Der Begriff zu hause benennt im allgemeinen einen unbestimmten, zumeist umbauten und überdachten Ort. zugleich enthält der begriff aber auch eine emotionale Konnotation, die sehr eng an den sprachgeschichtlich deutlich negativer conotierten Begriff der Heimat anlehnt.
Die Begriffe "zu Hause" und "Heimat" verweisen also beide zumeist auf eine Beziehung zwischen Menschen und Raum. Das Wort Heimat umfasst jedoch größere Dimensionen. Ähnlich dem Begriffspaar "Boot" und "Schiff".
Heimat bezeichnet eine Gegend oder Landschaft, aber auch auf Dorf, Stadt, Land, Nation, Vaterland, Sprache oder Religion. Mit dem Wort „Heimat“ können somit nicht nur konkrete Orte (die Heimstätte eines Menschen), sondern ganz allgemein Objekte und Soziale Komplexe bezeichnet werden, mit denen Menschen sich identifizieren. Heimat ist die Gesamtheit der Lebensumstände, in denen ein Mensch aufwächst. Auf sie wird seine Psyche geprägt, ihnen „ist er gewachsen“. Was Heimat bedeutet, erfährt insbesondere der im Exil, in der Fremde Lebende. Doch auch in der Fremde kann es ein Zu Hause geben.
So unterscheiden sich die beiden begriffe hinsichtlich ihrer räumlichen Komponente augenscheinlich. Hinsichtlich der soziale Dimension beider begriffe lassen sich jedoch durchaus Analogien finden. Denn sowohl das zuhause als auch die Heimat bieten dem beheimateten Vorzüge gegenüber der fremde, der Aussenwelt. Diese Vorzüge eröffnen sich vor allem im Bereich des gestaltend, der Kontrolle, des macht Ausübens und des Herrschens.
Wir sind das Volk, wir sind der Souverän - aber nur zu 60 ppm. Wirklich "er selbst sein", herrschen, wirklich regieren über sich und sein Umfeld kann der Bürger westlicher Demokratien des 21.Jhs nur noch in seinem Zu hause - und dort auch nur, wenn es mit der sozialen Komponente des Begriffes verträglich ist. Zwang und heim sind ebensten verbunden wie Toilette und Klopapier. denn wo lassen sich unkontrollierbare Zwanghandliungen besser ausleben als zu hause, im heimlichen, im privaten. Denn was wir vom zu hause fordern, was wir von ihm verlangen ist das was wir neuhochdeutsch Privatsphäre nennen.
Und schon wieder läuft uns ein Wort über den Weg, das mit dem Thema der heutigen Sendung eng verknüpft ist: Privat. Privat leitet sich vom lateinischen Wort "privare" ab, was schlicht "berauben" bedeutet. Doch wen berauben wir, wenn wir nach Privatsphäre verlangen und an die Bürotüre einen goldenen Aufkleber mit dem Wort "privat" in schwarzen Lettern kleben?