Hej du, schön, dass du wieder da bist!
Während ich diese Zeilen für dich aufnehme, sitze ich gerade an meinem Schreibtisch und schaue den ersten Schneeflocken zu, wie sie durch meinen Garten tanzen und dann ganz langsam die Erde berühren. Neben den Wellen des Ozean, ist das ein Schauspiel, dem ich wahrscheinlich den ganzen Tag zuschauen könnte. In dem ich ganz aufgehen kann, ganz eintauchen kann, in diesem einen Moment.
Und gleichzeitig erwische ich mich auch manchmal dabei, wie ein Teil in mir irgendwann unruhig wird und zuerst leise, dann lauter ruft, „bitte tue nun etwas!“. „Bewege dich wieder, werde aktiv“. Irgendwann kommen die Rufe dann auch ohne das „bitte“ und werden forscher. Sie klingen dann eher so: „Du kannst jetzt hier nicht einfach nur sitzen und den Schneeflocken oder den Wellen zu schauen“. „Du kannst es dir nicht leisten, es ist noch viel zu tun“. Oder „Wenn das und das erledigt ist, dann hast du Zeit dafür…“.
Manchmal gelingt es mir, diese Stimme einfach nur zu hören und da sein zu lassen, manchmal gebe ich nach und beende mein Beobachten, mein Nichtstun.
Doch woher kommt dieser Drang zum permanenten Tun?
Und vor allem, wer in uns, hat das Gefühl permanent Tun zu müssen?
Wer in uns ist angetrieben und wer getrieben?
Denn, versteh mich nicht falsch, ich tue auch unheimlich gerne. Ich wirke gerne, bin kreativ, möchte Selbstwirksamkeit in meiner Arbeit erfahren, Menschen unterstützen, meine innere Welt ausdrücken. Doch bei allem stellt sich mir die Frage, wer da gerade am Werk ist. Wer da in mir wirken möchte.
Denn meine Seele kann ganz aufgehen im Beoachten eines Naturschauspiels und spürt gleichzeitig den Antrieb, hier ihre Aufgabe zu leben. Lassen wir sie ans Steuer kann sie die anderen Anteile in uns in ihr Team holen, unseren Verstand, unseren Körper und auch unser Ego, um dem Ruf des Herzens zu folgen. Lasse ich allerdings nur mein Ego oder meine innere Kriterien ans Steuer bin ich eher getrieben als angetrieben, denn dann handelt dieser Teil im Alleingang und vor allem eher aus Angst. Denn die Motivation könnte hier sein, besser zu werden, erfolgreicher zu sein, etwas zu leisten. Dieses Getriebensein wurde uns allen beigebracht, nur kleinen Kindern erlauben wir manchmal noch die Kontemplation. Doch genau diese kleine Kind in uns vermisst nun in unserem Erwachsenenleben diese Momente des Nur Seins.
Wenn es in unserem Leben irgendwann darum geht, den eigenen Wert zu beweisen, nicht zu scheiten und Liebe im Außen zu bekommen, dann haben wir einen Teil ans Steuer gelassen, der immer tun MUSS. Dieser Teil, der nur noch getrieben ist, kann es sich nicht leisten, den Schneeflocken zuzuschauen. Einfach nur das zu tun oder besser, einfach nur zu sein.
Das heißt die Frage ist auch: Wer in mir führt gerade?
Weißt du, es geht im Leben nicht darum, ein besseres Selbst zu werden, sondern dein wahres Selbst zu werden. Und dieses wahre Selbst erfährst du manchmal genau in den Momenten des Nichtstun, denn dann entsteht eine Lücke. Eine Pause im Tun. Und dein wahres Selbst hat die Möglichkeit zu dir zu sprechen. Und wenn es zu Beginn nur ein Flüstern ist. Und wir können dann allen Anteilen in uns zuhören, die aus Mangel an Liebe handeln und tun. Und ihnen nach und nach unsere Liebe schenken.
Wenn du weißt, wer in dir gerade führt, diesen Anteil kennenlernst und Wunden heilst, kannst du auch die Führung wieder ändern.
Und wenn du dann dein wahres Selbst, deine Essenz dann immer mehr ans Steuer deines Lebens setzt, kannst du dein Tun in Kooperation mit all den anderen wundervollen Anteilen in dir erleben und gestalten. Und deine eigentliche innere Kraft kommt schließlich wirklich zum Tragen.
Lasst uns also ab und an einfach nur die Schneeflocken beobachten.
Und uns darin selbst erkennen.
In Liebe und bis nächste Woche,
Deine Paulin
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