Vor über 500 Jahren wurde in Obertrum die Armen-Seelen- Bruderschaft gegründet, um armen undkranken Leuten zu helfen. Jeder, der der Bruderschaftbeigetreten ist, musste damals eine gewisse Summe einzahlen, damit eine Fahne und ein Bruderschaftgewand angeschafft werden konnte um auch die Begräbnisse der armen Leute würdig gestalten und eine Seelenmesse ( Bruderschaftsmesse) bezahlen zu können. Die Armen-Seelen-Bruderschaft gibt es in Obertrum auch heute noch, aber es muss kein Geld mehr eingezahlt werden. Sie besteht aus acht Personen, die diese Funktion ehrenamtlich übernehmen. Dabei handelt es sich um einen Fahnenträger, einen Kreuzträger, zwei Laternenträger und vier Sargträger. Alle acht Männer sind mit schwarzen Mänteln und Kappen bekleidet.Die Hauptaufgabe der Bruderschaft besteht darin, bei einem Begräbnis den Verstorbenen von der Aussegnungshalle zum Seelengottesdienst in die Kirche und anschließend beim „letzten Weg“ zum Grabe oder zur Verabschiedung zu begleiten. Zwei der vier Sargträger heißen Brudermeister und versehen diesem Dienst insgesamt zwei Jahre. Im ersten Jahr ist man 2. Brudermeister und im zweiten Jahr 1. Brudermeister. Bei einem Begräbnis hat der 1. Brudermeister die Aufgabe die Bruderschaft rechtzeitig zu verständigen und zwei Vorbeter für den Seelenrosenkranz zu organisieren. Weiters übernehmen sie die Tafelsammlung beim Begräbnis und in der Fastenzeit vom Aschermittwoch bis zum Palmsonntag, da die Zechpröbste Urlaub haben. Bei der Fronleichnamsprozession tragen vier Männer der Bruderschaft, diesmal in roten Mänteln, den Himmel. Bei den Brudermeistern scheidet jährlich der 1. Brudermeister aus. Der 2. Brudermeister sucht sich einen Nachfolger und rückt auf die Position des 1. Brudermeisters auf. Die jährliche Abschlussfeier des 1. Brudermeisters und des 1. Zechprobsts, welcher ebenfalls ausscheidet, findet immer am Stefanitag statt. Dabei ist es Brauch, dass der ausscheidende Brudermeister mit dem ausscheidenden Zechprobst mit einem Laib Brot und Salz durch die Gaststuben des Braugasthof Sigl und des Gasthaus Neumayr gehen und das Brot gegen kleine freiwillige Spenden unter den Gästen verteilen. Die Namen des neuen Brudermeisters und Zechprobsts werden sehr geheim gehalten und erst beim Jahresabschlussgottesdienst am 31. Dezember vom Herrn Pfarrer bekanntgegeben. Die Bruderschaft ist eine schöne und hilfsbereite Gemeinschaft. Jeder übt dieses Amt gern aus und ist auch immer bereit, wenn er nach seiner Amtszeit wieder einmal als Ersatz gerufen wird.
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