»Cloris«
Über eine der ungewöhnlichsten Abenteurerinnen der US-Literatur
Rye Curtis (Autor, Los Angeles)
In der amerikanischen Literatur ist das ein gut bekanntes Motiv: Ganz allein und inmitten der Natur findet der Mensch zu sich selbst. Eher ungewöhnlich ist es, wenn dieser Mensch eine 72-jährige Frau ist – wie Cloris Waldrip, die titelgebende Heldin im Roman-Debüt von Rye Curtis. Der schickt in Cloris eine pensionierte Bibliothekarin aus ihrer kleinen Methodisten-Gemeinde in die Wildnis: Dort kämpft sie nach einem Flug-zeugabsturz gegen Hunger, extremes Wetter, wilde Tiere – vor allem aber gegen die Angst, irgendwann aufzugeben. So erstaunlich wie die Romanheldin ist auch die Figur der Park-Rangerin, die Cloris sucht: eine Melancholikerin mit Hang zu billigem Merlot, getarnt in der Thermoskanne. Was die Frauen vereint: Beharrlichkeit, lakonischer Humor und die Kraft, neu auf ihr Leben zu sehen. Zum Gespräch über Cloris trifft sich Rye Curtis von L. A. aus mit Ruth Mayer, Amerikanistin an der Leibniz Universität Hannover – zum gedolmetschten Podcast in englischer Sprache, ergänzt durch deutsche Lesepassagen von »Dark«-Star Maja Schöne (Thalia Theater Hamburg).
Das Gespräch wurde von Bernd Leinenbach gedolmetscht.