"Das Erfassen der stofflichen Korrelationen in den Künsten halte ich von ganzer Wichtigkeit!" Es war nicht irgendjemand, der dies in den 1860er Jahren einforderte, sondern Gottfried Semper, einer der einflussreichsten Architekturtheoretiker des 19. Jahrhunderts. Dazu entwickelt Semper eine zu dieser Zeit äusserst anspruchsvolle und komplexe Theorie, die die Architektur nicht nur als theatralisches Gesamtkunstwerk versteht, sondern massgeblich zur Klärung der Frage des Stils und der Polychromie beigetragen hatte. Besonders ambivalent sind diese Bezüge gerade auch deshalb, weil Semper seine Auseinandersetzung sowohl aus der besonderen Materialität als auch aus der Kulturgeschichte begründete und sich dabei eine innere Spannung und Dynamik entlud, die sich heute, im Übergang von der analogen Logik der Maschine zur digitalen Logik des Computers aufs Neue zeigt.