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Die USA stellten 2015, nach über 50 Jahren, wieder offizielle diplomatische Beziehungen mit Kuba her. Doch der diplomatische Frühling hielt nicht lange.
Ab 2016 klagten Mitarbeitende der US-Botschaft über Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindelanfälle, und kurz bevor ihr Leid begann, hörten sie ein komisches Summen oder Surren. Die US-Regierung kam zum Schluss, dass dieses mysteriöse Havanna-Syndrom eine böswillige Ursache hat: Das waren gezielte Anschläge, durchgeführt von der kubanischen Regierung mit einer Mikrowellen- oder Ultraschall-Waffe. In den Jahren danach gab es ähnliche Anschläge gegen US-Diplomat*innen und -Spione auf der ganzen Welt.
Doch schaut man sich die Fälle genauer an, macht die Erklärung einer Hightech-Waffe, die mit Mikrowellen oder Schallwellen arbeitet, wenig Sinn - es wäre kaum möglich, Menschen in Gebäuden mit so einer Waffe gezielt anzugreifen. Und die komischen Töne, die gehört wurden, stellten sich als das Zirpen von Grillen heraus.
Was ist tatsächlich geschehen? Das wollte auch das FBI wissen und führte eine Untersuchung durch. Das Ergebnis: Es handelt sich höchstwahrscheinlich um eine "Mass Psychogenic Illness", ein psychogenes Massenleiden, auch Massenhysterie genannt.
Mars, unser planetarischer roter Nachbar, fasziniert uns seit Jahrtausenden. In der jüngeren Vergangenheit mehren sich die Stimmen, die fordern: Wir müssen den Mars besiedeln!
Diesen Schritt zu wagen, wäre irgendwie ziemlich cool. Aber ist das wirklich eine gute Idee? In der heutigen Folge diskutieren wir, warum die Antwort eher ein Nein ist - und Schuld sind für einmal nicht die Marsmännchen.
Die Kolonisierung des Mars ist einerseits eine logistische Hölle. Menschen zum Mars zu bringen und sie im absolut lebensfeindlichen Umfeld der Marsoberfläche überleben zu lassen, ist mit unserer heutigen Technologie so gut wie unmöglich.
Mars-Kolonisierung ist aber auch aus Sicht des Risikomanagements keine besonders gute Idee. Es stimmt, dass Habitate auf dem Mars eine Versicherungspolice gegen existenzielle Risiken sein könnten: Wenn die Menschheit auf der Erde ausgelöscht würde, gäbe es noch Überlebende auf dem Mars. Aber rational kalkuliert macht es viel mehr Sinn, Ressourcen in die Reduktion existenzieller Risiken anstatt in Mars-Kolonisierung zu stecken - wenn wir das Risiko einer existenziellen Katastrophe auf der Erde um nur 1% senken, ist der langfristige Nutzen davon viel grösser als der Schaden einer Verzögerung bei Weltraumkolonisierung.
Früher war alles besser.
Das ist die Essenz der Philosophie von Jordan B. Peterson. Peterson ist ein ehemaliger Psychologieprofessor, der ca. ab 2016 zu einem weltberühmten öffentlichen Intellektuellen wurde, weil er die angeblich überbordende Ideologie von Diversität, Feminismus und Gleichheit kritisiert. Oder, wie er es nennt: Der "postmoderne kulturelle Neo-Marxismus" greift um sich.
Wir zeichnen Petersons kometenhaften Aufstieg nach. Aus seiner Arbeit kristallisiert sich ein reaktionäres Weltbild heraus: Hierarchien, Geschlechterrollen, gesellschaftliche Moral - mit allem gehe es heute bachab. Diese Ideologie schmückt Peterson mit zunehmend wirren antiwissenschaftlichen und religiösen Botschaften.
Ivo Sasek hat einen direkten Draht zu Gott und findet "normale" christliche Kirchen blöd. Als Prophet hat er darum die Sekte "Organische Christus Generation" OCG gegründet.
Aber Sasek ist weit mehr als ein gewöhnlicher Sektenguru. Sasek hat in den letzten rund 20 Jahren ein im deutschsprachigen Raum sehr einflussreiches Verschwörungs- und Esoterik-Imperium aufgebaut.
