würden eine Weile schwimmen, bevor sie untergehen. Schneemobile dagegen wären sofort weg. Unlängst seien zwei Männer damit verunglückt.

Kapitel 6 Winterfreuden.

Der Begriff Wolfswinter geht auf einen Mythos zurück. Früher bewohnten Fischer die Inseln. Bei Eis gelangten auch Wölfe zu ihnen hinaus. Heutzutage leben Finnen auf dem Festland. Bei extremer Kälte gäbe es zudem in den Wäldern ausreichend Nahrung für Wölfe. Dammwild beispielsweise schneidet sich an scharfen Eiskanten die Läufe auf und verendet daran. Elche jedoch nicht, es sind keine Huftiere. Peter nimmt uns die Furcht vor den Härten des Winters. Er verweist auf die Freuden: Schlittschuhlaufen auf geräumten Flächen vor der Stadt, Loipen für Langlauf, eine garantiert superdick mit Schnee bedeckte Landschaft, günstige Preise für Skipisten. Er rät zu einem Flug nach Helsinki mit anschließender 3,5 stündiger Bahnfahrt nach Vaasa. Unser Gespräch gerät vom Pfad ab. Dieter und Peter unterhalten sich zum Ende über rheinischen Karneval. Daniela ist raus.

Episodencover: Rainer Sturm_pixelio.de 
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Ablegen!By Daniela Mett, Dieter Bethke


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