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"Zur moralischen und materiellen Wiedergutmachung verpflichtet" - Rückblick auf 50 Jahre deutsch-israelisches Wiedergutmachungsabkommen


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"Für Hunderttausende die Möglichkeit ein neues Leben anzufangen" - der Präsident der jüdischen Claims Conference Nahum Goldmann kommentiert das WiedergutmachungsabkommenDas Wiedergutmachungsabkommen, das am 10.9.52 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Israel geschlossen wurde, verfolgte die so genannte Wiedergutmachung der Holocaust-Verbrechen. Unterzeichnet wurde es durch Bundeskanzler Konrad Adenauer und dem israelischen Außenminister Moshe Sharett im Luxemburger Rathaus und trat am 27.3.53 in Kraft. Die Unterzeichnungszeremonie beschreibt „Der Spiegel“ vom 17.9.52 als eine „düster-schweigsame Szene“. Denn einerseits, so berichtet „Der Spiegel“ weiter, standen sowohl die Verhandlungen wie auch deren Abschluss unter permanenter Furcht vor einem Attentat entweder jüdischer oder arabischer Extremisten. Andererseits bedeutete die Verständigung keineswegs die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und der BRD.
Finanzspritze dringend benötigt
Dennoch brauchte der junge israelische Staat dringend finanzielle Mittel, um eine Wende in der prekären wirtschaftlichen Lage des Landes herbeizuführen. Und auch seitens der BRD bestand die Bereitschaft zur materiellen Wiedergutmachung jener Verbrechen, die von den Nazis im Namen des deutschen Volkes an den Juden begangen wurden - dies verkündete Bundeskanzler Konrad Adenauer vor dem Deutschen Bundestag bereits im September 1951. Und noch ein Aspekt war dem Bundeskanzler wichtig: während die Eingliederungskosten für überlebende jüdische Flüchtlinge als Maßstab der materiellen Wiedergutmachung an Israel galten - drei Milliarden DM bis 1965, Warenlieferungen und Dienstleistungen, verteilt auf 12 bis 14 Jahre – sollte das Abkommen nach Hoffnung Konrad Adenauers auch „einen Schritt zur seelischen Bereinigung unendlichen Leidens“ bedeuten. 450 Millionen DM gingen zudem an die jüdische Organisation „Conference on Jewish Material Claims against Germany“, die die Interessen einzelner verfolgter Juden vertrat und dessen Präsident Nahum Goldmann das Abkommen als Schaffung einer höheren moralischen Ebene lobte. Die ersten Schritte in Richtung deutsch-jüdischer Verständigung waren getan. Doch es fehlte auch nicht an kritischen Reaktionen auf beiden Seiten, wie dieses O-Ton-Feature der Deutsche Welle zum 50. Jahrestag des Wiedergutmachungsabkommens von Luxemburg zeigt.
Michelle Kottemann / Andreas Zemke
Redaktion: Diana Redlich
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