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Simson ist eine der bekannteren Figuren der Bibel. Seine Geschichte wurde in dem Monumentalfilm Samson & Delilah verewigt, in der es vor allem um seine späteren Jahre ging, als das Geheimnis seiner Kraft – seine langen Haare – verraten wurde.
Schaut man sich aber seine Geschichte näher an, stellt man ziemlich schnell fest, dass dieser Typ eine der grausamsten Figuren der Bibel ist.
Passenderweise war er ein Auserwählter Gottes. Bereits seine Geburt war ein Wunder. Eigentlich war seine Mutter unfruchtbar. Dennoch versprach ihr ein Engel Gottes, dass sie schwanger werden würde. Ihr Sohn würde ein “Geweihter Gottes sein von Mutterleibe an” und das Volk Israel aus der Herrschaft der Philister retten (eine Herrschaft übrigens, in die Israel durch Gott gekommen war, weil er wieder mal unzufrieden mit dem Verhalten Israels war).
Simson ist der Geschichte Clark Kents / Superman nicht unähnlich (oder andersrum). Simson ist ein Kind Gottes, von einer anderen Welt, der in die Obhut irdischer Eltern gegeben wird. Er wird zum stärksten Menschen der Welt werden, hat jedoch ein Kryptonit: Niemals darf er sein Haar schneiden, denn sonst verliert er seine Kraft.
Anders als Superman jedoch wächst Simson zu einem Arschloch heran. Als er älter ist, lernt er eine Philisterin kennen, und sagt zu seinen Eltern:
Ich hab eine Frau gesehen in Timna unter den Töchtern der Philister; nehmt mir nun diese zur Frau.
Seine Eltern sind skeptisch. Eine Feindin als Schwiegertochter? Aber Simson lässt nicht locker, so dass sie sich auf den Weg machen, die Braut zu werben.
Unterwegs erspäht Simson einen Löwen, und bringt ihn mit bloßen Händen um. Und jetzt wird’s bizarr. Zitat Bibel:
Er sagte aber seinem Vater und seiner Mutter nicht, was er getan hatte.
Welcher Psychopath erzählt niemandem davon, dass er einen Löwen mit bloßen Händen erlegt hat? Das ist doch das erste, was man jemandem erzählt.
Und dabei bleibt es nicht: Nachdem er sich entschieden hat, die Frau zu heiraten, schaut er bei der Leiche des Löwen vorbei und entdeckt im Leib einen Bienenschwarm und Honig. Er isst vom Honig und bringt auch seinen Eltern etwas mit – erzählt ihnen aber nicht, woher der Honig kommt.
Ich meine, was soll das? Welcher normale Mensch lässt so eine Geschichte unter den Tisch fallen?
Na ja, wenig später feiert Simson dann mit den Philistern ein Hochzeitsgelage. Seinen Begleitern stellt er ein Rätsel – wenn sie es lösen, gewinnen sie dreißig Hemden und dreißig Feierkleider.
Das Rätsel:
Speise ging aus vom Fresser und Süßigkeit vom Starken.
Klar, wenn man dabei war, kann man drauf kommen, dass es um den Löwen und den Honig geht. Aber sonst? Das ist doch kein Rätsel. Das ist mehr so ein “Woran denk ich grad?” Unmöglich zu erraten.
Das merken die Philister auch, und sie überreden Simsons Verlobte, ihnen die Antwort zu verraten.
Simson ist richtig sauer. Aber Wettschulden sind Ehrenschulden. Er geht in die Nachbarstadt, tötet dort dreißig Menschen, nimmt ihnen die Kleider ab und löst mit ihnen die Wettschulden ein. Danach kehrt er wütend nach Hause zurück. Seine Verlobte wird mit seinem Brautführer vermählt.
Simson kehrt ein paar Tage später nichts Böses ahnend zurück, um seine Frau zu besuchen und muss entgeistert feststellen, dass seine Frau nicht seine Frau ist. Dessen Vater bietet Simson die jüngere Tochter an, aber Simson ist wütend. Und dreht durch:
Er fängt dreihundert Füchse, bindet sie paarweise zusammen, zündet sie an und brennt mit ihnen die Kornfelder der Philister nieder.
Die Philister sind verständlicherweise unzufrieden. Als sie den Grund erfahren, verbrennen sie Vater und Tochter bei lebendigem Leibe.
Simson rächt sie und bringt die verantwortlichen Philister um, wonach er sich in eine Felsenhöhle zurückzieht.
Den Philistern reicht es jetzt, und sie belagern Simsons Heimat. Seine Volksgenossen haben verständlicherweise Angst und bitten Simson, sich zu ergeben. Er willigt ein und sie bringen ihn zu den Philistern.
Dort rastet Simson wieder mal aus. Er sprengt seine Fesseln, schnappt sich einen Eselsknochen und tötet tausend Philister.
Nach diesem Ereignis herrscht er dann 20 Jahre über Israel. Später dann ereignet sich die bekannte Geschichte, in der er verraten wird. Die Philister schneiden sein Haupthaar, blenden ihn und nehmen in gefangen.
Doch eines Tages, bei einem Fest, sind die Haare wieder gewachsen und seine Kraft kehrt zurück. Er stemmt sich gegen die tragenden Säulen des Festsaals und bringt das Gebäude in einem Selbstmordanschlag zum Einsturz. Die Bibel schreibt:
Da fiel das Haus auf die Fürsten und auf alles Volk, das darin war, sodass es mehr Tote waren, die er durch seinen Tod tötete, als die er zu seinen Lebzeiten getötet hatte.
Zugegeben: In dieser ganzen Geschichte gibt es keine Guten. Aber angesichts der Tatsache, dass Simson ein Auserwählter Gottes war, ist sein Leben umso bemerkenswerter.
Quelle: Richter 14 - 16
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