In der heutigen Folge nehmen wir Saseks Imperium unter die Lupe. Wir werfen einen kritischen Blick auf Saseks verschiedene Projekte, darunter das Videoportal "Klagemauer TV" und die Kongressreihe "Anti-Zensur-Koalition".
Im Juni 2021 hat das US-Pentagon einen aufsehenerregenden Bericht veröffentlicht: Es gebe unidentifizierte fliegende Objekte, die nicht erklärt werden können - und, bei denen nicht ausgeschlossen werden könne, dass sie ausserirdischen Ursprungs sind.
Ist dieser Bericht der lang ersehnte Beweis für die Existenz ausserirdischer UFOs? Leider nein. Obwohl es durchaus vorstellbar ist, dass es intelligentes, technologisch fortgeschrittenes ausserirdisches Leben gibt, ist die Hypothese, dass uns ausserirdische UFOs besuchen, reichlich löchrig. In der heutigen Folge diskutieren wir unterschiedliche Gründe, warum dem so ist.
Einige der Fragen, die wir besprechen: Warum sind die Aufnahmen von UFOs immer noch verschwommen und unscharf, obwohl Kameras immer besser und häufiger werden? Wäre eine technologisch hoch entwickelte ausserirdische Lebensform so stümperhaft, dass wir sie fotografieren und filmen können?
In vielen Ländern setzt Corona-Impfmüdigkeit ein: Die Impfraten flachen ab, und grosse Teile der Bevölkerung wollen sich nicht gegen Covid-19 impfen lassen.
Gibt es Mittel und Wege, impfzögerliche Menschen doch noch zur Corona-Impfung zu motivieren? In der heutigen Folge diskutieren wir drei mögliche Strategien: Impfpflichten, Impf-Werbekampagnen, sowie den persönlichen Dialog.
Impfpflichten sind politisch und symbolisch heikel und funktionieren wohl rein praktisch nur bedingt. Impf-Werbekampagnen sind schön und gut, aber sie sprechen wahrscheinlich vor allem Menschen an, die der Impfung gegenüber bereits positiv eingestellt sind.
Der direkte Dialog könnte das wirksamste Mittel gegen Impfmüdigkeit sein. Und zwar vor allem, wenn wir gewisse Regeln beachten: Die Gegenseite nicht verspotten, sondern Empathie zeigen. Nicht belehren, sondern ehrlich gemeinte Fragen stellen.
Das ist natürlich einfacher gesagt als getan. In der Summe könnten diese kleinen Schritte aber dazu beitragen, dass wir die Pandemie möglichst schnell hinter uns lassen.
Wer hat's verbrochen? Die Juden!
Hass auf, Diskriminierung von und Vorurteile gegenüber Jüdinnen und Juden sind auch heute noch so präsent wie eh und je - und nehmen tendenziell sogar zu. Warum?
Um diese Frage zu beantworten, werfen wir einen Blick auf die Geschichte des Antisemitismus. Und stellen fest: Antisemitismus gibt es zwar schon seit Jahrtausenden, aber die "moderne" Form des Antisemitismus als biologistisch-rassistischer Hass in Kombination mit Verschwörungstheorien über allmächtige Juden, die insgeheim die Welt kontrollieren, etablierte sich erst im 19. Jahrhundert.
Dieses relativ junge Verschwörungs-Narrativ dürfte einer der Schlüsselfaktoren sein, warum Antisemitismus auch heute noch so verbreitet ist. Antisemitismus ist damit eine bequeme Antwort auf alle realen und imaginierten Probleme: Im Zweifelsfall waren es halt die Juden. Ein Sündenbock mit langer Tradition.
Corona-Proteste im Wochenrhythmus, Corona-skeptische Gruppierungen und Influencer noch und nöcher, mehrere corona-skeptische Volksabstimmungen: Was ist los in der Schweiz?
Um diese Frage zu beantworten, skizzieren wir zunächst die corona-skeptische Landschaft in der Schweiz. Und stellen fest: Die Schweizer Corona-Skeptiker*innen gehen auf die Barrikaden, obwohl die Massnahmen im europäischen Vergleich ziemlich sanft ausfallen. Was bewegt die Schweizer Corona-Gemüter?
