Die Bakterielle Vaginose stellt in der gynäkologischen Infektiologie nach wie vor eine
der häufigsten Erkrankungen der Vagina dar. Die auftretenden Symptome wie
gräulich homogener Fluor vaginalis oft verbunden mit fischartigem Geruch sind für
die Patientinnen sehr belastend und werden nicht selten aufgrund fehlender
Diagnosestellung nicht gezielt behandelt.
Bis jetzt konnten die der Bakteriellen Vaginose zugrunde liegenden Ursachen noch
nicht hinreichend geklärt werden. Um die immunmodulatorischen Effekte zu
untersuchen, die mit den Veränderungen der vaginalen Mikroflora im Sinne der
Bakteriellen Vaginose assoziiert sind, und in Hinblick auf mögliche neue sowohl
therapeutische als auch diagnostische Ansätze, bestimmten wir bei insgesamt 81
nicht schwangeren Frauen die pro-inflammatorischen Zytokine Interleukin-6 und IL-
12 und das anti-inflammatorische Zytokin IL-10 im Vaginalsekret mittels Elisa. Wir
untersuchten 45 Patientinnen im Durchschnittsalter von 30,0 Jahren mit der
klinischen Diagnose Bakterielle Vaginose und 36 asymptomatische Frauen im
Durchschnittsalter von 33,7 Jahren.
Interleukin-6 und IL-12 werden über die Immunantwort vom TH1-Typ vermittelt und
zählen zu den pro-inflammatorischen Zytokinen, während Interleukin-10 hingegen ein
TH2-vermittelter anti-inflammatorischer Immunmediator ist. Ziel war die Beurteilung
der Rolle der zellvermittelten Immunität beim Krankheitsbild der BV.
Die Auswertungen unserer Messergebnisse zeigten weder für die proinflammatorischen
Zytokine IL-6 (p = 0,782807) und IL-12 (p = 0,671506) noch für
das anti-inflammatorische Zytokin IL-10 (p = 0,389744) einen signifikanten
Unterschied im Vergleich zur Kontrollgruppe. Die für die BV-typischen diagnostischen
Marker, wie beispielsweise der pH-Wert, waren statistisch signifikant (p < 0,0001)
verändert. Für die Aminprobe ließen sich in der Patientengruppe 42 / 45 positive
Ergebnisse finden, während in der Kontrollgruppe 0 / 36 positiv waren.
Anhand unserer Ergebnisse scheint die lokale Immunität zumindest in Bezug auf die
von uns bestimmten Zytokine bei der Bakteriellen Vaginose eine untergeordnete
Rolle zu spielen. Demzufolge lassen sich kaum Anhaltspunkte erkennen, aufgrund
derer neue therapeutische Ansätze im Sinne einer Immuntherapie als effektiv zu
sehen wären. So gilt eine Behandlung mit Metronidazol oder Clindamycin weiterhin als Mittel der Wahl, eine begleitende Therapie mit Laktobazillen zur Stabilisierung der
Mikroflora wäre zu überlegen.
Bei Frauen, die an BV erkrankt sind, kommt es vermehrt zu Komplikationen sowohl
während der Schwangerschaft, wie ein Spontanabort oder eine Frühgeburt, als auch
bei nicht schwangeren Frauen, wie eine Adnexitis oder Endometritis. Aufgrund
dessen, dass das Krankheitsbild der Bakteriellen Vaginose möglicherweise in
direktem Zusammenhang mit solchen Komplikationen steht, ist die Forschung auf
dem Gebiet der BV notwendig und sinnvoll. Es wäre wichtig, Richtlinien für eine
schnelle und sichere Diagnosestellung zu erarbeiten, um eine höhere
therapeutischen Effektivität zu erreichen.