Eines weiß sie sicher. „Ich bin mehr Berlinerin als sonst was!“ Und trotzdem ist Berlin nicht mehr ihre Heimat. Eine neue Heimat hat die Vertriebene erst spät gefunden. Nicht auf dem Land im Norden Argentiniens, wo sie zusammen mit ihrem Mann, dem Bruder und ihren Eltern nach der Flucht Landwirtschaft betreibt, unter primitivsten Bedingungen. Hier muss die Hutmacherin Kühe melken und Heuschrecken bekämpfen. Eine Heimat findet sie auch nicht in Buenos Aires, wo sie später lebt und ihre Kinder groß zieht. Eine neue Heimat findet sie erst auf ihrer letzten Lebensetappe im hohen Alter, im Hogar Hirsch, dem Altenheim für Deutsch sprechende Jüdinnen und Juden Argentiniens. Hier, 11.915 Kilometer von Berlin entfernt, existiere jüdische Leben, erzählt sie. „Hier habe ich das jüdische Leben zum ersten Mal so richtig kennengelernt. Hier in San Miguel gehöre ich eigentlich am allermeisten dazu. Das ist komisch, nicht?“