Ole schaut hin
der Kinder-Podcast der Neuen Osnabrücker Zeitung
Ole, die Zeitungseule, wirft einen Blick auf die Themen, die Kinder interessieren.
Martina Voss-Tecklenburg im Kinderpodcast „Ole schaut hin“
Liebe Martina, wie stellst du dein Team für eine Weltmeisterschaft zusammen?
Ich stelle ein Team aus ganz unterschiedlichen Perspektiven zusammen. Das eine ist natürlich die sportliche Leistung, die die Spielerinnen bringen müssen in ihren Vereinen, auf ihren Positionen und natürlich auch international. Bei der Weltmeisterschaft kommen ganz viele tolle, eigentlich die besten Spielerinnen der Welt zusammen. Das heißt, das Niveau wird immer höher, die Anforderungen werden höher, also die sportliche Kompetenz, das Talent, aber auch dann die Perspektive. Bewusst auch für jüngere Spielerinnen entscheiden, damit sie schon Turniererfahrung machen. Ein Turnier wie eine Weltmeisterschaft ist etwas ganz anderes als nur ein einzelnes Fußballspiel zu haben oder in der Liga zu spielen. Da sind viele Herausforderungen. Wir sind sehr lange miteinander zusammen. Der Druck wird größer. Es schauen viele Menschen zu, es schauen viele Kinder zu. Von daher kommt noch hinzu, welche Perspektiven habe ich, wie ist mein Potenzial für die Zukunft und dann aber auch Charaktereigenschaften. Kann ich die Rolle annehmen? Ihr müsst euch vorstellen, wir haben Spielerinnen, die spielen immer in ihrem Verein, sind Stammspielerin, spielen immer und kommen dann zu mir in die Frauen-Nationalmannschaft. Wir sind 23 Spielerinnen, aber 11 können nur spielen. Da sitzt dann die ein oder andere schon mal auf der Bank und das ist eine neue Rolle, eine neue Situation und über die muss man dann sprechen und muss das miteinander angehen und sagen “Pass auf, dein Wert ist trotzdem unheimlich hoch. Er ist derselbe wie von jeder anderen Spielerin, aber Fußballerinnen definieren sich auch über Spielzeit”.
Ist Kommunikation also mitunter deine Hauptaufgabe?
Auf jeden Fall. Wichtig ist miteinander zu sprechen und nicht übereinander und die Rollen klarmachen, also ehrlich miteinander umgehen und auch zu sagen „Wie ist die Situation? Wer ist die Konkurrenz? Was erwarte ich von dir oder wir als Trainerinnenteam, was erwarten wir von dir?“ Dann ist es auch wichtig, den Menschen hinter der Spielerin zu kennen, also den Charakter. Das ist bei den Kindern genau so. Es gibt mutige Kinder, es gibt selbstbewusste Kinder, es gibt Kinder, die etwas schüchterner sind und das ist bei meinen Spielerinnen auch so. Es gibt schon junge Spielerinnen, die haben noch nicht die mentale Stärke, fühlen sich noch nicht so sicher und sind nicht so selbstbewusst und da geht es immer wieder darum, miteinander zu sprechen, die Rolle klarzumachen, aber auch den Menschen kennenzulernen, damit ich vielleicht auch nicht etwas erwarte, was diese Person noch gar nicht leisten kann.
Wie viel Zeit vor so einem Turnier trainierst du dann mit den Spielerinnen?
Wir sind die Nationalmannschaft. Das heißt, wir sind nicht tagtäglich zusammen. Wir kommen in der Regel, wenn wir kein Turnier haben, sechsmal im Jahr à neun oder zehn Tage zusammen. Da haben wir meistens zwei Spiele. So viel Trainingszeit haben wir dann gar nicht. Wir haben vielleicht 4-5 Einheiten, die wir dann zusammen verbringen. Deshalb ist die Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft umso wichtiger. Da treffen wir uns ein bisschen früher und da müssen wir noch mal jede Trainingseinheit nutzen, damit wir uns einspielen. Die Spielerinnen kommen von unterschiedlichen Vereinen, haben unterschiedliche Ansichten, wie wir Fußball spielen wollen und deshalb ist es wichtig, dass wir die wenige Trainingszeit, die wir haben, auch optimal nutzen. Wir müssen da auch priorisieren. Ich kann gar nicht alles trainieren, was ich trainieren möchte oder auch nicht, was die Spielerinnen trainieren möchten, sondern das müssen wir gut absprechen, um dann zu einem Team nicht nur auf dem Platz, sondern auch außerhalb des Platzes zusammenzuwachsen.
