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By Christian, Jenny und Elena
The podcast currently has 77 episodes available.
Es waren einmal... Live Action Role Plays, kurz LARPs, die sich immer größerer Beliebtheit erfreuen. LARPS sind Rollenspiele, bei denen die Teilnehmer und Teilnehmerinnen ihre Spielfigur physisch selbst darstellen. So weit wie diese Kinder sollte man dabei aber besser nicht gehen.
Mehrere fünf- und sechsjährige Kinder haben ein außergewöhnliche Spielidee: Sie wollen Schlachten spielen. Dazu schlüpfen in die Rollen von Metzger, Koch, Schwein, Köchin und Unterköchin und sind richtig drin: Der Metzger geht hin und schneidet dem Kind, das das Schwein spielt, die Kehle durch. Aus welchem Grund das Kind am Ende freigesprochen wird und warum man nicht alles nachmachen sollte, was die Eltern tun, hört ihr in dieser Folge mit dem Märchen "Wie Kinder Schlachtens miteinander gespielt haben" – ein Märchen, das nicht grundlos aus den Kinder- und Hausmärchen gestrichen wurde. Denn nicht nur der Titel klingt nach einem krassen True-Crime-Fall. Auch die Geschichte, obwohl ziemlich kurz, hat es wirklich in sich.
Achtung: In dieser Folge geht es um Nationalsozialismus.
Es war einmal… die dunkelste Zeit der deutschen Geschichte. Eine Zeit, in der Menschen verfolgt, gequält, deportiert und in Massen systematisch vernichtet wurden. Es war einmal der Holocaust, der nationalsozialistische Völkermord an bis zu 6,3 Millionen europäischen Jüdinnen und Juden während des Zweiten Weltkriegs, angetrieben von einem Hass und Rassenwahn, der bis heute kaum vorstellbar ist. Und doch zeigen sich auch in unserer Zeit immer öfter Tendenzen, die eigentlich längst überwunden sein müssten. Die Parallelen zum Früher sind teilweise erschreckend und verdeutlichen einmal mehr, wie wichtig die Auseinandersetzung mit der Zeit des Nationalsozialismus ist, wie wichtig eine Auseinandersetzung mit der Geschichte ist.
Aus diesem Grund haben wir für diese Märchenkunde das Thema "Märchen im Nationalsozialismus" gewählt. Wir schauen uns an, welche Rolle Märchen in dieser Zeit spielten und wie sie für die nationalsozialistische Propaganda eingesetzt wurden. Dabei stoßen wir auf ebenso skurrile wie abstoßende Änderungen, die die Nazis in den Märchen vorgenommen haben und sehen einmal mehr, wie Literatur instrumentalisiert und missbraucht werden kann. Wir betrachten Märchenverfilmungen von 1933 bis 1945 und finden heraus, warum auch sie ein beliebtes Mittel der Nazi-Propaganda waren. Und wir werfen einen Blick in die Geschichte und zeigen, wie die Nazis auf das Gedankengut der Romantik zurückgegriffen und dieses ebenfalls an ihr Weltbild angepasst haben. Darüber hinaus sprechen wir über die Darstellung von Juden bei den Grimms und bei Wilhelm Hauff und stoßen auch hier auf Antisemitismus. Und bei all dem müssen wir mit Schrecken feststellen: Die Narrative der Rechten haben sich nicht verändert, ihre Strategien, Sachverhalte zu verfälschen, Fakten zu verdrehen und sie aus dem Zusammenhang zu reißen und Ideen und Gedanken für sich zu missbrauchen, sind nicht neu. Um so wichtiger ist es, zu hinterfragen, sich mit Themen auseinanderzusetzen und Inhalte einzuordnen. Denn Geschichte wiederholt sich. Es ist an uns, das zu verhindern.
Quellen:
Geister, Oliver: Märchen in dunklen Zeiten. Geschichte des Märchens im "Dritten Reich", Münster 2021
Schlesinger, Ron: "Einmarsch ins Märchenreich", Der Spiegel, 12.04.2010, https://www.spiegel.de/geschichte/ns-propaganda-a-948787.html
Schlesinger, Ron: "Heil dem gestiefelten Kater", Zukunft braucht Erinnerung, https://www.zukunft-braucht-erinnerung.de/heil-dem-gestiefelten-kater-ns-propaganda-in-maerchenfilmen-zwischen-1933-und-1945/
Märchenpottcast, der Blog: https://maerchenpottcast.de/
Märchenpott auf Instagram: https://www.instagram.com/maerchenpottcast/?hl=de
Musik: Archivproduktion des musikhistorischen Studios der Deutschen Grammophon Gesellschaft, "Quartett für Blockflöte, Oboe, Violine und Continuo G-Dur", Georg Philipp Telemann, 1.Satz (Intro) und 3. Satz (Outro).
