Diese Frau hat etwas sehr beruhigendes, etwas sehr fokussiertes. Stefanie Hering ist das Gegenteil von aufgeregt. Alles scheint möglich, machbar, sogar in Zeiten des Umbruchs vergisst sie nie, dass das Potential, Freude und Schönheit zu kreieren, buchstäblich immer in ihren Händen liegt.
Stefanie ist die Gründerin von Hering Berlin, einer traditionellen Berliner Porzellan-Manufaktur, die die Art und Weise verändert hat, wie wir Porzellangeschirr wahrnehmen. Lenny Kravitz, Nicole Kidman, Oprah Winfrey, und die Köche von mehr als 250 Michelin Restaurants, sind ihrem kühnen und kompromisslosem Design verfallen. Tom Aikens, Heinz Winkler, Thomas Keller, Daniel Boulud, sie alle vertrauen den Visionen der Designerin, um ihre kulinarischen Kreationen zu präsentieren, und erlauben ihr, einen Rahmen für ihr Essen zu schaffen, der alles andere als schüchtern ist, aber dennoch nicht von der Arbeit der Köche ablenkt.
Der erste Hering Teller, den ich vor einigen Jahren in den Händen hielt, hat mir das Gefühl gegeben, die Designerin sei in die Zukunft gereist ist und mit einem Designansatz in die Gegenwart zurückgekommen, der es wagt, vorherrschende, etablierte Ideen von Porzellan zu hinterfragen. Es war ein Teller ihrer Cielo Kollektion, der Rand mit einem Muster kleiner Löcher perforiert, die von Hand in den unglasierten Biskuitporzellan gebohrt werden. Es braucht 80 Schritte, um diesen Teller herzustellen. Das heißt also, dass dieser Teller 80 Mal zerbrechen oder springen kann, aber auch, dass die Handwerkerin 80 Mal die Chance bekommt, sich der Perfektion bei einem Teller anzunähern, der so zerbrechlich, so zart scheint, aber so robust ist. Als ich Stefanie ängstlich gefragt habe, wie man ihn denn reinigt, meinte sie nur „Stell’ ihn einfach in die Spülmaschine“. Sie ist pragmatisch und vergisst nie, dass gutes Design funktionieren und gleichzeitig Spaß und Gelassenheit in die Küche bringen soll.
Der Erfolg von Hering kam plötzlich, fast zu plötzlich. Als Bergdorf Goodman für das New Yorker Kaufhaus bei ihr Ware geordert haben, dass MoMA eines der Hering Objekte auf das Cover ihres jährlichen Katalogs gedruckt hat, wurde Stefanie plötzlich berühmt und hat gemerkt, dass sie bald die Grenze ihrer Ofenkapazitäten erreichen würde. Es war an der Zeit, zu expandieren und zu wachsen, was sie mehrmals in ihrer Karriere bewältigt hat, die auch Rückschläge beinhaltet. Aber irgendwie hat es Stefanie immer wieder geschafft, sich mit dem tiefen Vertrauen in sie selbst und ihre Arbeit zu verbinden - ein Talent, mit dem sie schon in jungen Jahren beschenkt war.
Stefanie ist ihre schärfste Kritikerin, sie will ihre Kunden mit ihren Kreationen inspirieren und überraschen. Sie möchte sie mit ihren eigenen hohen Erwartungen an ihr Handwerk beeindrucken, aber vor allem hat sie sich selber zu Anfang ihrer Karriere versprochen „Ich werde aufhören, diesen Job zu machen, sobald er mich langweilt und es mir keinen Spaß mehr macht. Das ist jetzt 30 Jahre her und es hat mich keinen einzigen Tag gelangweilt.“
Stefanie hat ein Familien-Rezept mit mir geteilt: ihre Husarenkrapferl. Diese Plätzchen muss (!) sie jedes Jahr zu Weihnachten für ihre Kinder backen, selbst nachdem sie ausgezogen sind. Der englische Text und alle Rezepte meiner Podcast Gäste sind auf meikepeters.com unter 'Meet in Your Kitchen' zu finden.
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Martin Stumpf
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