Stelarc (*1946, Limassol, Zypern) zählt seit den 1980er-Jahren zu den einflussreichsten Vertretern der zeitgenössischen Kunst, die sich mit der technologischen Erweiterung und Modifikation des menschlichen Körpers befassen. In seinem Vortrag thematisiert der in Australien lebende Künstler, wie digitale Technologien neue Formen der Körperlichkeit ermöglichen, in denen der Körper zunehmend zur Schnittstelle zwischen biologischen, maschinellen und virtuellen Realitäten wird. Seine künstlerischen Experimente schaffen provokative Zukunftsszenarien, die stets das Element des Unvorhergesehenen enthalten.
Stelarc (*1946, Limassol, Zypern) wurde international bekannt durch Performances mit robotischen Gliedmaßen, ferngesteuerter Muskelstimulation, seinen spektakulären Suspension-Performances sowie insbesondere durch das Projekt »Third Ear«, bei dem ihm ein im Labor gezüchtetes Ohr in den Arm implantiert wurde. Der Vortrag gibt Einblick in seine aktuelle Forschung sowie in seine grundlegenden Überlegungen zur technischen Erweiterung von Körpern.
Stelarc bringt seine Position selbst wie folgt zum Ausdruck:
"Alternative Körperlichkeiten vermehren sich. Alternative Intelligenzen entstehen, Maschinen werden autonomer, Körper werden technisch. Das Digitale ermöglicht alternative anatomische Architekturen.
Im Exzess zu sein bedeutet, zwischen dem Biologischen, dem Maschinellen und dem Virtuellen zu oszillieren, sowohl in nahen als auch in fernen Räumen. Im Exzess zu sein bedeutet, ein erweitertes operatives System mit verteilten Sinnen und erweiterter Handlungsfähigkeit zu sein.
Digital zu sein bedeutet, in einer verflachten Ontologie interagierender Algorithmen, Maschinen, Instrumente, Netzwerke, Mikroorganismen und anderer Körper, Objekte und Bilder zu leben. Der Mensch wird dabei nicht privilegiert. Was mit dem Digitalen deutlich wird, ist die Konnektivität des menschlichen Körpers. Er ist eine Schnittstelle.
Künstler*innen schaffen umstrittene Zukunftsvisionen – Möglichkeiten, die performt, hinterfragt, bewertet, möglicherweise angeeignet, aber höchstwahrscheinlich verworfen werden können. Eine Zukunft ohne Kontingenz ist keine Zukunft. Eine Zukunft ist keine Zukunft, wenn sie nicht das Unerwartete beinhaltet."
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