Nur wenige Jazzsängerinnen versprühen auf der Bühne so viel positive Energie wie die Amerikanerin Dee Dee Bridgewater.Ihre Stimme, ihre Persönlichkeit und ihre Ausstrahlung begeistern Jazzfans auf der ganzen Welt, und ihre Konzerte sind jedes Mal ein Erlebnis. Als ob sie einfach auf einen Knopf drücken könnte – so konstant gut sind ihre Performances.Dee Dee Bridewater hat einige Merkmale, die sie für die Öffentlichkeit zu einer waschechten Diva machen: Einen extravaganten Look, Durchsetzungsvermögen oder ein grosses Verlangen nach Aufmerksamkeit. Aber Dee Dee Bridewater hält eisern dagegen: Sie sieht sich selber unter keinen Umständen als eine Diva.

Sie ist die jüngste in unserer Diven-Reihe: und wenn die Trompeterin Tine Thing Helseth von ihren Falten spricht, dann ist das nicht Koketterie. Je mehr Falten in ihrem Ton, desto interessanter wird er. Sagt sie. Und freut sich über alles, das sie erlebt und eine Spur hinterlässt.Tine Thing Helseth gehört zur jungen norwegischen Blechbläser-Generation. Dort wird viel Blasmusik gespielt, Flügelhorn, Trompete, Posaune, Tuba - und man findet an allen Instrumenten Frauen.Tine Thing Helseth hat sich die zehn besten ausgesucht und mit ihnen das Ten Thing Bläserensemble gegründet: eine absolute Y-chromosomenfreie Zone!

Wenn die Dirigentin Marin Alsop die Bühne betritt, geht es an die Arbeit: zielstrebig, ohne Extravaganz, konzentriert und mit freudigem Lächeln, das Lust auf Musik ausstrahlt. Der Weg in die «Top 100» aller Frauen weltweit war steinig, der Kampf um Anerkennung eine Herausforderung.Heute ist sie Chefin des Baltimore Symphony Orchestra und seit 2013 auch des São Paulo Symphony Orchestra. Im selben Jahr macht sie als First Lady of The Last Night of the Proms in London Furore. Ihre Interpretationen sind gewagt, manchmal übermütig und weltweit gefragt. Bettina Brand hat Marin Alsop in London gesprochen und mit ihr über ihr Leben, ihre Projekte und Lieblingsmusiken gesprochen – ein Crossover von Jazz über Klassik bis zur Musik unserer Zeit.

Es begann - im Salon: die beiden Hamburger Geigerinnen Angelika Bachmann und Iris Siegfried kamen zum Jour fixe in der WG ihrer Kollegin und musizierten dort regelmässig. Auch, und immer wieder, Elgars «Salut d'amour».Aus dem Trio wurde ein Quartett, dessen Spielwitz, Können und Humor sich niemand verschliessen kann. Und das unterdessen weltweit Erfolge feiert.Gerade sind sie zurück von einer USA-Tournee und starten eine Konzertreise durch Deutschland, mit dem «Karneval der Tiere» und anderen Fantasien. Ein Gespräch über die Kraft der Musik, über Frauenbands und ihre Power, und über die grosse Aufgabe, Kindern zuhause und in aller Welt Zugang zur Musik zu verschaffen.

Wenn Maria Schneider vor dem Männerhaufen ihres Orchesters steht, scheint sie zu schweben; tanzend führt sie die Musiker durch ihre Partituren und die Musik klingt leicht und schön.Wenn sie aber über den Umgang des Internet-Riesen Google mit dem Urheberrecht spricht, steht sie mit beiden Beinen auf dem Boden. Und wird laut!Die New Yorkerin Maria Schneider ist mittlerweile das Mass der Dinge wenn es um grossorchestralen Jazz geht. Fast chronisch gewinnt sie die Polls der wichtigen Fachmagazine und fünf Grammies stehen in ihrem Gestell. Sie ist aber nicht nur eine hochgelobte Komponistin, sondern eine Geschäftsfrau, die ihre CDs selber produziert und mit Engagement vermarktet. Und die jederzeit die Kontrolle über alle Aspekte ihrer Kunst haben will. Eine Diva? Nein, eine hart arbeitende Künstlerin!

Nein, eine Diva im herkömmlichen Sinn, eine, die ohne ein bestimmtes Mineralwasser oder weisse Blumen in der Künstlergarderobe erst gar nicht auftritt, die ihr Management schikaniert, das Publikum mit ihren Launen vor den Kopf stösst, die sei sie nicht. Auf gar keinen Fall.Aber wenn Diventum bedeute, genau zu wissen, was man wolle, wenn man das Gefühl habe, für die Bühne geboren worden zu sein und einen überdurchschnittlichen Verschmelzungsgrad mit seiner Kunst erreicht, «wer weiss, vielleicht bin ich doch eine?» Interessanter findet die Kanadierin andere Themen, die Zeitlosigkeit eines Bach etwa, der alle Dogmatik rund um das «richtige» Instrumentarium unbeschadet überlebt hat und den zu spielen Angela Hewitt als grösstes Geschenk ihres Lebens empfindet.

Ihre Spitzentöne steigen hinauf in stratosphärische Höhen, aber trotzdem steht sie mit beiden Füsse fest auf dem Boden: die Divina Diva Diana Damrau singt, dass es Gänsehaut macht, spricht mit bayerischem Einschlag und lacht gerne, laut und silberhell.Im Gespräch mit Gabriela Kaegi erzählt sie von ihren Rollen, lauter verrückten Frauen, stets am Rande des Abgrunds, denen sie sich aber genau so hingibt wie ihren beiden Buben, mit denen sie Schlittschuh läuft im Rockefeller Center und im Sommer baden geht.

Betritt eine Diva die Bühne wird es sogleich still und ihre charismatische Magie beginnt zu wirken. So auch bei Ute Lemper.Allerdings weiss auch sie nicht genau, wie das funktioniert - mit dieser Magie und ob sie schon neben ihr in der Wiege gelegen hat. Aber eines weiss sie: ich bin ich wenn ich in den Scheinwerfer trete - und «die Bühne ist mein Wohnzimmer.»

Die Perkussionisten sind die Spitzensportler unter den Musikern, heisst es. Kein anderes Instrument ist so körperlich wie die Schlaginstrumente, sagt Martin Grubinger.Er muss es wissen: in einem Konzert geht ihm der Puls ohne weiteres auf 190 hinauf, anschliessend ist er zwei bis drei Kilo leichter. Und damit er seine 1 200 Schläge in der Minute aufs Fell schlagen kann und überhaupt seine Musikeln die Präzisionsarbeit weiterhin machen können, muss er täglich trainieren und sich nach einem vorgegebenen Essensplan ernähren. Dabei hat er ein Laster: Haribo und die Kuchen seiner Mutter.Und er hat eine Leidenschaft: Felle, Metall, Holz, überhaupt alles, worauf man schlagen kann und das einen Klang produziert. Mit Musikern aus aller Welt hat er The Percussive Planet Ensemble gegründet, daheim in der Nähe von Salzburg wird geprobt - auf der Suche nach der Weltkarte des Rhythmus.Erstausstrahlung: 22.11.15