Tagtraum

Jeder Tag ist ein kleines Leben – jedes Erwachen und Aufstehen eine kleine Geburt, jeder frische Morgen eine kleine Jugend, und jedes zu Bett gehen und Einschlafen ein kleiner Tod. – Arthur Schopenhauer 

Wer den Tod nicht fürchtet, achtet das Leben nicht! – Anonym 

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Die S-Bahnen der Großstadt fluten deren gleiserne Adern mit Leben und mit Blut. Sie durchströmen die Nacht, stadteinwärts, stadtauswärts. Und Juri steht routiniert am Steuerpult und steuert seinen Zug in Richtung Wannsee, so wie er es all die Jahre schon getan hat. Doch in dieser einen Nacht hat er es eilig, und sein Blut gerät in Wallung, fährt er hinaus aus der Metropole zum Wannsee.

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Ein Mensch mag tief gefallen sein, doch erhebt er sich über andere, fühlt er sich dennoch weiterhin hoch oben. Und die unteren mögen sich demjenigen nahebringen, ohne dabei zu merken, zu welchem Objekt der machtgierenden Freuden sie sich ausliefern.

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Manche Verbrechen werden nie aufgeklärt. Es sind die verschleiernden Tatumstände, die Raffinesse des Täters, die es den ermittelnden Behörden häufig schwer machen. Und es sind diese Behörden, die im Zuge eines brisanten Falls unter massiven Druck der Öffentlichkeit geraten. Dann kommt es zu individuellem Versagen, Nachlässigkeit, und der Vorhang fällt im Medienzirkus der sensationsgierenden Öffentlichkeit. Es ist das Erschaudern, die Entsetzlichkeit, die offenbar wird, wie leicht, spurenlos sich ein menschliches Leben nehmen lässt, die Feinsäuberlichkeit und Umsicht, mit der manche Täter agieren.

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Der Menschenkomet trifft mit verheerender Wirkung auf die Erde und unterjocht sie unter seinem Gewicht. Er formt das Unmenschliche und verleibt es sich ein, macht sich alle natürlichen Ressourcen dienlich. Nur des Nachts, wenn sich menschliche Augen geschlossen haben, kehrt das Weltliche in seinen natürlichen Zustand zurück und entzieht sich der menschlichen Knechtschaft...

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Die Grundlage unseres Bewusstseins sind Erinnerungen. Wir denken auf Basis von Erinnerungen, nehmen war, was um uns herum passiert und schätzen ab, wie wir auf das Äußere reagieren. Und dennoch enttäuschen uns Erinnerungen in ihrer Zuverlässigkeit. Erinnern wir uns, stellt sich nicht selten eine Ungewissheit ein, eine Infragestellung, ob eben jenes sich so ereignet oder eben doch anders von statten gegangen sein mag. Und wir werden unfähig zur Reaktion, unwissend, ausgeliefert gegenüber dem Äußeren.

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Die Einsamkeit vermag den Menschen an den Rand des Wahnsinns zu bringen. Wir sind so sehr auf den Kontakt zu anderen Menschen angewiesen, dass wir in große Unruhe verfallen, sind wir längere Zeit auf uns alleine gestellt. Wir verfluchen die Umstände, unter denen wir jenes erleiden, verwünschen den Ort, an dem wir so alleine sind. Die Einsamkeit treibt den Menschen in den Wahnsinn, und der Wahnsinn treibt die Menschen in die Einsamkeit.

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Unsere heutige Welt suggeriert, ein sicherer Ort zu sein. Wir sind nicht mehr davon bedroht, eines morgens vor unserer Haustür einem Mammut gegenüber zu stehen. Die meisten Menschen der westlichen Welt müssen sich keine Gedanken darüber machen, Nahrung beschaffen zu können oder eines kalten Wintertages des Nachts zu erfrieren. Doch wie geschieht es uns, wenn diese scheinbar stabile Realität sich als bloßes fragiles Konstrukt offenbart und durch äußere Umstände über uns zusammenbricht. Haben wir der Welt etwas entgegenzusetzen, oder sind wir ihr doch nur schutzlos ausgeliefert? 

„Die Welt hatte Zähne, und sie konnte damit zubeißen, wann immer sie wollte.“, so schrieb es bereits Stephen King. 

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Starre Blicke haften an einem. Ihre Herkunft ist ungewiss, und doch ist das Gefühl ihrer auf der eigenen Haut unbestreitbar. Sie fliegen zu einem rüber, haften dann und verziehen sich nicht mehr. Und man schaut sich um, sieht niemanden, ist sich allerdings einer Präsenz bewusst, die nicht auszumachen ist. Und vielleicht erkennt man hinter der entfernten Ecke ein Paar Augen, und vielleicht schweifen die eigenen Blicke über die Umgebung und bleiben doch bestimmt an diesem Paar haften. Die Blicke schneiden sich in einer Starre.

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Eine Vielzahl von Ereignissen, sowohl in der Gegenwart als auch in der Vergangenheit, bezeugen, wie die Macht über andere auf Menschen eine beinah magische Wirkung entfaltet. Wir sind fasziniert von der Fähigkeit entscheiden zu können, unsere Umwelt den eigenen Vorstellungen entsprechend zu verändern. Nicht selten führt ein solches Verlangen zu schwerwiegenden Entscheidungen, häufig zu Ungunsten der anderen und zu einem hässlichen Ausgang.

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