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Audio-Podcast: 06:15 min
Kennen Sie… die alte Universität?
Trier ist Universitätsstadt. Stolz wird dies auch auf den gelben Schildern verkündet, welche die in die Stadt führenden Straßen säumen. Die aktuelle Hochschule auf der Tarforster Höhe ist eine Neugründung der 70er Jahre und damit noch recht jung. Doch schon im 15. Jahrhundert war die Moselstadt Standort einer Alma Mater – nicht auf einem Campus außerhalb des Zentrums, sondern mitten im mittelalterlichen Stadttreiben in der Dietrichstraße. Selbst Medizin konnte man dort studieren.
Zwischen dem Hauptmarkt und dem großen Komplex des Dominikanerinnenklosters St. Katharina, heute der Standort Irminenfreihof der Trierer Hochschule, war der Sitz der 1473 gegründeten Trierer Universität. Nach Heidelberg, Köln, Erfurt, Würzburg, Leipzig, Rostock, Freiburg und Ingolstadt wollte auch Trier nach der römischen kulturellen Hochzeit wieder ein Zentrum der Bildung werden und bot mit seiner Vielzahl an Klöstern, Stiften und Schulen hierfür auch gute Voraussetzungen.
Im 15. Jahrhundert war Trier Landeshauptstadt des gleichnamigen Kurstaates mit einem eigenen Schöffengericht und hatte seit 1364 erzbischöflichen Status. Erzbischof und Kurfürst Jakob von Sirck bemühte sich an höchster Stelle in Rom um die Errichtung einer Universität und erhielt nach einem persönlichen Besuch bei Papst Nikolaus V. im Jahr 1450, die Genehmigung, eine Alma Mater zu gründen. Vier Jahre später legen zwei päpstliche Bullen die Rahmenbedingungen fest; Vorbild sind die Statuten der Universität Köln.
Die Errichtungsbulle nennt die ausschlaggebenden Gründe für eine Hochschule an der Mosel, die auch heute noch Gültigkeit haben: So herrscht bis dato ein gemäßigtes Klima, es finden sich ein Reichtum an Lebensmitteln und auch eine Fülle aller möglichen Dinge, die zur Lebensführung benötigt werden, vor. Was heutzutage als Standard gilt, war vor knapp 600 Jahren einer päpstlichen Erwähnung wert, also etwas durchaus Besonderes. Doch bis zur Eröffnung gingen noch einige Jahre ins Land, erst 1473 können die ersten Studenten ihr Studium aufnehmen. Wahrscheinblich waren es Geldprobleme am erzbischöflichen Hof, die es auch dem Nachfolger des 1456 gestorbenen von Sirck nicht erlaubten, die Universität früher zu eröffnen. Kurfürst und Erzbischof Johann von Baden nämlich trat das Recht der Gründung gegen eine Zahlung von 2000 Goldgulden an die Stadt Trier ab. Die halb städtische und halb landesherrliche Universität teilte ihre höchsten Ämter entsprechend auf: Als Patron wurde die Stadt Trier eingesetzt, der Erzbischof war Kanzler. Diese Kooperation ist auch heute noch auf dem Siegel der Universität Trier wiederzufinden.
Das Lehrpersonal war überschaubar. An der Philosophischen Fakultät unterrichteten acht, an der Theologischen sechs und an der Juristischen sieben Dozenten. Das Fach Medizin hatte wohl nur einen Lehrer. Studentenzahlen sind für die ersten Jahre nicht überliefert.
Entsprechend übersichtlich war auch der Ort für die Studien. Die Dietrichstraße 13 beherbergte alle notwendigen Räumlichkeiten, wie ein Plan aus der Festschrift zur Feier des 350jährigen Jubiläums des Königlichen Friedrich Wilhelms-Gymnasiums 1913 aufzeigt. Der Historiker Michael Matheus, der die Geschichte der Universität erforscht hat, nennt Kosten von mindestens 300 Gulden für Umbauarbeiten an den bestehenden Häusern.
Schuldirektor Dr. M. Paulus berichtet in der Festschrift detailliert über die Räumlichkeiten. Demnach stellte die Stadt das ehemalige L-förmige “Große Herrn Wolffens Haus” für die Bildungsstätte zur Verfügung, samt Scheune,