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Links und Hintergründe
Unser Gast heute: Die Soziologin und Biografieforscherin Iris Wachsmuth
Krieg & Familiengedächtnis
Der russische Angriff auf die Ukraine und die Bilder von Leid und Chaos lösen auch hier Ängste aus. Einige von Euch haben uns Sprachnachrichten oder Textbotschaften geschickt. Wie zum Beispiel Florian aus Wrocław und Tom aus Dresden, ihre und andere Eurer Geschichten könnt Ihr jetzt auf unserer Webseite nachlesen.
Unterschiedliche Ängste & Erfahrungen
Mit seinem Konzept der "multidirektionalen Erinnerung“ versucht der Literaturwissenschaftler Michael Rothberg, einen Ansatz für eine neue Gedenkkultur zu skizzieren und fragt, welchen Einfluss postkoloniale Perspektiven für die Holocaustforschung hatten und heute haben können. Michael Rothberg: "Multidirektionale Erinnerung. Holocaustgedenken im Zeitalter der Dekolonisierung", kann bei der BpB bestellt werden.
Einordnungen zur Ukraine
Johannes Spohr ist promovierter Historiker und freier Journalist und hat angefangen, sich intensiv mit der Ukraine während der deutschen Besatzung zu beschäftigen, nachdem er bei der Recherche zu seinem Großvater erfahren hat, dass der als Mitglied des Oberkommandos des Heeres (OKH) auch in der Ukraine eingesetzt war. Seine Geschichte könnt Ihr in #6 Johannes nachhören.
Johannes und viele andere engagieren sich im Verein KONTAKTE-KOHTAKTbl e.V.
Ihr könnt mit einer **Spende **helfen:
Einen guten Einstieg und Überblick in und über die Geschichte der Ukraine bietet das Buch des Osteuropa-Historikers Andreas Kappeler: "Kleine Geschichte der Ukraine" - wer's noch kürzer mag: Johannes hat in der Zeitschrift Analyse und Kritik einen Überblick über die Geschichte geschrieben.
In Johannes Dissertation, die im letzten Jahr erschienen ist, beschäftigt er sich mit dem Rückzug der Wehrmacht aus der Ukraine 1943/44. Lesen lohnt sich absolut, um aktuelle Entwicklungen zu verstehen.
Und im Podcast "Und dann kam Punk" in der Folge "Ukraine Special #4" könnt Ihr auch noch mehr von Johannes' historischen, aber auch aktuellen Einschätzungen hören.
Präsident Putin spricht von einer "Entnazifizierung" und fordert, die Ukraine müsse von Nazis befreit werden. Das Bild einer "Nazi-Ukraine" wird vom Kreml seit Jahren aufgebaut. Was dahinter steckt, lest Ihr hier.
Am 1. März 2022 starben nach ukrainischen Angaben bei einem Raketenangriff auf den Fernsehturm von Kiew mindestens fünf Menschen. Der 1973 errichtete Turm grenzt direkt an das Gelände eines der furchtbarsten Massaker im Zweiten Weltkrieg: In der Schlucht von Babyn Jar ermordeten SS-Einsatzgruppen am 29. und 30. September 1941 mehr als 33.000 jüdische Frauen, Kinder und Männer.
Am 6. März wurde der Flughafen von Winnyzja von russischen Truppen zerstört. Die Stadt war mehrmals konfrontiert mit Gewalt. Seit den 1930er Jahren war die Ukraine, wie alle Teile der UdSSR, dem stalinistischen Terror ausgesetzt. In der großen Hungersnot von 1932/1933, dem Holodomor, verhungerten etwa 3,5 bis 3,9 Millionen Menschen in der Ukraine. Wer mehr darüber lesen möchte, sollte unbedingt das Buch von Anne Applebaum „Roter Hunger“ lesen.
German Angst
Der Soziologe Karl Mannheim hat sich intensiv mit dem Generationenbegriff auseinandergesetzt. In seinem Text, „Das Problem der Generationen“, der 1928 in der Zeitschrift „Kölner Vierteljahreshefte für Soziologie erschienen ist, versucht er ein Konzept für eine Theorie zur soziologischen Generationenproblematik zu entwerfen. Mehr gibt's Karl Mannheim: Das Problem der Generationen – Soziobloge.
