Digitalgespräch

IT-Riesen und Softwaremonopole: Das Ringen der Hochschulen um digitale Souveränität


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Mit Ramin Yahyapour von der Georg-August-Universität Göttingen und der Gesellschaft für wissenschaftliche Datenverarbeitung mbH Göttingen (GWDG)

Die Abhängigkeit der Unternehmen und Verwaltungen von außereuropäischen Technologie-Anbietern ist in den letzten Jahren deutlich spürbar. Auch Hochschulen gegenüber nutzen große Firmen, die mit wenig bis keiner Konkurrenz für den wissenschaftlichen Alltag praktisch unverzichtbare Soft- und Hardware bereitstellen, ihre Position offenbar bewusst aus: Sie drehen gezielt an Preisschrauben, setzen den Hochschulen komplizierte Lizenzmodelle vor, zwingen ihnen neue Produkttypen auf und stabilisieren so nicht zuletzt ihre Präsenz im Alltag der Anwender:innen; Studierende erzieht das fast automatisch zu dauerhaften Kund:innen von Google, Microsoft, Adobe & Co. Auswege aus dieser Zwangslage sind nur schwer zu finden, denn die Hochschulen haben kaum Verhandlungsmacht. Ihr Auftrag lautet "Forschung und Lehre", Extra-Invest in teure Change-Prozesse ist nicht vorgesehen. So müssen sie immer mehr ihres knappen Budgets für die Bereitstellung der dringend benötigten Technik vorsehen. Längst beginnt das Geld für die IT anderswo zu fehlen, und auch Datenschutzstandards und Nutzungsbedingungen, zu denen IT-Riesen ihre Produkte bereitstellen, sind an vielen Stellen fragwürdig – eine Gefahr für freie Forschung und Lehre. Zwar existieren Alternativen, etwa Open Source-Lösungen, oder europäische Produkte, die zu besseren Konditionen eingesetzt werden könnten, aber eine Umstellung aller Mitarbeiter:innen und Systeme auf bisher wenig erprobte Neuerungen wäre komplex, im Normalbetrieb kaum durchsetzbar, und für einzelne Einrichtungen nicht ohne Risiko. Hilft es, sich zusammenzuschließen? Muss die Politik – anders – handeln? Und wissen alle Beteiligten, was auf dem Spiel steht?

Ramin Yahyapour ist Professor für E-Science und praktische Informatik an der Georg-August-Universität Göttingen und leitet die Gesellschaft für wissenschaftliche Datenverarbeitung mbH Göttingen, die der Universität wie auch der Max-Planck-Gesellschaft als Rechenzentrum und IT-Kompetenzzentrum dient. Der renommierte Experte für Hochleistungsrechnen, Cloud-Anwendungen und Datenmanagement engagiert sich seit vielen Jahren für digitale Souveränität. Im Digitalgespräch schildert Yahyapour die Lage, in der sich Hochschulen zurzeit als Kundinnen von Technologieanbietern befinden, ordnet Entwicklungen ein und macht die Bedeutung digitaler Souveränität für Hochschulen klar. Er zeigt auf, welche Maßnahmen helfen könnten, Abhängigkeiten aufzulösen und welche Hürden dabei im Weg stehen. Mit den Gastgeberinnen Marlene Görger und Petra Gehring diskutiert Yahyapour, wer aktiv werden muss und mit welchen Strategien Stück für Stück Spielräume entstehen könnten, wenn das Bewusstsein für die Problematik wächst und mutige Schritte gegangen werden.

Link zum Originalbeitrag: https://zevedi.de/digitalgespraeach-055-ramin-yahyapour

Link zu Ramin Yahyapours Profil auf der Webseite der Universität Göttingen: https://www.uni-goettingen.de/de/635175.html

Link zur Webseite der Gesellschaft für Wissenschaftliche Datenverarbeitung mbH Göttingen (GWDG) https://gwdg.de/

Zur Broschüre „Sicherstellung der digitalen Souveränität und Bildungsgerechtigkeit. Empfehlungen zur Ausgestaltung von Rahmenbedingungen für die Nutzung von Cloud-basierten Angeboten im Bildungsbereich“ der Zentren für Kommunikation und Informationsverarbeitung in Lehre und Forschung (ZKI e. V.): https://www.zki.de/fileadmin/userupload/ZKI-DigitaleSouveraenitaet-2022-V2.pdf

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