ZUSAMMENFASSUNG
Die Anwendung antimikrobieller Wirkstoffe in der Human- und Veterinärmedizin hat
zu einer Selektion und Anreicherung antibakteriell resistenter Mikroorganismen
geführt. Die Bedeutung tierischer Lebensmittel bei der Übertragung von Bakterien
auf den Menschen wurde bereits des öfteren beschrieben. In Europa sind die
meisten Y. enterocolitica-Stämme, die bei humanen Gastroenteritiden isoliert
werden, vom Bioserotyp 4/O:3. Für menschliche Infektionen stellen symptomlos
infizierte Schweine das wichtigste Erregerreservoir dar, dabei gilt Schweinefleisch als
wichtigste Kontaminationsquelle.
In der Literatur wurde bisher nur über eine Empfindlichkeitsbestimmung von
Y. enterocolitica 4/O:3 in Deutschland berichtet. Aus diesem Grund befasste sich
diese Studie mit dem Resistenzverhalten dieser Bakterien unter Anwendung zweier
unterschiedlicher Methoden. Mittels Agardiffusionsverfahren wurden 200 Stämme
(60 humane und 140 porcine) auf die antimikrobiellen Wirkstoffe Ampicillin,
Amoxicillin/Clavulansäure, Cefotaxim, Aztreonam, Chloramphenicol, Colistin,
Erythromycin, Gentamicin, Streptomycin, Nalidixinsäure, Ciprofloxacin, Tetracyclin,
Sulphamethoxazol, Sulphamethoxazol/Trimethoprim und Trimethoprim getestet. Im
Anschluss wurden 110 der gleichen Stämme (31 humane und 79 porcine) mittels
Bouillon-Mikrodilutionsverfahren untersucht. Die im Handel erhältlichen
Mikrotiterplatten wurden vom Nationalen Veterinärinstitut Schwedens bezogen und
enthielten die antimikrobiellen Wirkstoffe Ampicillin, Cefotaxim, Ceftiofur,
Chloramphenicol, Florfenicol, Gentamicin, Kanamycin, Streptomycin, Nalidixinsäure,
Ciprofloxacin, Tetracyclin, Sulfamethoxazol und Trimethoprim.
Mittels Agardiffusionstest wurden gegen fünf Wirkstoffe Resistenzen ermittelt. 98,0 %
der untersuchten Yersinien waren gegen Ampicillin, 92,5 % gegen Erythromycin,
7,0 % gegen Streptomycin, 2,0 % gegen Sulphamethoxazol und nur 1 Stamm
(0,5 %) war gegen den Kombinationswirkstoff Sulphamethoxazol/Trimethoprim
resistent. Mittels Mikrodilutionsverfahren wurden bei drei von 13 getesteten
Wirkstoffen Resistenzen ermittelt. So waren 97,2 % gegen Ampicillin, 15,5 % gegen
Streptomycin sowie 1 Stamm (0,9 %), aus einer humanen Stuhlprobe, gegen
Sulphamethoxazol resistent. Dieser Stamm war sowohl mittels Agardiffusions- als
auch mittels Mikrodilutionsverfahren multiresistent. Es konnte kein wesentlicher
Unterschied zwischen den Resistenzergebnissen humaner und porciner Stämme
festgestellt werden. Von den 110 Yersinien waren die Ergebnisse von 82 Stämmen,
mittels Agardiffusions- und Bouillon-Mikrodilutionsverfahren, übereinstimmend. Bei
28 Y. enterocolitica-Stämmen wurden unterschiedliche Resultate ermitelt. In 6 Fällen
handelte es sich um größtmögliche Fehler, 4 mal sind große und 18 mal geringfügige
Fehler aufgetreten. Dabei ist bei dem Vergleich der Ergebnisse der MHK-Wert als
der verlässlichere anzusehen. Aus diesem zuletzt genannten Grund und da die
Mikrodilution im Gegensatz zur Agardiffusion quantitative Ergebnisse liefert, was für
eine effektive Therapie von Bedeutung ist, sollten Empfindlichkeitsbestimmungen
mittels Mikrodilution durchgeführt werden.
Insgesamt betrachtet, zeigen die Ergebnisse dieser Studie, dass Y. enterocolitica-
Stämme 4/O:3 gegenüber den meisten antibakteriellen Wirkstoffen empfindlich sind
und nur vereinzelt Resistenzen gegen antimikrobielle Wirkstoffe aufweisen. Des
Weiteren ist zu sagen, dass bei Y. enterocolitica-Stämmen 4/O:3, die im
süddeutschen Raum isoliert wurden, die Resistenzsituation zum derzeitigen
Zeitpunkt nicht problematisch ist und mit den Ergebnissen anderer weltweit
durchgeführten Untersuchungen übereinstimmt.