Warum weinst du? Wen suchst du? Ich möchte euch einladen, diese Frage heute zuzulassen. Warum weinst du? Die tiefe Begegnung mit dem Herrn findet am tiefsten Punkt unseres Schmerzes statt. „Die Sehnsucht ist ein inniges, schmerzliches Verlangen nach etwas, jemand entferntem, entbehrtem:“ Der tiefste Sehnsuchtsschmerz des Menschen ist sein Verlangen nach Gott, ob er das merkt oder auch nicht. Der tiefste Verlust besteht darin, ihn nicht zu besitzen. „Mein Geliebter gehört mir und ich den Geliebten“ – das tiefste Leid für den Menschen (und das heißt nicht, dass andere Leiden und Schmerzen nicht schrecklich sein können!), ist die Trennung von Gott. Die Begegnung mit Gott geschieht aber dort, in der Tiefe des Herzens. Wir sind oft aber an der Oberfläche, gelebt von äußeren Erwartungen oder Umständen…wir sind nicht angelangt am Ort unserer tiefsten Freiheit und daher sind auch unsere Entscheidungen oft nicht von großer Tragweite, weil wir nicht über uns zur Gänze verfügen, weil wir uns nur teilweise in die Hand haben. Das Verfügen über das selbst geschieht vom innersten Kern, dort, wo man über das Ganze ich verfügt…aber es ist auch dort, wo man Gott begegnet, den von ihn geht man hervor, er ist es, der mich für sich geschaffen hat, der mir eine Sehnsucht nach dem Unendlichen gegeben hat, nichts Wenigeres wird mich erfüllen. Aber wie kommen wir in unser innersten Mitte an, wie begegnen wir Gott wirklich? Oft geht dieser Weg - oder vielleicht immer - über die Begegnung mit unseren Wunden und unser Schmerz, diese können uns zu diesem demütigen Anerkennen unseren tiefsten und radikalsten Wunde überhaupt führen: ich brauche einen Erlöser, die Begegnung mit ihm. Ich muss aufhören, mich selbst erlösen zu wollen, von ihm zu flüchten, seine Liebe nicht annehmen zu wollen, vor seiner Liebe wegzurennen.
- Das war ein Teil der Predigt, die P. George Elsbett LC im Zentrum Johannes Paul II. zu Ostern, am 17.4.2022 gehalten hat.