In der aktuellen, wenn auch zeitlosen Sendung des "Vokalradios" wird es um eine Dame aus der Vergangenheit gehen, einer Dame, deren Ursprünge derart im Dunklen und Ungewissen grauer Vorzeit liegen, dass nicht einmal klar ist, wer sie ist und wenn ja, wie viele. In jedem Falle lässt sich aber vorab konstatieren, dass mit der oder den Sibyllen Seherinnen gemeint sind, schon den antiken Griechen bekannt und mit einer beachtlichen Karriere im christlichen Abendland vom frühen Mittelalter bis zur späten Renaissance. Sie galten als heidnische Prophetinnen, Weissagerinnen sowohl der Geburt Christi als auch seiner Wiederkunft am Ende der Zeiten. Es handelt sich bei den Sibyllen also um ein eher Jahrtausende als Jahrhunderte umspannendes, kultur- und musikgeschichtliches Feld, das auszumessen wir in dieser Sendung nicht einmal ansatzweise in der Lage sind. Die musikalischen Resultate, auch wenn sie mehrheitlich aus dem 15. und 16. Jahrhundert stammen, fallen dabei höchst unterschiedlich aus.