Rede: Ministerpräsidentin a.D. Christine Lieberknecht
Es gab viele glückliche Umstände, die den Fall der Mauer quer durch Deutschland und Europa ermöglichten. Doch ohne die Erfüllung der alten prophetischen Weissagungen von »Schwertern, die zu Pflugscharen« werden, hätte es die Friedliche Revolution ohne Blutvergießen wohl nicht gegeben.
Angesichts des immer lauter werdenden Rufs nach »Rettung unseres Planeten« lohnt es, der Frage nachzugehen: War dieses »Wunder Gottes« ein (vielleicht letztes) Zeichen für die Wirkmächtigkeit christlicher Gebete angesichts des bis an die Zähne bewaffneten diktatorischen sozialistischen Regimes? Oder werden hier dem christlichen Glauben und der Kirche vielmehr eine Rolle zugeschrieben, die vor historischen Forschungen letztlich kaum Bestand haben wird? Und: Was heißt das für die Bewältigung der aktuellen Krisen in den westlichen Gesellschaften, wenn die bisherigen geistig-kulturellen und religiösen Ressourcen, die einst das gemeinsame Europa ermöglichten, allenthalben spürbar erodieren?
Die Grenzauer Predigt wurde 2021 begründet und ist zusammen mit den Tischreden Programmteil des Festivals »Denkbares«. Bei diesem feierlichen Abschluss spricht eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens über das jeweilige Motto des Festivals.
Ministerpräsidentin a.D. Christine Lieberknecht war von 2009 bis 2014 Ministerpräsidentin des Freistaates Thüringen und Landesvorsitzende der CDU Thüringen. In der Wendezeit gab Christine Lieberknecht ihren Pastorenberuf auf und wechselte in die Politik. Seit 2009 ist sie Mitglied im Vorstand der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.