00:03:23:83 Der Kampf gegen Menschenhandel ist besiegelt und das am „Internationalen Tag für die Abschaffung der Sklaverei“. Unter dem Motto #ENDSLAVERY, also „beendet Sklaverei“ unterzeichneten an diesem Dienstagvormittag Spitzenvertreter unterschiedlicher Religionen und Konfessionen (Katholiken, Anglikanern, Orthodoxen, Buddhisten, Hindus, Juden und Muslimen) eine historische Erklärung gegen Menschenhandel. Sie setzen sich für eine Abschaffung von moderner Sklaverei und Menschenhandel bis zum Jahr 2020 ein. Laut Internationaler Arbeitsorganisation ILO leben 21 Millionen Menschen unter Missachtung ihrer Grundrechte in Sklaverei, Hilfsorganisationen schätzen die Zahl auf 35 Millionen.
Die Vereinigung Freedom Network“, welche im März 2014 gemeinsam mit der islamischen Al-Azhar-Universität und dem Vatikan gegründet wurde, hat als globales Netzwerk verschiedener Glaubensgemeinschaften und NGOs diese Zusammenkunft organisiert. Erstmals kam es im Vatikan zu einer Erklärung dieser Art. Dass für Papst Franziskus eine Abschaffung der modernen Sklaverei ganz oben auf der Prioritätenliste steht, hat er auch heute in seiner spanischen Ansprache an das Plenum unterstrichen. Jeden Tag gebe es Fälle von moderner Sklaverei vor unseren Augen, prangerte Papst Franziskus an:
„Trotz der großen Mühen von Vielen bleibt die moderne Sklaverei eine omnipräsente Plage, die sich ständig verbreitet und das weltweit. Auch im Tourismus. Es sind Verbrechen gegen die Grundmenschlichkeit, getarnt in scheinbar akzeptierten Gewohnheiten. In Wirklichkeit finden wir die Opfer in der Prostitution, im Menschenhandel, in der Zwangsarbeit, Verstümmelung, Versklavung, Organhandel, Drogenkonsum und Kinderarbeit. Moderne Sklaverei versteckt sich hinter verschlossenen Türen, an außergewöhnlichen Orten, auf den Straßen, in den Autos, in den Fabriken, am Land oder in Fischerbooten und anderen Orten.“
Die Erklärung, Papst Franziskus unterzeichnete für die katholische Kirche, wendet sich gegen jeden Verstoß gegen die Grundüberzeugung, „dass alle Menschen gleichwertig sind und die gleiche Freiheit und Würde haben“. Moderne Sklaverei sei ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Dies müsse von allen Nationen anerkannt werden. Zudem wird bekräftigt, dass Mitglieder aller Glaubensgemeinschaften und Menschen guten Willens in aller Welt zu spirituellen und praktischen Aktionen aufgerufen sind, die moderne Sklaverei abzuschaffen.
Für die orthodoxe Kirche unterzeichnete Metropolit Emmanuel von Frankreich als Vertreter von Batholomaios I., für die anglikanische Kirche Primas Erzbischof Justin Welby. Weiters unterzeichneten vier muslimische Vertreter sowie ein Vertreter der hinduistischen Religionsgemeinschaft, von der buddhistischen Religionsgemeinschaft. Für die jüdische Glaubensgemeinschaft unterzeichneten Oberrabbiner David Rosen und Abraham Skorka sowie auch zahlreiche Leiter von internationalen Organisationen.
Der Kampf gegen Menschenhandel ist Papst Franziskus ein großes persönliches Anliegen. Das hat er des Öfteren bewiesen. Papst Franziskus forderte in seiner Ansprache alle auf aktiv zu werden. Jeder einzelne könne ohne Ausnahme etwas gegen Menschenhandel und moderne Sklaverei tun, betonte er.
„Hilfe aktiv anbieten und das jedem, den man auf seinem Weg trifft – ob es sich jetzt um einen verlassenen alten Menschen handelt, ein unrechtmäßig misshandelten Arbeiter, um einen Flüchtling der in der Unterwelt gefangen ist, Jugendliche, Opfer des Sexhandel, Männer oder Frauen, die zur Prostitution gezwungen werden von Menschen ohne Furcht vor Gott, ein Kind verstümmelt vom Organhandel – sie sollen unser Bewusstsein erwecken und der Stimme von Gott ein Echo verleihen.“
Sechs Handlungsfelder von GFN
Das Global Freedom Network hat sechs Handlungsfelder identifiziert, um seine Vision umzusetzen: Mobilisierung von Glaubensgemeinschaften, Lieferkettennachweise mit Blick auf einen ethischen Einkauf, bessere Versorgung von Opfern und Überlebenden, Einsatz für Gesetzesreformen und deren Umsetzung, Bildungs- und Aufklärungsarbeit sowie die Sicherstellung ausreichender finanzieller Mittel, um seine Aufgabe umzusetzen.
Sklaverei gibt es bis heute als Zwangsarbeit von Erwachsenen und Kindern im Bergbau, in der Landwirtschaft oder im Haushalt. Sie ist oft mit sexueller Ausbeutung verbunden. Laut Global Slavery Index gibt es nach absoluten Zahlen die meisten Sklaven in Indien und China. Mauretanien, Usbekistan, Haiti und Katar sind die Länder, in den Sklaverei am weitesten verbreitet ist. Die Vereinten Nationen machten 2002 den 2. Dezember zum Tag für die Abschaffung der Sklaverei.
Diese Erklärung ist ein weiterer Schritt des Vatikan im Einsatz für dieses Thema. Papst Franziskus hatte es auch im Europarat angesprochen, immer wieder richten Vatikanvertreter bei internationalen Treffen wie etwa bei Interpol Anfang November die Aufmerksamkeit darauf, auch praktisch versucht die Kirche zu helfen, hier zum Beispiel ganz konkret in Mexiko in Zusammenarbeit mit dem Staat. Am 8. Februar wird ein ganzer „Tag gegen den Menschenhandel“ im Vatikan stattfinden.
(rv/kna/kap 02.12.2014 no)