Ziel der vorliegenden Arbeit war es, das Verhalten von Laborhunden in Abhängigkeit ihrer
Haltungsumwelt zu untersuchen. Hierzu wurden vier möglichst unterschiedliche
Einrichtungen ausgewählt, in denen drei Verhaltensuntersuchungen sowie eine 24-stündige
Verhaltensbeobachtung, mit Hilfe von Videoaufzeichnungen, durchgeführt wurden.
Bei den Unterbringungen in Einrichtung A und C handelte es sich um separate
Hundehäuser, bei B und D waren sie in die Einrichtungsgebäude integriert. Die Hunde aus
den Einrichtungen C und D hatten permanenten Zugang zu Ausläufen, in den anderen
Einrichtungen wurden sie täglich bzw. wetterabhängig dorthin gebracht. In den Einrichtungen
A, B und C stand den Hunden feststehendes Enrichment in Form von Liegewannen (A) bzw.
Liegebrettern (B und C) zur Verfügung. Bewegliches Enrichment gab es meist nur unter
Aufsicht des Pflegepersonals, in den Einrichtungen A und C standen Äste (A) und
Dentalbälle (C) permanent zur Verfügung. Die Hunde aus Einrichtung D bekamen einmal pro
Woche für ca. zwei Stunden Rinderknochen angeboten.
Die Untersuchung wurde insgesamt an 90 Hunden der Rasse Beagle, beiderlei Geschlechts,
im Alter von 1-10 Jahren, durchgeführt. Für die Verhaltensuntersuchungen wurden in den
Einrichtungen A, B und D jeweils 23, in Einrichtung C 21 Hunde ausgewählt.
Die Verhaltensuntersuchung gliederte sich in drei Teile:
Beim „Begegnungstest“ wurden die Hunde mit einer bekannten sowie einer unbekannten
Person, innerhalb und außerhalb ihrer Unterbringung, konfrontiert.
Bei der „versuchsbedingten Manipulation“ wurden die Hunde, in einem ihnen unbekannten
Raum, auf einen Behandlungstisch gehoben und von einem Tierpfleger fixiert.
Beim „Verhaltenstest“ wurde, in verschiedenen Testteilen, die Reaktion der Hunde auf ihnen
fremde Situationen und Menschen überprüft.
Um eine Vergleichbarkeit zwischen den Hunden herzustellen, wurde bei der Auswertung ein
Score-System entwickelt, in welchem sowohl das Verhalten als auch die Körperhaltung
sowie das Auftreten von „Beschwichtigungs- und Stresszeichen“ berücksichtigt wurde, wobei
hohe Score-Werte für offenes, angstfreies Verhalten und entspannte Körperhaltung sprach.
Die 24-stündige Verhaltensbeobachtung wurde an mindestens zehn Hunden in mindestens
drei Haltungseinheiten pro Einrichtung durchgeführt.
Zusätzlich wurden die Einrichtungen auf ihre Umweltbedingungen, u.a. Schallpegel,
untersucht.
Im „Begegnungstest“ zeigten die Hunde aller Einrichtungen ausgeprägte Kontaktsuche zu
den Personen. Es ergaben sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den Ergebnissen
der Testabschnitte mit bekannter Person und denen mit der unbekannten Person. Die Hunde
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in Einrichtung A, die an der Leine geführt werden konnten, da sie dies gewöhnt waren,
reagierten beim Herausfangen weniger submissiv als die Hunde der anderen Einrichtungen,
die zum Transport getragen werden mussten.
In der „versuchsbedingten Manipulation“ zeigten die meisten Hunde submissives Verhalten
beim Heben auf den Tisch und deutliche Zeichen der Entspannung während der
Untersuchung auf dem Behandlungstisch. Anzeichen für ein besonders vertrautes Hund-
Pfleger-Verhältnis wurde in den integrierten Haltungen bzw. in denen gesehen, in welchen
intensiv mit den Hunden gespielt wurde. Gleichzeitig fielen die Hunde der integrierten
Unterbringungen teilweise durch signifikant höhere Körpertemperatur und Herzfrequenz auf
(mit p < 0,01).
Im „Verhaltenstest“, wie auch schon in den anderen Untersuchungen, erhielten die Hunde
aus Einrichtung D die höchsten Gesamt-Score-Werte, d.h. sie zeigten sich besonders
umweltsicher und aufgeschlossen. Allerdings zeigten diese Hunde auch am signifikant
häufigsten „Hecheln“ (mit p < 0,01), was als Zeichen von Aufregung zu werten war. Generell
niedrige Verhaltens-Score-Werte ergaben sich in den Testteilen „Kontaktversuch“, „Fremdes
Objekt“ sowie im „Zudeckversuch“, d.h. die Hunde reagierten auf einen eintretenden fremden
Menschen sowie auf ihnen unbekannte Gegenstände (Reg