Es war einmal… der Hans. Der Hans hatte sieben Jahre bei seinem Herrn gedient, da sprach er zu ihm: "Herr, meine Zeit ist herum, nun wollte ich gerne wieder heim zu meiner Mutter, gebt mir meinen Lohn." Der Herr antwortete: "Du hast mir treu und ehrlich gedient, wie der Dienst war, so soll der Lohn sein," und gab ihm ein Stück Gold, das so groß als Hansens Kopf war. Jetzt könnte man ja denken: Prima, Hans hat Gold, woran soll es ihm jetzt fehlen? Tatsächlich macht das Gold den Hans aber gar nicht glücklich. Auf seinem Weg nach Hause stellt er immer wieder fest, dass ihm so einiges fehlt und so lässt er sich auf mehrere Tauschgeschäfte ein. Was am Ende dabei rumkommt und ob Hans wirklich sein Glück findet, hört ihr in diesem Schwankmärchen der Brüder Grimm.
Es war einmal... ein abgedankter Soldat, der mittellos und hungrig durch den Wald streift und dort dem Teufel begenet. Dieser bietet ihm eine siebenjährige Anstellung als Hausknecht in der Hölle an unter der Bedingung, dass er sich während der gesamten Zeit weder waschen noch frisieren darf. Dann war da einmal ein anderer Soldat, der ebenfalls nicht weiß, wovon er leben soll und ebenfalls dem Teufel begegnet. Er schlägt ihm einen Handel vor: Er muss sieben Jahre im Fell eines erschossenen Bären leben und schlafen, darf sich nicht waschen, kämmen und die Nägel schneiden. Stirbt er in dieser Zeit, gehört er dem Teufel, dafür geht ihm nie das Geld aus. Und dann gibt es da noch die Späher, die von ihrem Feldherrn ausgeschickt werden, um zu erkunden, wo man am leichtesten in das Nachbarland einfallen könne. Sie stellen fest, dass es nur eine Stelle an der Grenze gibt, wo das möglich ist. Dort wohnt aber ein Bauer mit seiner Familie. Und das bringt die Feldherren zu einer ebenso simplen wie logischen Schlussfolgerung... In dieser Märchenkunde dreht sich alles um das Thema Krieg und Frieden im Märchen. Anhand von verschiedenen Beispielen schauen wir uns an, wie Krieg und Frieden im Märchen vorkommen, ob Soldaten immer die strahlenden Helden sind und welche Folgen des Krieges thematisiert werden. Christian zeigt außerdem, wie Krieg in Märchenfilmen dargestellt wird. Und eine kleine Reise in die Geschichte und die poltische Lage zur Zeit der Grimms unternehmen wir auch.
Es war einmal... ein Soldat, der hatte dem König lange Jahre treu gedient. Als aber der Krieg zu Ende war und der Soldat, der vielen Wunden wegen, die er empfangen hatte, nicht weiter dienen konnte, sprach der König zu ihm: "Du kannst heim gehen, ich brauche dich nicht mehr. Geld bekommst du weiter nicht, denn Lohn erhält nur der, welcher mir Dienste dafür leistet." Da wusste der Soldat nicht, womit er sein Leben fristen sollte, ging voll Sorgen fort und ging den ganzen Tag, bis er abends in einen Wald kam. Als die Finsternis einbrach, sah er ein Licht, dem näherte er sich und kam zu einem Haus, darin wohnte eine Hexe. Und dort wird er etwas finden, das sein Leben komplett verändern sollte... Was würdet ihr euch wünschen, wenn ihr euch alles wünschen könntet? Der Soldat in diesem Märchen der Brüder Grimm ist in seinen Wünschen ziemlich klar. Ob er die Magie, die er bekommt, jedocht richtig einsetzt... Wir haben darn so unsere Zweifel.
