Menschen und Völker wurden von den Nationalsozialisten behandelt wie Figuren auf einem Spielbrett: Für machtpolitische Interessen hat man sie rücksichtslos umgesiedelt oder mit Gewalt vertrieben. Den Südtirolern wurde bei der Option versprochen, sie "heim ins Reich" zu holen. Doch wie erging es den Optanten, den Dableibern und den Rückkehrwilligen nach 1945? Wie konnte ein Neubeginn in der Südtiroler Gesellschaft gelingen? Und wie ließen sich die tiefen Gräben überwinden, die durch die Option entstanden waren? Die Historiker Leopold Steurer, Günther Pallaver und Martha Verdorfer gehen diesen Fragen im Gespräch mit Margot Schwienbacher nach.

Walter Deutsch ist am 29. April 1923 als Sohn des Nordmährischen Musikers Cyrill Deutsch in Bozen geboren. Dieser war übrigens der erste Kapellmeister der 1920 gegründeten Musikkapelle Zwölfmalgreien. Im Zuge der Option ist Walter Deutsch mit seiner Familie nach Kufstein übersiedelt. Erst nach Kriegsdienst und Kriegsgefangenschaft konnte Walter Deutsch 1946 sein Studium der Musikwissenschaften in Wien beginnen. Dort kam er auch mit der Volksmusik in Berührung, die ihn fortan nicht mehr losließ. Es ist sein Verdienst, dass er die Volksmusikforschung auf eine wissenschaftliche Ebene stellte und an die Universität brachte. Aber er hat auch als Fernseh- und Radiomoderator der Volksmusik eine breite Bühne gegeben. Mehr über sein Leben und Wirken erzählt der fast 97-Jährige hier in Unser Land. Zu Wort kommt auch der Rittner Volksmusikpionier Franz Xaver Kofler, der mit Walter Deutsch gut befreundet ist.

Ende April, Anfang Mai 1945 wird das Hotel Pragser Wildsee zur Unterkunft für 139 befreite Sippen- und Sonderhäftlinge der SS. Es sind zumeist hochrangige Persönlichkeiten, die aus den deutschen Konzentrationslagern als Geiseln nach Südtirol verschleppt und dann in Niederdorf befreit werden. Der langjährige Journalist der Süddeutschen Zeitung und Buchautor Hans-Günter Richardi hat sich intensiv mit diesem besonderen Ereignis beschäftigt und darüber das Buch “SS-Geiseln in der Alpenfestung” geschrieben. Zusammen mit Caroline Heiss, die heute das Hotel Pragser Wildsee führt, hat er dort auch das Zeitgeschichtsarchiv Pragser Wildsee gegründet. Simone Mayr hat für “Unser Land” diese kuriose Geschichte recherchiert.

Der 6. Jänner ist der Tag der Erscheinung des Herrn oder Epiphanie, besser bekannt als Dreikönigstag. Die Geschichte der Heiligen Drei Könige ist eine der beliebtesten Erzählungen in der Bibel. Dort ist aber weder von Königen noch von der Zahl drei die Rede. Magoi, Sterndeueter, nennt sie der Evangelist Matthäus. Sehr spannend ist die Bedeutung und Darstellung der Heiligen Drei Könige, ihre Verbreitung und Verehrung. Und auch das Brauchtum, das sich rund um den Dreikönigstag im Volk erhalten hat, ist sehr reich und vielfältig, wie Volkskundler Hans Grießmair erzählt...

Die Weihnachtszeit dauerte früher bis Mariä Lichtmess am 2. Februar. Erst zu diesem Termin wurde die Krippe verräumt und der letzte Zelten angeschnitten. Für die bäuerliche Großfamilie am "Aberle Hof in der Linde" in Niederrasen waren das sehr ausgefüllte Tage: es gab Feste und Feiern und viele Bräuche. Emma Meßner Wenter aus Bozen-Gries ist auf dem Aberle Hof aufgewachsen. Sie erzählt, wie man dort die Weihnachtszeit mit Christtag, Stefanstag u. Johannestag verbracht hat und was sich zu Silvester, Neujahr und Dreikönig alles abspielte. Eine große Besonderheit war der streng vegane Fasttag zu Sebastiani am 20. Jänner.

