Weihnachten macht was mit uns.Es erinnert uns an unsere eigene Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit, nach Familie und einem Nest.
Wenn wir Glück haben, ist unsere Familie intakt, auf dem Weg nach Hause singen wir „Driving home for Christmas“ und spüren diese wohlige Vorfreude auf Tannenduft, Zimt und Lebkuchen, die Kerzen leuchten, das Glöckchen bimmelt, das Christkind kommt – oder in unseren modernen Zeiten auch der Weihnachtsmann mit Rudolf im Gepäck.
Wenn wir Pech haben, graut uns vor den nassen Küssen von Tante Gertraud, vor dem weinseligen, salbungsvollen Gelaber von Onkel Heinz, der mal wieder mit Papa zum streiten anfängt, wir wissen, dann wird Mama weinerlich und fühlt sich unverstanden, auch weil wir wieder mal vergessen haben, ihre Weihnachtsgans in den höchsten Tönen zu loben.
„Früher war alles besser“Wir sitzen da und sagen zu uns – „früher war alles besser“, ja früher waren wir Kinder und im besten Fall hatten wir Eltern, die dafür sorgten, dass wir uns geborgen und geliebt fühlen. Heute sind wir erwachsen, umsorgen vielleicht selbst eine Familie, fühlen uns womöglich selbst unverstanden, weil unsere Weihnachtsgans nicht in den höchsten Tönen gelobt wurde und plötzlich fühlen wir uns …..einsam. Und wir wissen, dass es an keinem Tag so viele familiäre Konflikte gibt wie am Heiligen Abend.
Die Singles werden sagen – „echt, du fühlst dich einsam? Sei froh, dass du eine Familie hast!“ Verständlicherweise wird den Einsamen unter uns ihr Allein Sein an diesen Tagen noch mehr bewußt, vielen von ihnen graut vor den nächsten Tagen, da hilft auch nicht das Wissen, dass Weihnachten auch mit Familie eine Herausforderung sein kann.
Man kann sich also auch im familiären Kreis sehr, sehr einsam fühlen, denn das, wonach sich Menschen eigentlich sehnen, wird nicht automatisch befriedigt, nur weil man ein so emotional besetztes Familienfest feiert.
Ich glaube, das Thema, das wir an Weihnachten in komprimierter Form erleben, ist das Thema, woran die Welt ganz allgemein krankt.
Viele von uns fühlen sich getrennt, ausgeschlossen, unverstanden, einsam und vor allem ungeliebt, unabhängig von den äußeren Umständen, also ob wir z.B. in einer Partnerschaft leben, ob wir Familie haben oder nicht.
Unser aller AngstIch wage zu behaupten, dass es aber grundsätzlich noch um viel mehr geht als um das Erleben der Getrenntheit von unseren Mitmenschen. Viele von uns haben sogar den Bezug zu sich selbst verloren. Wir haben Angst, zu fühlen, was wir fühlen. Wir lenken uns lieber ab mit allem möglichen – Fernsehen, Internet, Handy, Arbeit, jeder exzessiven Form von Sucht, man kann quasi fast alles dafür hernehmen, Sport, Sex, Seminare besuchen, selbst die spirituelle Suche kann zur Sucht werden, Hauptsache wir fühlen scheinbar die Angst und den Schmerz nicht.
Irgendwo ist da die tiefe Furcht zu sterben, wenn wir uns mit unserer eigenen Einsamkeit beschäftigen, mit unseren Ängsten, unseren Traumata usw., also lenken wir uns lieber ab.
Und es geht noch weiter. Oft fühlen wir uns nicht nur getrennt von anderen Menschen und uns selbst, viele von uns wurden noch dazu spirituell verkorkst durch die gängigen Religionen und ihre Dogmen. Der Begriff „Gott“ ist manchmal irgendwie sogar negativ besetzt.
Mich persönlich erinnert er an kalte, dunkle Kirchen, an sehr unfreundliche Ordensfrauen, an eigenartige Priester mit einer schmierigen Ausstrahlung, an Scham über meine damals jugendliche Weiblichkeit, die gerade am Erblühen war und die am besten versteckt werden sollte….all der Kram halt, den viele sicher auch nur zu gut kennen. Man muß wissen, ich ging dreizehn Jahre lang in zwei verschiedene Klosterschulen, meine Mutti dachte, da sei ich gut aufgehoben, weil die Nonnen ja ihre Berufung leben.
Gleich nach Abschluß meines Hochschulstudiums trat ich dann aus der katholischen Kirche aus, aus Protest und weil ich diese Schein-Heiligkeit nicht mehr aushielt. Dann wa...