Es war einmal... die ewige Frage des Menschen danach, was gut und was böse ist. Das Märchen hat darauf eine eindeutige Antwort. Wer in der Geschichte der Bösewicht ist, wissen wir schon nach wenigen Sätzen, was richtig und falsch ist, erkennen wir, ohne dass der Text es kommentieren muss. Das Märchen psychologisiert nicht, es kennt keine Grauzonen. Es kategorisiert, es belehrt und genau deswegen trennt es strikt zwischen guten und bösen Verhaltensweisen. Mit Figuren wie der Stiefmutter, den Stiefschwestern oder der Hexe hat das Märchen klassische Bösewichte etabliert, die für uns bis heute das Böse und Schlechte verkörpern. Und auch wenn die Verwendung von Gegensätzen typisch für die Textsorte Märchen ist – der Kampf zwischen Gut und Böse liegt nahezu jedem Volksmärchen zugrunde. Er ist der ultimative Gegensatz, aus dem alle andere Kontraste entstehen, fast alle Konflikte im Märchen und letztlich auch alle Figuren finden in ihm ihren Ursprung und Ausgangspunkt. Höchste Zeit also, sich in dieser Folge mit Gut und Böse im Märchen zu beschäftigen.
Es war einmal… eine Frau, die ging mit ihrer Tochter über Feld, Futter schneiden. Da begegnete ihnen ein alter Mann, der sie nach dem Weg ins Dorf fragte. Da die Frau sehr unfreundlich war, antwortete sie nur: "Sucht ihn selber." Und die Tochter setzte hinzu: "Habt Ihr Sorge, daß Ihr ihn nicht findet, so nehmt Euch einen Wegweiser mit." Jetzt war es so, dass die Mutter auch eine Stieftochter hatte, die so ganz anders war als sie selbst. Sie war gütig und freundlich und zeigte dem alten Mann den Weg. Da wir in einem Märchen sind, könnt ihr euch denken, dass der alte Mann natürlich nicht nur ein alter Mann war, sondern in diesem Fall niemand Geringeres als der liebe Gott. Und da er das Verhalten von Mutter und Tochter gar nicht gut fand, bestrafte er sie. An dieser Stelle ist das Märchen aber noch lange nicht zu Ende. Denn diese Strafe zieht sehr viel Neid, Missgunst und böse Taten nach sich. Viel Spaß beim Hören!
Es waren einmal… Demut, Mildtätigkeit, Keuschheit, Geduld, Mäßigung, Wohlwollen und Fleiß, erstrebenswerte Charaktereigenschaften, die uns in jedem Märchen als Ideal präsentiert werden. Es sind diese sogenannten Tugenden, die den Helden oder die Heldin befähigen, das sittlich Gute zu verwirklichen und jeden noch so unlösbar scheinenden Konflikt zu bewältigen. Ganz anders das Laster. Bei den bekannten Todsünden Hochmut, Habgier, Wollust, Zorn, Völlerei und Faulheit handelt es sich um schlechte Angewohnheiten, die als schädlich für den Einzelnen und die Gemeinschaft angesehen werden und die im Märchen niemals zu einem Happy End führen.
Es waren einmal… zwölf Knechte, die den ganzen Tag nichts getan hatten und sich am Abend nicht noch anstrengen wollten. So legten sie sich ins Gras und begannen, sich gegenseitig darin zu überbieten, wie faul sie doch den ganzen Tag gewesen waren. Die Geschichte des ersten Knechtes, der das Rufen seines Chefs ignoriert, ist dabei noch die nachvollziehbarste. Alles andere ist Faulheit next level und so absurd – wenn ihr mal eine originelle Ausrede braucht, in diesem Märchen werdet ihr garantiert fündig.
Es war einmal… Rapunzel, deren Kleider zu eng werden, weil sie offensichtlich schwanger ist. Dornröschen, die schlafend vom Prinzen vergewaltigt wird und Zwillinge zur Welt bringt. Und Rotkäppchen, das seine Kleider ablegt und nackt zum Wolf ins Bett steigt. Von diesen pikanten Details ist in den Grimm-Märchen nicht mehr viel übrig. FSK 18 sind sie bestenfalls wegen ihrer Grausamkeit (wie wir in unserer Folge 25 besprochen haben). Bei den schlüpfrigen Details haben die Grimms ordentlich den Rotstift angelegt, schließlich sollten die Märchen kindgerecht sein und das biedermeierliche Bürgertum in seinen Lesezirkeln nicht erröten lassen. Die Urfassungen der Märchen hatten diesen Anspruch nicht, denn sie waren keineswegs für Kinderohren gedacht. Entsprechend eindeutig geht es darin zur Sache. Und auch wenn die Grimm-Märchen viel unschuldiger daherkommen, lassen sich für sie zahlreiche sexuelle Deutungen finden: Dornröschens Spindel wird zum Phallus, Rotkäppchens Kappe zum Hinweis auf ihrer Menstruation und der Turm von Rapunzel ebenfalls zum Symbol für das männliche Geschlechtsteil.
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