Wir diskutieren fünf mögliche Erklärungen:
1) Die Schweiz hat ein grosses Reservoir an irrationalen Gruppierungen, die sich jetzt für den Kampf gegen Corona mobilisiert haben.
2) Die Besonderheiten der direkten Demokratie in der Schweiz sind ein Ventil für Unmut.
3) Im politische Diskurs der Schweiz sind Corona-Verschwörungstheorien politischer Mainstream.
4) Die Schweiz leidet an Wohlstandsverwahrlosung; es fehlt das Bewusstsein dafür, dass wir in einer Krise stecken.
5) Die "Pandemieverlierer" fühlen sich vergessen und lassen ihrem Frust in wütenden Protesten freien Lauf.
So richtig Scheisse an Covid-19 ist, dass viele Menschen weiter leiden, nachdem die akute Covid-19-Erkrankung vorbei ist: Long Covid hat einen langen Schatten.
In der heutigen Folge blicken wir in die wissenschaftliche Literatur zu Long Covid und probieren, aufzudröseln, was für Arten von Long Covid es gibt, was die Symptome sind und, welche Fragen aus wissenschaftlicher Sicht noch ungeklärt sind.
Die Literatur deutet darauf hin, dass wir es mit drei Varianten oder Typen von Long Covid zu tun haben. Der erste Typus sind Schäden z.B. an der Lunge, am Herzkreislaufsystem oder neurologische Schäden, die die akute Covid-19-Erkrankung verursacht. Der zweite Long Covid-Typus ist eine Covid-19-Erkrankung, die wochen- oder monatelang andauert, aber weniger akut als zu Beginn ist. Und der dritte Long Covid-Typus ist ein Syndrom, das nach überstandener Covid-19-Erkrankung auftritt und auch Menschen mit leichterem Covid-19-Verlauf ereilen kann.
Diese dritte Variante von Long Covid ist speziell, weil das Krankheitsbild und die Diagnose von den Betroffenen selber definiert wurde. Doch bei diesem patient*innen-definierten Long Covid-Syndrom gibt es noch wissenschaftliche Unschärfen: Es könnte sein, dass ein Teil der Menschen mit diesem Krankheitsbild in Tat und Wahrheit nicht wegen einer Corona-Infektion leidet.
Was ist zu tun? Wir brauchen mehr wissenschaftliche Forschung zu diesem ätzenden Long Covid-Problem – und die Medien sollten weniger emotional und weniger skandalisierend über Long Covid berichten, damit sich der Diskurs nicht zuletzt zugunsten der Betroffenen versachlicht.
Nach einem Jahr Pandemie werden die Protestrufe auf der Strasse und in der Politik lauter: Wir leben in einer Corona-Diktatur! Mindestens so schlimm wie bei den Nazis und in der DDR!
Die Nazi- und DDR-Vergleiche sind natürlich Quatsch. Aber trotzdem müssen wir uns fragen: Ist am Diktatur-Vorwurf möglicherweise etwas dran? Die Pandemie ist schliesslich eine einmalige Situation, in der Vieles ganz anders ist, als wir es uns seit Jahrzehnten gewohnt sind. Könnte es sein, dass wir uns tatsächlich weg von einer Demokratie bewegen?
Um diese ziemlich wichtige Frage zu beantworten, schauen wir uns genauer an, wie in der Politikwissenschaft gemessen wird, ob ein System diktatorisch ist. Wir beurteilen die aktuelle Lage anhand fünf unterschiedlicher Diktatur-Messinstrumente – und stellen fest, dass unsere demokratischen Rechte intakt sind. Das gilt auch für temporäre Beschneidungen von Freiheit wie die Maskenpflicht, weil diese Massnahmen in gesetzlich klar geregelten Bahnen ablaufen.
Warum finden trotzdem so viele Menschen, dass wir in einer Corona-Diktatur leben? Vielleicht hat es etwas mit dem Demokratie-Verständnis der Corona-Querdenker*innen zu tun: Alles, was ich schlecht finde, ist Diktatur; nur meine Meinung zählt.
Würden wir tatsächlich in einer Diktatur leben, gäbe es nicht Tausende von Corona-Protestierenden, die auf der Strasse protestieren. Stattdessen gäbe es Tausende von Vermissten, die über Nacht verschwunden sind.
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