„Unsere Schule ist eine lernende Organisation - das schließt Schüler wie Lehrer und Leitung mit ein.“ Diesen Satz, zur besseren Lesbarkeit hier nur leicht gestrafft, sagt Maxi Heß, Leiterin der Universitätsschule Dresden, in dieser Folge „Thema in Sachsen“. Im Podcast von Sächsische.de und Leipziger Volkszeitung geht es diesmal um die Frage, wie sich das Bildungssystem im Freistaat aus seiner Dauerkrise mit Lehrermangel, Unterrichtsausfall und Frust auf allen Seiten befreien kann.
Die Aussage der Schulleiterin ist deshalb besonders, weil sie auf den Kern des über Jahrzehnte, wenn nicht sogar über Jahrhunderte, etablierten Selbstverständnisses von Schule als Ort mit klaren Hierarchien und Normen abzielt. In der von ihr geführten Universitätsschule, einem staatlichen Schulversuch, getragen von der Stadt und wissenschaftlich begleitet von der TU Dresden, wird an diesem klassischen Bild so ziemlich alles hinterfragt.
Gelernt wird in altersgemischten Gruppen, Lehrer heißen Lernbegleiter, es gibt Feedback statt Zeugnisse, Noten kommen erst ab Klassenstufe neun dazu, Schülerinnen und Schüler organisieren selbstständig ihren Tag und entscheiden überwiegend frei, wann sie was und wie intensiv lernen.
Neben Schulleiterin Maxi Heß ist auch Anke Langner im Podcast zu Gast. Langner ist Erziehungswissenschaftlerin und Professorin an der TU Dresden, sie leitet und begleitet das Schulprojekt aus wissenschaftlicher Sicht. Zusammen mit Heß erklärt die Wissenschaftlerin, welche Erkenntnisse sie bislang in dem Projekt gewonnen hat. Ohne zu viel vorwegzunehmen: Eine wesentliche Erkenntnis sei, dass sich die Idee, keine Noten bis zur neunten Klasse zu vergeben, positiv auf den Lernerfolg von Schülerinnen und Schülern auswirke.
Zudem berichten mit Hedi und Tjark zwei aus Alltag. Beide sind 16 Jahre alt und seit fünf Jahren an der Universitätsschule. Im abgelaufenen Schuljahr haben beide ihre Abschlüsse gemacht. Sie berichten von einem „Wir-Gefühl“ an der Schule, regelmäßig stattfindenden Zielvereinbarungsgesprächen mit ihren Lernbegleitern und insbesondere davon, wie diese mit ihnen bei schlechten Leistungen umgehen.
Wie die allgemeine Lage im sächsischen Bildungssystem gegenwärtig ist, davon berichtet Andrea Schawe, Politikchefin von Sächsischer Zeitung und Leipziger Volkszeitung sowie seit mehreren Jahren Reporterin im Bereich Bildung. Sie gibt wieder, was sich auf Regionalkonferenzen von Lehrergewerkschaften aktuell abspiele, wie dort über „basarähnliche Zustände“ geklagt werde, weil Schulleitungen in Sachsen um Lehrkräfte kämpfen. Schawe ordnet die momentan brodelnde Debatte um Lehrerabordnungen ein, rechnet vor, wieso trotz Rekordhaushalt für den Bildungssektor kaum Spielraum bleibt – und wieso Schule offensichtlich mehr Mut zur Veränderung brauche.