Früher, in unserer bäuerlich geprägten Gesellschaft, waren Bräuche und Traditionen sehr wichtig. Auch am Heiligabend gab es feste Abläufe und Rituale, die jedes Jahr in gleicher Weise stattfanden. Auf dem "Aberle Hof in der Linde" in Niederrasen gab es immer das "heilige Mahl". Man sagte auch "Weihnochtn Giahn" dazu, denn die armen Leute und Tagelöhner des Dorfes durften zu den Bauern hingehen und köstlich speisen. Was sich sonst noch alles am Heiligabend abspielte, erzählt Emma Meßner Wenter. - Und wir hören Erinnerungen an das bekannteste Weihnachtslied aller Zeiten, "Stille Nacht".

Es ist ein beeindruckender Brauch: jedes Jahr ziehen in der Zeit zwischen Allerheiligen und Martini beim Finsterwerden vermummte Gestalten einzeln oder in Gruppen von Hof zu Hof und betteln mit verstellter Stimme um Krapfen. Früher waren es die armen Leute des Dorfes, die am Vorabend von Allerheiligen zu den Bauern gehen durften und Krapfen bekamen. Man dachte dabei auch an die Armen Seelen im Fegefeuer. Die Bauern freuten sich über die Krapfenbettler, denn viele Krapfenbettler bedeuteten ein gutes Jahr. Heute ist der sozial-religiöse Hintergrund nicht mehr vorhanden; aber trotzdem halten die Pfunderer das Krapfenbetteln noch mit großer Freude lebendig. Wir haben 6 Krapfenbettler begleitet, die am 9.11.2019 als Musikgruppe von Haus zu Haus gezogen ist.

Alle paar Jahre wird in Terenten im Pustertal rund um den Nikolaustag eine alte Tradition neu belebt: das "Migglas-Spiel". Heuer ist es wieder soweit: vom 4. bis zum 8. Dezember ziehen verkleidete Männer von Hof zu Hof und von Gasthaus zu Gasthaus und führen ein Theaterstück auf. Gegensatzpaare wie Nikolaus und Teufel, Bauer und Hexe, Schmuggler und Finanzer liefern sich witzige, aber auch ernste Wortgefechte. Der Text ist in Reimform gehalten, und die Schauspieler tragen Holzmasken. Margot Schwienbacher war bei den Proben mit dabei und hat mit mehreren "Migglas-Spielern" - erfahrenen wie neuen Spielern - gesprochen.

Auf 23 Stationen kann man sich entlang eines Themenweges der Geschichte und Landschaft im Brixner Talkessel annähern. Besonders das 19. und frühe 20. Jahrhundert mit seinen militärischen,gesellschaftlichen, touristischen und wirtschaftlichen Entwicklungen stehen dabei im Mittelpunkt. Hartmuth Staffler vom Brixner Geschichtsverein nimmt uns mit auf dieser Wanderung von Brixen über Vahrn bis hin zur Franzensfeste. Mit ihm unterwegs ist unsere Mitarbeiterin Margot Schwienbacher.

Wer kennt ihn nicht - den berühmten Hexenmeister Lauterfresser. Zumindest eine Expisode aus dem Wirken des Zauberers findet sich in fast jedem Tiroler Sagenbuch. Der Lauterfresser, der mit dem Teufel im Bunde war, richtete allerhand Schaden an: er hexte Krankheiten in Häuser und Ställe, ließ Seen ausbrechen und Muren abgehen, schreckliche Gewitter und Hagel traten auf; er stahl den Bauern die Vorräte und ließ die Milch sauer werden. 1645 wurde der Lauterfresser im Gericht Rodeneck zum Tode verurteilt. Hinter diesem legendären Hexer verbirgt sich der Vagant Matthäus Perger aus Tschötsch bei Brixen. Der Historiker Hansjörg Rabanser hat sich mit seinem Schicksal und dem Hexenprozess gegen ihn auseinandergesetzt und Spannendes zutage gefördert.