Share Das Buch zur Woche
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By DIFFUS, Daniel Koch, Celine Leonora
The podcast currently has 104 episodes available.
Eine neue Folge von Celine Leonora und diesmal hat sie sogar gleich drei Bücher dabei, die sie für die Winterzeit empfiehlt. Da ist alles dabei von Romantasy, über Fitzek hin zu einem Sammelband mit schaurigen Wintergeschichten. Perfekt, um mit einer Decke auf's Sofa zu kuscheln und die dunkle Welt außerhalb der eigenen vier Wände zu vergessen. Schaffen die Bücher es auch auf eure Leseliste?
„Nachtlichter“ von Amy Liptrot, die Buchvorlage zum kommenden Kinofilm „The Outrun“, ist ein fantastisches Buch. Poetisch. Schmerzhaft. Wunderschön. Traurig. Niederschmetternd. Erhebend.
Amy Liptrot erzählt darin von ihrer wilden Zeit als Studentin und Musikjournalistin in London, die schnell vom Euphorischen ins Suchtkranke kippt. Als sie merkt, dass sie die Kontrolle über ihr Leben verliert, beschließt sie, in ihre alte Heimat zu reisen – auf die schottischen Orkney-Inseln. Eine karge, von Fischerei, Landwirtschaft, Naturschutzgebieten, örtlichen Mythen, Landflucht und Seefahrt geprägte Inselgruppe. Dort trifft Amy auf ihre Mutter, die vor einigen Jahren zu Gott gefunden hat, und auf ihren charismatischen, psychisch kranken Vater.
„Systemsprenger“-Regisseurin Nora Fingscheidt hat aus der Geschichte in enger Zusammenarbeit mit der Autorin den Film „The Outrun“ gemacht – mit Saoirse Ronan in der Hauptrolle, die damit schon jetzt als Oskar-Kandidatin gilt. Der Film startet am 5. Dezember 2024 in den deutschen Kinos – vorher oder nachher solltet ihr unbedingt auch das Buch lesen, das im btb-Verlag erschienen ist und zum Kinostart noch mal neu aufgelegt wurde.
Daniel stellt heut eines seiner Lieblingsbücher vor und findet: Wer sich für „True Crime“ interessiert, sollte „Die roten Stellen – Autobiographie eines Prozesses“ gelesen haben. Gerade weil die US-Autorin Maggie Nelson in ihrem autofiktionalen Text mit dem seltsamen Interesse hadert, das vor allem Verbrechen gegen Frauen entgegengebracht wird. Die Geschichte ist vor allem so bewegend, weil es hier um den Mord an Nelsons Tante geht. Jane Mixer wurde 1969 im Alter von 23 Jahren ermordet, lange bevor Maggie Nelson geboren wurde. Mixer wollte eines Abends per Anhalter fahren und wurde vermutlich von ihrem Mörder mitgenommen. Sie wurde mit zwei Kopfschüssen und einer Nylonstrumpfhose, die um ihren Hals gewickelt war, in Michigan gefunden. Vom Täter gab es jahrelang keine Spur. Der Mord wurde zum Cold Case.
Maggie Nelson entdeckte als junge Frau die Tagebücher von Jane und fand sich in der selbstbestimmten, attraktiven, studierenden Frau ein Stückweit wieder. Sie spürte dem Trauma innerhalb ihrer Familie nach und verarbeitete diese Eindrücke in ihrem Gedichtband „Jane – A Murder“. Als sie den gerade veröffentlicht hatte, erfuhr ihre Familie, dass – mehr als 20 Jahre nach der Tat – ein vermeintlicher Mörder gefunden und zur Anklage gebracht wurde. Neue DNS-Analyse-Techniken machten das möglich. In „Die roten Stellen“ nimmt uns Maggie Rogers nun mit in diesen Prozess und erzählt anhand dieses privaten Schicksals, was sie am Umgang mit Frauenmorden und an der Faszination für True Crime verstört.
In dieser Folge geht es um das Memoire „In Wasser geschrieben“ (btb Verlag, übersetzt von Claudia Max) von Lidia Yuknavitch, das im Original bereits 2010 veröffentlicht wurde und gerade unter der Regie von Kristen Stewart verfilmt wird. Im Englischen heißt es „The Chronology Of Water“. Das Buch taucht immer wieder mal auf, wenn man im feministischen Teil von Booktok unterwegs ist. Dort feiert man zurecht Yuknavitchs roughe, schonungslose Schreibe – und ist ebenfalls zurecht erstaunt über das Leben dieser Frau. Ein Leben, das von Missbrauch, Sucht, Selbstzerstörung und dem vernichtenden Verlust einer Fehlgeburt geprägt wurde.
