2.12.2015
Mit einem Zitat von Chögyam Trungpa beginnt Christoph Hatlapa diesen Vortrag über die Verbindung unserer Fähigkeit zum Mitgefühl mit unseren eigenen wunden Punkten.
Oft genug sind es unsere eigenen wunden Stellen, die uns ermöglichen, unser Mitgefühl wirklich anwenden zu können. Die Kegon-Philosophie des Mahayana-Buddhismus betont besonders die wechselseitige Verbundenheit aller Phänomene und Wesen. So heißt es im Avatamsaka Sutra: Die Buddhas erkennen mit ihrer Weisheit, daß der ganze Kosmos der Seienden ohne Ausnahme so wie das große „Netz im Indra-Palaste“ ist, so dass alle Seienden wie die Edelsteine an jedem Knoten des „Indra-Netzes“ untereinander unendlich und unerschöpflich ihre Bilder und die Bilder der Bilder und so fort in sich spiegeln. (Buch 28, „Das Buch von der Wunderbarkeit des Buddha“)
Die Wirklichkeit ist, dass der gesamte Rest des Universums, das heißt alle Erscheinungsformen, sich in uns widerspiegeln. Und es ist nur ein Trick unseres Verstandes, uns als getrennte Wesen begreifen zu wollen. Das gilt auch im global-politischen Maßstab, wenn wir Europäer etwa glauben möchten, wir können unseren Konsumismus getrennt vom Rest der Welt praktizieren. Und aus dem Dhammpada führt Christoph Hatlapa die Stelle an, wo gefragt wird: Auch du wirst einmal sterben, wie kannst du dann noch die Zeit mit Streiten verbringen?
Er erzählt dann von der Zeit des Sturzes des Pol-Pot Regimes in Kambodscha, als die Mönche dazu beitrugen, dass es nicht zu größeren Racheaktionen der gepeinigten Bevölkerungsteile kam.
Es geht eben darum, so betont er, dass wir einen Weg finden, wie wir gegenseitig einfühlsam mit unseren jeweiligen wunden Punkten umgehen können. Unsere eigenen wunden Punkte gehören zu unserer Natur, und mit ihnen aufmerksam umzugehen erlaubt uns dann auch, dass wir uns auch den wunden Punkten derjenigen zuzuwenden, die manchmal nur einen tragischen Ausdruck für die ihnen fehlende Aufmerksamkeit finden können.