Dass wir mehr Hitzewellen bekommen, dass sie länger und heftiger ausfallen und immer mehr Menschen betreffen – das kann uns nicht überraschen. Das wissen wir seit vielen Jahren, seitdem wir auch wissen, was Klimawandel bedeutet. Was aber überraschend ist, ist die Geschwindigkeit, mit der das Ganze passiert; Damit haben wir nicht gerechnet. Die Hälfte der Menschheit hat in den letzten 12 Monaten 30 heiße Tage mehr erlebt, als in den Zeiten vor dem Klimawandel. Wohlgemerkt: 30 Tage zusätzlich, nicht insgesamt. Und das ist erst der Anfang. Die Zahl der Hitzewellen wird zunehmen und sie werden umso heftiger werden, je länger wir fossile Energien wie Öl, Gas und Kohle verbrennen. Wie schlimm, wissen wir noch nicht genau, aber sicher ist: Besser wird es nicht mehr. Den Temperaturanstieg, den wir schon haben, können wir nicht mehr rückgängig machen und dass es noch wärmer wird, können wir nicht mehr verhindern. Aber wir haben es noch in der Hand, den Anstieg wenigstens zu stoppen. Und eigentlich wissen wir auch ganz genau, was wir tun müssen: Schnell raus aus den fossilen Energieträgern und rein in die Erneuerbaren - auch wenn es vorübergehend erst einmal mehr kostet. Wir brauchen bessere Frühwarnsysteme und Hitzeaktionspläne, zusammengefasst: Wir müssen uns auf Hitzewellen, die bald zu unserem Alltag gehören werden, besser vorbereiten. Und dazu gehört auch, dass wir endlich dafür sorgen, dass Ballungsräume, die besonders unter Hitze leiden, an den Klimawandel angepasst werden: Mehr Grün, mehr Schatten, mehr Wasser - also mehr natürliche Kühlung und Zufluchtsorte für diejenigen, die in heißen Dachwohnungen leben. Es gibt wirklich viel zu tun, aber stattdessen streiten wir lieber darüber, ob wir Parkplätze für Bäume opfern, ob Fassadenbegrünung nicht zu viel Arbeit macht und ob wir Gasheizungen wirklich verbieten sollten. So als hätten wir noch eine Wahl. Aber die haben wir nicht. Wir rennen mit offenen Augen in die Katastrophe, aber wenigstens können wir nachher sagen: Wir haben es so gewollt.