Trotz dieser Schicksalsschläge ist „In Wasser geschrieben“ aber eben kein Klagelied – im Gegenteil. Lidia Yuknavitch erzählt zwar mit aller Härte von diesen Erfahrungen, aber sie erzählt eben auch, wie sie durch das Schreiben und das Schwimmen ihren eigenen Weg fand, damit umzugehen. Dabei stilisiert sie sich aber nicht als Kämpferin, die alle Traumata niederringt, sondern erzählt ebenso offen von ihren Irrwegen, von dem Gefühl, Außenseiterin zu sein, von ihrer teilweise rücksichtslosen Suche nach einer erfüllenden Sexualität, die sie mal bei Männern, mal bei Frauen, mal bei trans Personen findet.
Host Daniel hat in dieser Folge mit Tex Brasket und Christian Schlodder gesprochen. Die haben gerade – zusammen, mit wechselnden Erzählperspektiven – das autobiografische „Dreck und Glitzer“ geschrieben, das letzten Freitag bei KiWi erschienen ist. Der Untertitel des Buches erklärt vielleicht etwas besser, worum es da geht: „Eine Geschichte von der Straße und vom Licht an dunklen Orten.“
Die beiden erzählen das Leben von Tex – und das war lange Zeit von einigen Härten geprägt. Er kämpfte mit der Drogensucht, lebte eine Weile auf der Straße – und musizierte oft an einer Fußgängerbrücke am S-Bahnhof Storkower Straße in Berlin. Diese Brücke hat den leidlich liebevollen Spitznamen „Der lange Jammer“.
Dazu muss man wissen: Inzwischen ist Tex Brasket ein etablierter Musiker. Vor gut zwei Jahren kam die Punk-Instanz Slime auf die Idee, ihn als neuen Sänger an Bord zu holen und auch, wenn das den Die-Hard-Fans nicht gefällt: Seitdem sind Slime wieder spannender geworden. Und spielen weitaus größere Konzerte. Vor kurzem startete Tex mit Lucas Uecker von Liedfett das Projekt Teluxe.
Die besondere Note des sehr vertrauten Gesprächs: Die erste Reportage über Tex schrieb Christian damals für das Magazin „Intro“, bei dem Daniel zu der Zeit Chefredakteur war. Im Talk geht es um die Herausforderung der Autofiktion, Tex‘ Rolle bei Slime, das Leben am Langen Jammer, die „Empathie der Straße, Tex‘ Verhältnis zum Ex-Sänger Dirk Jora alias Diggen, die lange und auch mal hitzige Freundschaft zwischen Christian und Tex und seine Pläne für die nahe Zukunft.
Unser Host Daniel spricht in dieser Folge mit Thorsten Nagelschmidt über seinen neuen Roman „Soledad“. Dieses Wort hat viele Bedeutungen: Es ist ein sehr konkreter Ort im Norden Kolumbiens und im Spanischen bedeutet es „Einsamkeit“.
Der Roman ist gerade bei S. Fischer erschienen und der Nachfolger zum zu Recht gefeierte Episodenroman „Arbeit“. Thorsten Nagelschmidt könntet ihr auch aus einem anderen Kontext kennen: Er ist Sänger, Texter und Gitarrist bei Muff Potter, wo ihn viele noch als Nagel kennen.
Im Mittelpunkt von „Soledad“ stehen zwei auf den ersten Blick sehr unterschiedliche Personen. Zum einen die queere Fotografin Alena, die in einer Lodge im kolumbianischen Soledad strandet. Eigentlich wollte sie dort nach einem Reportage-Job mit ihrer Freundin Sonja Urlaub machen, aber die beiden zerstreiten sich dermaßen, dass Sonja früher abreist und Alena beschließt, eine Weile allein in der „Tortuga Lodge“ zu bleiben. Dort ballert sie sich mit Benzos zu und lässt sich vom Hotelbesitzer Rainer aus seinem Leben erzählen. Das Buch mischt nun diese Kammerspiel-artigen Szenen, die Sonja als Ich-Erzählerin vermittelt, mit der schillernden Biografie des fast siebzigjährigen Rainers.
Im diesem gut einstündigen Interview geht es um den Ort, der Thorsten zu dieser Geschichte inspirierte und wir erfahren, wie Alena und Rainer in sein Leben kamen, wie der Klassen-Aspekt in die Geschichte spielt und warum Thorsten ein BRD-Leben wie das von Rainer erzählen wollte.
