Der Traum vom Westen – Eine Erzählung über Grenzen, Liebespost und Fernweh
Vom Fernweh getrieben, stellte der DDR-Bürger Jörg Weber 1974 einen Ausreiseantrag in den Westen. Als er im August 1977, drei Jahre später, aus Ost-Berlin ausreisen durfte, musste er sich nicht nur von seiner Familie, sondern auch von seiner damaligen Freundin Doris
verabschieden. Jörgs Leben im Westen war geprägt von bis dahin unbekannten Freiheiten wie freie Meinungsäußerung und lange Auslandsaufendhalte. Den Kontakt zu seiner Doris hat er jedoch immer gehalten, hat mit ihr telefoniert und ihr Briefe geschickt. Nach dem Mauerfall kamen die beiden wieder zusammen und es stellte sich heraus, dass mehrere von Doris‘ Briefen nie bei Jörg ankamen. Erst Jahre später, Ende der 90er Jahre, sollten diese Briefe auf kuriose Weise doch noch den Weg zu ihrem Empfänger finden.
Kurzvita Jörg Weber
Jörg Weber, geboren und aufgewachsen in der DDR, wurde von seinen Eltern mit christlichen Werten erzogen, die sich nur eher selten mit denen des Kommunismus verstanden. Dank der Facharbeiterausbildung erlangte er mit 19 Jahren sein Abitur. Daraufhin absolvierte er eine Erwachsenenausbildung im Berliner Tierpark, wo er bis 1969 als Tierpfleger arbeitete. Anschließend bekam er einen Studienplatz an der landwirtschaftlichen Fakultät der Humboldt- Universität Berlin. Ein paar Tage nach Aushändigung seines Diploms beantragte er mithilfe des Anwalts Wolfgang Vogel die Ausreise in den Westen. Zu dieser Zeit arbeitete er im Verein für Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter (kurz VKSK). Dort wurde ihm knapp zwei Jahre nach Antragstellung aus politischen Gründen gekündigt. Die Ausreise nach West-Berlin erfolgte dann am 24. August 1977, wo er ab diesem Tag mit seiner damaligen Lebensgefährtin in einer Wohnung in Neukölln lebte und parallel Veterinärmedizin an der Freien Universität studierte. Die darauffolgenden Jahre waren von zahlreichen, teilweise jahrelangen Auslandaufenthalten geprägt. 1990, ein halbes Jahr nach dem Mauerfall, kehrte er in sein Elternhaus in den Bezirk Berlin-Rosenthal zurück, wo er bis heute mit seiner Ehefrau Doris lebt.
Musik: Christian Bjoerklund - Hallon