Zu Gast: Dr. Jens Eckhardt, Fachanwalt für IT-Recht
In dieser Episode von „CTO Need to Know“ spricht Gil Breth mit Jens Schönfeld, Fachanwalt für IT-Recht, darüber, wie der EU Data Act Unternehmen technisch wie organisatorisch herausfordert. Sie beleuchten, warum Datenzugang nicht automatisch Kontrollverlust bedeutet, wie CTOs den Spagat zwischen Transparenz und Schutz von Geschäftsgeheimnissen meistern können und warum Standardlösungen selten ausreichen. Die Folge zeigt, wie technische Architektur, Compliance und strategische Entscheidungen zusammenspielen – und was jetzt wirklich Priorität hat.
Der Inhalt in Kürze:
Einführung in den EU Data Act:
Ziel: Demokratisierung des Datenzugangs bei IoT-Geräten und Cloud-DienstenKomplexität: auf den ersten Blick regulierungslastig, aber mit großem wirtschaftlichem PotenzialErwarteter wirtschaftlicher Nutzen laut EU: bis zu 270 Mrd. Euro bis 2028 – aus Sicht des Gastes eher "juristisches Marketing"Cloud Switching:
Bis 2027 müssen Cloud-Anbieter Wechsel ohne Gebühren ermöglichen„Funktionale Äquivalenz“ bedeutet nicht komplette Gleichheit, sondern vergleichbare NutzbarkeitWichtig: Anbieter müssen keine individuellen Lösungen beim neuen Anbieter schaffen, aber Aufwand zum Wechsel ermöglichenDatenzugang & Sicherheit:
Nutzer erhalten Recht auf Zugang zu Daten, die sie generierenHerausgabe an Dritte ist möglich – unter Berücksichtigung von Datenschutz, Geschäftsgeheimnissen und SicherheitSchutz von Geschäftsgeheimnissen ist explizit im Act geregeltTechnische Umsetzung & Standards:
APIs und Echtzeitdatenzugang gefordert, Definitionen wie „Echtzeit“ jedoch vageHarmonisierte Standards zur Umsetzung von der EU noch ausstehendCompliance-Strategien:
Lösungen von der Stange oft nicht ausreichend – individuelle Betrachtung notwendigVorrangig technischer Fokus vor vertraglicher UmsetzungEmpfehlung: Daten einstufen, technische Machbarkeit prüfen, Sicherheitsbedenken dokumentierenAufsicht & Sanktionen:
Aufsichtsbehörde in Deutschland: BundesnetzagenturStrafen bis zu 20 Mio. Euro oder 4 % des globalen UmsatzesData Act nicht mit DSGVO vergleichen – Durchsetzung dürfte strenger seinInternationale Betrachtung und Konflikte:
Kein direkter Konflikt zwischen EU Data Act und US Cloud ActDatenschutz-Schnittstellen mit UK, Schweiz oder China können Probleme verursachen – nationale Vorschriften beachten!Chancen (nicht nur Regulierung!):
Sekundärmärkte möglich: Unternehmen können neue Geschäftsmodelle und Dienste auf Basis von geteilten Daten anbietenÖffnung ähnelt Liberalisierung des Telekommunikationsmarkts in den 90er JahrenHandlungsempfehlung (besonders für CTOs):
Bestandsaufnahme: Was betrifft mich konkret?Technische Analyse: Was ist möglich, was nicht?Planung: Welche Schnittstellen & Infrastruktur braucht es?Risikomanagement: API vs. Sicherheit, Umgang mit GeschäftsgeheimnissenKeine Panik, aber planvolles Handeln gefragt„Lösungen von der Stange sind nur für Unternehmen von der Stange.“
Weitere Themen:
Verhältnis zum AI Act und zur DSGVOÖffentliche Stellen & Datenzugriff in außerordentlichen LagenRolle von Gatekeepern im Sinne des DMAZitat-Highlight:
„Der Data Act ist kein Innovationsförderungsgesetz, aber er kann Innovation ermöglichen – wenn man ihn richtig umsetzt.“
Fazit:
Nicht in Panik verfallen – strukturiert analysieren & umsetzen. Der EU Data Act ist keine rein juristische Hürde, sondern kann ein Wettbewerbsvorteil sein – mit der richtigen Herangehensweise.