Kurz vor ihrem 30. Geburtstag verlässt die junge, russlanddeutsche Journalistin Julia die Großstadt
Berlin und kehrt in ihr Elternhaus, in ein kleines Dorf in Baden-Württemberg zurück. In einer
Identitätskrise beginnt sie sich für das Leben ihrer Oma Magdalena, die bereist verstorben ist, und
die Vergangenheit ihrer Familie zu interessieren. Geboren und aufgewachsen in Kasachstan, wollte
Julia nach ihrer Ankunft in Deutschland so schnell wie möglich dazugehören. Dabei verleugnete sie
oft ihre Herkunft, versuchte sich zu assimilieren und alle „russlanddeutschen“ Elemente
loszuwerden. Doch gleichzeitig verspürte sie eine untrennbare Verbindung zu der russlanddeutschen
Welt, aus der sie sich nie vollständig lösen konnte - oder, auch wenn sie es selbst nicht zugegeben
hatte, nicht lösen wollte.
Julia findet Unterstützung bei Großtante Margo, der Schwester ihrer Großmutter. Gemeinsam
begeben sie sich auf eine schmerzvolle Erinnerungsreise durch die Vergangenheit. Alles beginnt in
einer kleinen, deutschen Siedlung in der Ukraine, die den melodischen Namen Neu-Landau trägt.
Als Volksdeutsche werden Margo und Magdalena gemeinsam mit ihrer Mutter und ihren anderen
Schwestern über Warthegau nach Deutschland gebracht. Der Abschied von ihrer geliebten Heimat
fällt ihnen schwer. Nach Kriegsende wird die Familie von den Sowjets nach Kasachstan
verschleppt. Die Schwestern verbringen Jahre unter Kommandanturaufsicht und versuchen sich im
neuen Leben zurecht zu finden. Doch die Geister der Vergangenheit holen die Schwestern immer
wieder ein. Erfahrungen und Erlebnisse, die ihre Schatten bis in die heutige Zeit werfen.
Wie viel kann ein menschliches Herz ertragen - und wie viel darf man der jungen Generation
zumuten? Im Roman „Die Stille bei Neu-Landau“ wird nicht nur die Geschichte der
Schwarzmeerdeutschen erzählt, die das Schicksal Millionen Deutschen in der Sowjetunion geteilt
hatten, sondern auch das Thema des transgenerationalen Traumas und des oft fehlenden
Generationendialogs aufgegriffen. Was ist das für ein fremder Schmerz und diese Wehmut, den
viele junge Russlanddeutsche verspüren? Wieso wollen die Alten nicht reden und die Jungen nicht
zuhören? Und wie kann man dieses Trauma, diesen Konflikt und vor allem diesen Schmerz
individuell und kollektiv bewältigen?
Im Buch treffen unterschiedliche Generationen, Lebensmuster und Schicksalswege aufeinander.
Julia lernt zu verstehen, warum sich die ältere Generation ihrer Landsleute ins Schweigen hüllt. Und
Großtante Margo versucht hinter dem, was sie erlebt hatte, einen tieferen Sinn zu erkennen. Beide
Frauen stellen sich die Frage nach der Heimat, der eigenen Identität, der Zugehörigkeit und vor
allem, welche Bedeutung die Erinnerung an unsere Vergangenheit für alle Menschen hat.