Ich stelle euch heute eine der ersten Paläontologinnen vor, der bis zu ihrem Tod die anerkennung ihrer Arbeit verwehrt blieb.
Sie wurde 1799 als eines von 10 Kindern geboren und überlebte einen Blitzeinschlag, bei dem vier andere Menschen ums Leben kamen.
Ihr Vater war Tischler, der in seiner Freizeit Fossilien sammelte. Er brachte seiner Tocher bei, wie und wo sie Fossilien finden konnte und wie man diese anschließend reinigte. Das benötigte Werkzeug baute er ihr sogar in Kindergröße, denn schon als Kind begleitete sie ihren Vater auf Ausflüge an den Strand, um dort nach Fossilien zu suchen. Die Funde verkaufte ihr Vater vor ihrem Haus, um so die finanziellen Verhältnisse der Familie zu verbessern, denn die Familie war sehr arm.
1810 verstarb ihr Vater und ließ die Familie mit hohen Schulden zurück. Ihre Mutter ermutigte sie das Hobby ihres Vaters aufzugreifen und so verbrachte sie viel Zeit an der Küste, die wir heute als Jurassic Coast kennen.
1811 machte ihr Bruder einen besonderen Fund: ein seltsamer versteinerter Schädel eines Tieres, das unbekannt war. Seine Schwester, zu der Zeit 12 Jahre alt, machte sich daran den Rest zu finden und legte eine 5m Skelett frei.
Viele Wissenschaftler hielten es zunächst für ein Krokodil. Zu dieser Zeit bestand der Glaube, dass diese ausgegrabenen Wesen unbekannt sind, weil es sie nur noch in fernen Ländern gab. Georges Cuvier, Begründer der Paläontologie, hatte kurz zuvor seine Theorie über das Aussterben von Tierarten veröffentlicht.
In 1823 legte sie das nächste vollständige Skelett frei. Es war ein Plesiosaurier - übersetzt"fast-echse". Dieser Fund sorgte dafür, dass das Gerücht umging, es sei eine Fälschung. Es war so zu ungewöhnlich und dann noch von einer Frau entdeckt.
Selbst der Vater der Paläontologie zweifelte den Fund an, gab seinen Fehler aber später zu.
Sie hatte wenig Schulbildung, brachte sich selbst aber Geologie und Anatomie bei. Ihre Funde sorgten dafür, dass andere Fossiliensammler an ihrer Seite auf die Suche gingen. Darunter waren William Buckland, Thomas Birch, Elizabeth Philpot und Henry de la Beche. Doch der Kontakt zu ihnen sorgte nur für Gerüchte in ihrem Dorf, die ihrem Ruf schadeten.
Doch durch diese Bekanntschaften konnte sie sich austauschen und viel dazu lernen.
Sie wurde schon bald dafür bekannt Fossilien zu finden und sie zu bestimmen, dennoch weigerte sich die Wissenschaft ihre Arbeit anzuerkennen. Wissenschaftler übergingen sie und ließen sie unerwähnt, in den bahnbrechenden Funden, die sie gemacht hat, wie z.B. die Entdeckung eines Ichthyosauriers.
Die Geological Society of London lehnte ihre Aufnahme ab.
In 1828 fand sie die Überreste eines Dimorphodon, der erste Pterosaurier, den man außerhalb von Deutschland fand.
Darauf folgten noch weitere zahlreiche Funde. Sie verkaufte viele davon, was dafür sorgte, dass das Interesse für Paläontologie in der Gesellschaft anstieg. Museen konnten dem Andrang und der Nachfrage bald nicht mehr nachkommen.
Sie lebte trotz alledem in Armut. Finanzielle Unterstützung erhielt sie von Henry de la Beche, der Kopien eines seiner Kunstwerke verkaufte und ihr Geld schickte. Dieses Kunstwerk war inspiriert von ihren Funden.
1847 starb sie an Brustkrebs in ihrem Heimatdorf Lyme Regis im Alter von 47 Jahren. Erst 57 Jahre später wurden Frauen in die Geological Society of London aufgenommen.
Ihr Name war Mary Anning.