Hilfen & Angebote
Die KZ Gedenkstätte Neuengamme bei Hamburg bietet zweimal im Jahr verschiedene Gesprächs- und Rechercheangebote für Nachfahren von Täterinnen, Mitläufern aber auch von Verfolgten an. Auf der Seite der Gedenkstätte findet Ihr einen guten Überblick. Mit dem Leiter und Initiator der Seminare, Oliver von Wrochem, haben wir schon in #2 - Der Anfang
Der Arbeitskreis für intergenerationelle Folgen des Holocaust, PAKH e.V. bietet Unterstützung bei allen Fragen rund um Gefühlserbschaften aus der NS-Zeit, bei Nachkommen von Täterinnen und Profiteuren ebenso wie von Verfolgten. Es gibt auch monatliche Gesprächsgruppen, die derzeit online stattfinden. Wir waren dort in #12 zu Besuch.
Iris Wachsmuth, aber auch die Psychotherapeutin Gabriele Baring nutzen in ihren Seminaren die Genogrammarbeit. Sie gehen davon aus, dass ein Mensch ganz unterschiedlich mit dem Leben der Vorfahren verbunden ist. Oft genug wiederholt sich dabei, was bereits Generationen zuvor geschah. Dieses Stellvertreterphänomen kann sich mithilfe eines Genogramms entschlüsseln lassen.
Filme & Bücher
Die Enkelin Alexandra Senfft hat über ihren Großvater ebenfalls ein sehr lesenswertes Buch geschrieben.
Beate Niemann ist die Tochter des Berliner Kriminalpolizisten und späteren Gestapo-Chefs von Belgrad, Bruno Sattler. 1898 in Berlin geboren, machte er erst Karriere in der Geheimpolizei. Später entwickelte er sich zu einem Massenmörder mit Einsatzorten in der Sowjetunion, Jugoslawien und Ungarn. In Belgrad befehligte er den Einsatz eines Gaswagens mit dem im Frühsommer 1942 etwa 8.500 jüdische Frauen und Kinder umgebracht wurden. Beate Niemanns Buch trägt den Titel Mein guter Vater. Mein Leben mit seiner Vergangenheit. Eine Täterbiographie" und erschien 2005.
By Melanie Longerich, Brigitte BaetzLinks und Hintergründe
Unser Gast heute: Die Soziologin und Biografieforscherin Iris Wachsmuth
Krieg & Familiengedächtnis
Der russische Angriff auf die Ukraine und die Bilder von Leid und Chaos lösen auch hier Ängste aus. Einige von Euch haben uns Sprachnachrichten oder Textbotschaften geschickt. Wie zum Beispiel Florian aus Wrocław und Tom aus Dresden, ihre und andere Eurer Geschichten könnt Ihr jetzt auf unserer Webseite nachlesen.
Unterschiedliche Ängste & Erfahrungen
Mit seinem Konzept der "multidirektionalen Erinnerung“ versucht der Literaturwissenschaftler Michael Rothberg, einen Ansatz für eine neue Gedenkkultur zu skizzieren und fragt, welchen Einfluss postkoloniale Perspektiven für die Holocaustforschung hatten und heute haben können. Michael Rothberg: "Multidirektionale Erinnerung. Holocaustgedenken im Zeitalter der Dekolonisierung", kann bei der BpB bestellt werden.
Einordnungen zur Ukraine
Johannes Spohr ist promovierter Historiker und freier Journalist und hat angefangen, sich intensiv mit der Ukraine während der deutschen Besatzung zu beschäftigen, nachdem er bei der Recherche zu seinem Großvater erfahren hat, dass der als Mitglied des Oberkommandos des Heeres (OKH) auch in der Ukraine eingesetzt war. Seine Geschichte könnt Ihr in #6 Johannes nachhören.
Johannes und viele andere engagieren sich im Verein KONTAKTE-KOHTAKTbl e.V.
Ihr könnt mit einer **Spende **helfen:
Einen guten Einstieg und Überblick in und über die Geschichte der Ukraine bietet das Buch des Osteuropa-Historikers Andreas Kappeler: "Kleine Geschichte der Ukraine" - wer's noch kürzer mag: Johannes hat in der Zeitschrift Analyse und Kritik einen Überblick über die Geschichte geschrieben.