Thorsten Nagelschmidt ist außerdem ab Sonntag auf großer Lesetour. Und zwar hier:
13.10.2024 Mainz, 3sein
Die Hosts Celine Leonora und Daniel Koch sprechen heute über das Buch, das am letzten Wochenende wohl (fast) alle Bücher lesenden Menschen gelesen haben werden: „Intermezzo“ von Salley Rooney. Der vierte Roman der Irin ist letzte Woche zeitgleich mit der englischen Ausgabe auf Deutsch bei Claasen erschienen – in der sehr flüssigen Übersetzung von Zoë Beck.
Sally Rooeny, die spätestens seit ihrem Roman „Normal People“ geradezu kultisch verehrt wird, erzählt in „Intermezzo“ von den Brüdern Peter und Ivan. Peter ist Mitte 30, Anwalt und verstrickt in einer Art Dreiecksbeziehung: Er fühlt sich noch immer zu seiner Ex-Freundin und ersten Liebe Sylvia hingezogen – eine Literaturprofessorin, die sich nach einem schweren Unfall von Peter getrennt hat, u. a. weil sie nicht wollte, dass er sie pflegen muss. Trotzdem verbringen beide noch viel Zeit miteinander. Peter ist aber auch mit Naomi zusammen – eine schöne, junge Studentin, die auch bei Only-Fans hin und wieder ihr Geld verdient. Klingt nach einem Klischee, hat aber mehr Gefühl und Tiefe, als man erwartet – wie eigentlich immer bei Rooney. Peters Bruder Ivan ist zehn Jahre jünger als er, ein passionierter Schachspieler, der lange Zeit Schwierigkeiten hatte Anschluss zu finden. Er lernt bei einem Turnier die 14 Jahre ältere Margaret kennen – neben Ivan und Peter die dritte Person, aus deren Perspektive die Geschichte erzählt wird. Peter und Ivan lieben und/oder hassen sich und müssen bei all dem auch noch den Tod ihres Vaters überwinden.
In dieser Folge spricht Celine über ihr Jahreshighlight „The Reappearance of Rachel Price" von Holly Jackson. In dem Buch geht es um die 18-jährige Bel, die in einem echten True Crime Fall aufwächst. Denn ihre Mutter ist seitdem sie zwei Jahre alt ist, spurlos verschwunden. Rätsel und Mythen ranken sich seitdem um den Fal – schon in solchem Ausmaße, dass ein Filmteam den Fall aufrollen will. Doch dann taucht plötzlich Bels verschollene Mutter wieder auf und stellt alles auf den Kopf. Was ist wirklich vor 16 Jahren passiert und kann Bel dieser Fremden wirklich trauen?
Daniel spricht heute mit der Autorin Sina Scherzant über ihren zweiten Roman „Taumeln“, der gerade bei Park x Ullstein erschienen ist. Darin geht es um das Verschwinden einer jungen Frau namens Hannah in einer Kleinstadt – oder vielmehr: Es geht um eine Gruppe von Menschen, die sich zwei Jahre später jeden Samstag trifft, um nach Spuren von ihr zu suchen.
Sina Scherzant kennen viel vom Meme-Acount „Allman Memes 2.0“ – wo sie bis vor gut einem Jahr mit an Bord war. Mit Marius Notter, dem Gründer der „Allman Memes 2.0“, hat sie auch ihre ersten Bücher geschrieben – satirische Sachbücher über die Deutschen. Das bekannteste trägt den schönen Titel „Randale, Randale Treckingsandale“.
Sinas erster Roman heißt „Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne“ und kam letztes Jahr im August. Warum sie gut ein Jahr später schon wieder „Taumeln“ veröffentlicht, wie das True-Crime-Genre ihre Story beeinflusst hat, wie sich ihre eigenen Kleinstadtbeobachtungen in der Geschichte wiederfinden – das alles erzählt Sina Scherzant in diesem ausführlichen Interview.
Ob man in dieser Folge merkt, dass Autorin Basma Hallak und Celine Leonora befreundet sind? Basma erzählt von ihrem Debütroman „Between My Worlds“, in dem die gebrochene Fotografin Kalima nach Island flieht und dort nicht nur versucht herauszufinden, wer sie eigentlich ist, sondern obendrein auch noch Nói begegnet. Eine wandelnde Greenflag, der auch seine Päckchen zu tragen hat. Herzzerreißend schön mit einer Prise Humor verfeinert, so kann man den Own-Voice-Roman beschreiben. Warum in diesem Podcast der Baumarkt OBI, Culcha Candela und Sternzeichen eine Rolle spielen, könnt ihr nur herausfinden, wenn ihr reinhört.
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