Auch mit 72 Jahren fühlt sich Rainer Zobel nicht zu alt fürs Fußball-Geschäft. Mit dem Lüneburger SK bereitet er sich gerade auf den Saisonstart in der Regionalliga vor. Nicht mehr als Trainer, sondern nur noch als Teamchef wie der ehemalige Mittelfeldspieler betont, der in den 1970er Jahren mit dem FC Bayern an der Seite von Stars wie Franz Beckenbauer, Gerd Müller und Sepp Maier dreimal in Folge den Europapokal der Landesmeister, den Vorgänger der Champions League, gewann. In seinem Alter stehe man besser nicht mehr mitten auf dem Platz und mache die Übungen vor, sondern an der Eckfahne. „Man sieht viel mehr, wenn man von dort das Training beobachtet“, sagt Zobel in unserem Amateurfußball-Podcast „Schiri, der hat schon Gelb“ verschmitzt.
Früher war er ein echter Weltenbummler in Sachen Fußball. Zobel trainierte Klubs in Kairo, Tiflis, Teheran und im südafrikanischen Johannesburg. Eine seiner ersten Stationen als Coach war Eintracht Braunschweig, wo er drei Jahre Co-Trainer von Uwe Reinders war. Seit diesem Engagement ist die Löwenstadt seine Heimat, auch wenn es ihn zwischendurch immer wieder in die Welt hinauszog. Beim ägyptischen Verein El Gouna FC hatte er 2015 seine Karriere im Profi-Fußball bereits für beendet erklärt.
Doch wenig später juckte es ihn, noch einmal aktiv zu werden. „Irgendwann war der Rasen in meinem Garten dann auch gemäht“, sagt Zobel. Über seine beiden Söhne kam er zum Braunschweiger Kreisligisten FC Wenden, blieb eineinhalb Jahre bis sein Ex-Klub LSK anrief. Seitdem pendelt er mehrmals die Woche von Braunschweig nach Lüneburg. Die Party zum Bezirksliga-Aufstieg mit Wenden, die ein halbes Jahr nach seinem Abschied stattfand, hat er trotzdem gerne mitgenommen. „Die Feier nach dem ersten Europapokal-Sieg mit Bayern München und die nach dem Aufstieg in die Bezirksliga mit dem FC Wenden kann man fast vergleichen“, sagt Zobel. Wer in den 70er Münchens Feierbiest war, was er über die EM und die Entwicklung bei Eintracht Braunschweig denkt, erfahren Sie in unserem Podcast.