Prozessmanagement 2030: Dezentralisierung, Datenräume und Digitalminister im Visier
In dieser 53. Folge sitzen wir drei Prozessphilosophen – Matúš, Daniel und unser geschätzter Gast Professor August-Wilhelm Scheer – ein weiteres Mal virtuell beisammen, um den Blick von historischen Entwicklungen in die Zukunft des Prozessmanagements zu verlagern. Nachdem Professor Scheer uns bereits im ersten Teil seine vier „Leben“ als Professor, Unternehmer, politischer Impulsgeber und Jazzmusiker schilderte, richten wir unseren Fokus jetzt auf die Herausforderungen, vor denen Unternehmen stehen, wenn sie ihr Prozessmanagement zukunftsfähig aufstellen wollen.
Professor Scheer bringt es gleich zum Auftakt auf den Punkt: Wer heute in dynamischen Märkten bestehen will, muss nicht nur flexibel dezentral organisieren, sondern auch die passende Systemarchitektur dafür wählen. Ein monolithisches ERP-System, das in langen Release-Zyklen gehalten wird, bremst jede dezentrale Marktreaktion aus. Stattdessen braucht es eine Plattformarchitektur – also lose gekoppelter Business-Komponenten, die sich bei Bedarf schnell ersetzen oder ergänzen lassen. Genauso wichtig wird die Integration mit externen Partnern: In Weltmärkten, in denen Produktentwicklung, Materiallogistik und Qualitätskontrollen über Unternehmensgrenzen hinweg ablaufen, muss ein verlässlicher Datenaustausch gewährleistet sein. Prof. Scheer erzählt, wie Projekte wie „Factory X“ und „Catena X“ bereits daran arbeiten, standardisierte Data-Spaces zu etablieren, in denen Rechte, Mengen und Preise für Datentransfers eindeutig vertraglich geregelt sind – ohne dass jeder Lieferant jeden Datenaustausch selbst managen muss.
Doch wie setzen Unternehmen darauf aufbauend ein schlankes, sich selbst optimierendes Prozessmanagement um? Professor Scheer warnt davor, das notwendige Mindset und die richtige Organisation zu vernachlässigen. Wer Prozesse flexibel halten möchte, darf nicht nur an der Daten- und System-Ebene optimieren – in der eigenen Firmenkultur muss der Wille zur dezentralen Weiterentwicklung verankert sein. Gerade Start-ups zeigen, wie wichtig es ist, heterogene Teams zu gründen, die sich gegenseitig hinterfragen anstatt in alten Denkmustern zu verharren. Und während die Politik in Deutschland endlich ein Digitalministerium installiert hat, mahnt Prof. Scheer an, dass es ohne einen verbindlichen Standard für Public-Sector-Systeme und ohne klare Plattform-Strategien schwerfällt, in die internationale Spitze zurückzufinden.
Nicht zuletzt widmet sich Professor Scheer dem Thema Lehre: Statt starrer Vorlesungen aus dem Mittelalter setzt seine neue „School of Information Management“ auf lebenslanges Lernen, situative Kompetenzen und die sinnvolle Einbindung von KI-Tools ins Studium. Seine Botschaft ist klar: Wer sich heute ausbilden lässt, muss flexibel genug sein, die Methoden von BPM, Plattformdesign und Data-Spaces nicht nur zu verstehen, sondern in vernetzten Geschäftsmodellen umzusetzen – ohne digitales Neuland vorab verbieten zu wollen. Am Ende bleibt das Versprechen, dass jeder Teilnehmende etwas für seine persönliche und unternehmerische Zukunft mitnimmt: von der Bedeutung dezentraler Organisation bis hin zum Mut, mit seinen Ideen global durchzustarten.
Seid gespannt auf unsere nächste Episode, wenn wir erneut mit innovativen Vordenkern darüber sprechen, wie Prozessmanagement und Digitalisierung die Unternehmen von morgen gestalten.
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