Für die neue Episode der Turtlezone Tiny Talks debattieren Dr. Michael Gebert und Oliver Schwartz über die paradoxe Situation, dass Netflix und Prime viel Geld in hervorragende Eigenproduktionen investieren, aber auch diese exklusiven Programmperlen ohne Not auf dem Wühltisch des Überangebots verheizen. Konnte eine Serie bislang Menschen über Monate fesseln und für Gesprächsstoff sorgen, ist sie nun schon nach kurzer Zeit nur noch ein beliebiges Angebot auf dem All-you-Can-Watch-Buffet. Und „Dune“ zum Kinostart auf Smartphone oder Computer zu streamen ist wie der Kontrast zwischen einer 5-Minuten-Suppe und dem Sternerestaurant. Und dieser Trend betrifft nicht nur Fernsehen und Kino. Im gesamten Kultur- und Kunstmarkt verlieren die einzelne Künstlerin, der einzelne Künstler und deren Werke im Kontext der Flatrate-Abos an Bedeutung.
Ein durchaus kontroverses Thema – auch unter Kulturschaffenden und Content-Produzenten. Denn ähnlich wie Fast-Food und All-You-Can-Eat äußerst beliebte Ernährungs-Angebote sind, trifft das Leistungsversprechen, jederzeit auf Millionen Musikstücke oder zigtausende Filme und Serien zugreifen zu können, auf große Nachfrage. Dennoch lässt sich die Gefahr von Beliebigkeit der Kultur und mangelndem Respekt beklagen. Und es ist nicht wirklich primär ein Kampf von „altmodisch“ gegen „jung-modern“. Sondern, wenn man ehrlich ist, vielmehr eine Frage der Gewinnsteigerung milliardenschwerer Portale gegenüber den Interessen einzelner Künstler und Content-Produzenten.