Seit Jahrzehnten kennen die Justierungen an der Rentenversicherung nur eine Richtung: Zu Lasten der Versicherten und künftigen Rentner. Lediglich die von Hubertus Heil verfechtete Respektrente kommt den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern zugute, die ihr Leben lang beitragspflichtig waren. An die Grundprobleme des Rentensystems und eine -seit Jahrzehnten überfällige- große Rentenreform traut sich aber niemand energisch heran. Insbesondere nicht in Wahlkampfzeiten, denn mit der Aussicht auf eine Pflichtversicherung für „Alle“ und höhere Abgaben macht man sich weder bei Selbständigen und Freiberuflern, noch bei Beamten Freunde. Dabei zeigt ein Blick nach Österreich, dass ein gesetzliches Rentensystem genau dann funktionieren und deutlich attraktiver sein kann. Außerdem lassen sich die, dennoch notwendigen, hohen Transferleistungen aus dem steuerfinanzierten Staatshaushalt deutlich besser rechtfertigen, wenn arbeitnehmende Bürger in der Gesamtheit zur Versichertengemeinschaft gehören.
Doch eine große Rentenreform erscheint so herausfordernd, dass sie zwar immer wieder mal debattiert aber dann wieder zu den Akten gelegt wird. Das vermeintlich „reiche“ Deutschland leistet sich lieber Altersarmut und flaschensammelnde Senioren.