Team und Team zusammenwachsen ist ein tolles Stichwort. Wie motivierst du so ein Team vor einem großen Spiel oder Turnier?
Ja, ich glaube, motivieren muss ich da gar nicht viel. Sie sind selbst motiviert. Sie haben eine große Eigenmotivation, sonst würden sie nicht in der Nationalmannschaft sein. Aber es gilt eher die Balance zu finden, wer muss noch ein wenig Ruhe und Support bekommen, eine positive Ansprache, wer braucht vielleicht auch einen Tritt in den Hintern. Wer braucht einfach mal eine Umarmung, wer möchte in Ruhe gelassen werden? Also komplett unterschiedlich. Wir haben natürlich unsere Rituale, auch in der Kabine. Wir machen, kurz bevor wir rausgehen, noch mal unseren Kreis mit allen Spielerinnen und dem inneren Team, da sind die Physiotherapeuten, die Trainerinnen und der Zeugwart dabei und dann gibt es noch mal eine Ansprache. Manchmal mache ich die, gerne lasse ich das auch eine Spielerin machen. Da verändern wir auch immer mal, damit das nicht immer gleich ist. Da kommt noch mal der letzte Moment des Pushens, wo man sich noch mal anschreit und sich motiviert und laute Musik hört, dass man wirklich ready und bereit ist, dann klatschen sich alle ab, feuern sich noch mal gegenseitig an und dann geht es raus und dann versuchen wir das Spiel zu gewinnen.
Für die anstehende Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland gelten die USA, England, Spanien als die Favoritinnen. Welche Rolle kann dein Team spielen?
Wir werden auch im Kreis der Favoritinnen genannt, aber der ist sehr groß geworden. Da sind die USA, England, Spanien, Frankreich, Brasilien, Japan, aber auch Australien, Kanada und auch Deutschland. Wir wollen auch um den WM-Titel spielen. Schweden darf man auch nicht vergessen. Man sieht schon, es sind sehr viele Nationen mittlerweile auf einem sehr guten Niveau.
Weltweit spielen Mädchen und Jungen jetzt Fußball und weltweit können Mädchen und Frauen Profifußballerinnen werden. Das hatten wir lange nicht. Wir haben jetzt den Traum, den wir realisieren können, das zum Beruf zu machen. Da kann ich nur alle Mädchen auffordern, aber natürlich auch alle Jungs “Geht zum Fußball. Das ist ein Mannschaftssport. Das ist so toll, miteinander Freude, aber auch Leid und Niederlagen zu teilen, sich weiterzuentwickeln, zu trainieren, unterschiedliche Fähigkeiten einzubringen. Wir wollen auch um diesen Titel spielen, wir wissen aber auch, dass gerade in der K.o.-Phase, also wenn es dann ins Achtel- und Viertelfinale geht, ganz tolle Mannschaften auf uns zukommen. Aber ich kann euch allen versprechen, wir werden alles geben.
Ole beantwortet deine Fragen
Dann melde dich, und Ole geht deiner Frage auf den Grund. Schick uns einfach eine Nachricht und deinen Namen an die folgende Emailadresse: [email protected] Du kannst Ole auch anrufen: Unter der Nummer 0541/310-334 kannst du uns deine Frage auf ein Band sprechen. Bitte hinterlass' uns auch deinen Namen, dein Alter, deinen Wohnort und eine Telefonnummer für Rückfragen.
Deine Eltern können dir sicher dabei helfen.
Alle weiteren Informationen und jede neue Folge findest du auf www.noz.de/ole.