In Johannes Dissertation, die im letzten Jahr erschienen ist, beschäftigt er sich mit dem Rückzug der Wehrmacht aus der Ukraine 1943/44. Lesen lohnt sich absolut, um aktuelle Entwicklungen zu verstehen.
Und im Podcast "Und dann kam Punk" in der Folge "Ukraine Special #4" könnt Ihr auch noch mehr von Johannes' historischen, aber auch aktuellen Einschätzungen hören.
Präsident Putin spricht von einer "Entnazifizierung" und fordert, die Ukraine müsse von Nazis befreit werden. Das Bild einer "Nazi-Ukraine" wird vom Kreml seit Jahren aufgebaut. Was dahinter steckt, lest Ihr hier.
Am 1. März 2022 starben nach ukrainischen Angaben bei einem Raketenangriff auf den Fernsehturm von Kiew mindestens fünf Menschen. Der 1973 errichtete Turm grenzt direkt an das Gelände eines der furchtbarsten Massaker im Zweiten Weltkrieg: In der Schlucht von Babyn Jar ermordeten SS-Einsatzgruppen am 29. und 30. September 1941 mehr als 33.000 jüdische Frauen, Kinder und Männer.
Am 6. März wurde der Flughafen von Winnyzja von russischen Truppen zerstört. Die Stadt war mehrmals konfrontiert mit Gewalt. Seit den 1930er Jahren war die Ukraine, wie alle Teile der UdSSR, dem stalinistischen Terror ausgesetzt. In der großen Hungersnot von 1932/1933, dem Holodomor, verhungerten etwa 3,5 bis 3,9 Millionen Menschen in der Ukraine. Wer mehr darüber lesen möchte, sollte unbedingt das Buch von Anne Applebaum „Roter Hunger“ lesen.
German Angst
Der Soziologe Karl Mannheim hat sich intensiv mit dem Generationenbegriff auseinandergesetzt. In seinem Text, „Das Problem der Generationen“, der 1928 in der Zeitschrift „Kölner Vierteljahreshefte für Soziologie erschienen ist, versucht er ein Konzept für eine Theorie zur soziologischen Generationenproblematik zu entwerfen. Mehr gibt's Karl Mannheim: Das Problem der Generationen – Soziobloge.
Hilfen & Angebote
Die KZ Gedenkstätte Neuengamme bei Hamburg bietet zweimal im Jahr verschiedene Gesprächs- und Rechercheangebote für Nachfahren von Täterinnen, Mitläufern aber auch von Verfolgten an. Auf der Seite der Gedenkstätte findet Ihr einen guten Überblick. Mit dem Leiter und Initiator der Seminare, Oliver von Wrochem, haben wir schon in #2 - Der Anfang
Der Arbeitskreis für intergenerationelle Folgen des Holocaust, PAKH e.V. bietet Unterstützung bei allen Fragen rund um Gefühlserbschaften aus der NS-Zeit, bei Nachkommen von Täterinnen und Profiteuren ebenso wie von Verfolgten. Es gibt auch monatliche Gesprächsgruppen, die derzeit online stattfinden. Wir waren dort in #12 zu Besuch.
Iris Wachsmuth, aber auch die Psychotherapeutin Gabriele Baring nutzen in ihren Seminaren die Genogrammarbeit. Sie gehen davon aus, dass ein Mensch ganz unterschiedlich mit dem Leben der Vorfahren verbunden ist. Oft genug wiederholt sich dabei, was bereits Generationen zuvor geschah. Dieses Stellvertreterphänomen kann sich mithilfe eines Genogramms entschlüsseln lassen.
Filme & Bücher
Die Enkelin Alexandra Senfft hat über ihren Großvater ebenfalls ein sehr lesenswertes Buch geschrieben.
Beate Niemann ist die Tochter des Berliner Kriminalpolizisten und späteren Gestapo-Chefs von Belgrad, Bruno Sattler. 1898 in Berlin geboren, machte er erst Karriere in der Geheimpolizei. Später entwickelte er sich zu einem Massenmörder mit Einsatzorten in der Sowjetunion, Jugoslawien und Ungarn. In Belgrad befehligte er den Einsatz eines Gaswagens mit dem im Frühsommer 1942 etwa 8.500 jüdische Frauen und Kinder umgebracht wurden. Beate Niemanns Buch trägt den Titel Mein guter Vater. Mein Leben mit seiner Vergangenheit. Eine Täterbiographie" und erschien 2005.

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