Gespräche auf Augenhöhe, auf Höhe der Zeit: Die „ZEITGESPRÄCHE“ sind ein eindrückliches Zeugnis von Anstand und Respekt.
Zeit für Gespräche – Zeit für Antworten. Gerhard Schmid liefert mit seinen „ZEITGESPRÄCHEN“ beides. Und das zur richtigen Zeit. Denn mit dieser Reihe gelingt, was in der Eile des Alltags oft leider zu kurz kommt: Erfahrung und Persönlichkeit zusammenbringen. Das Gespräch suchen und finden. Zuhören, Menschen und ihre Geschichten und Erfahrungen wirken lassen.
In dieser Ausgabe der Zeitgespräche begrüße ich Edward Strasser, Geschäftsführer und Mitbegründer des Instituts Innovation in Politics. Das Institut beschäftigt sich mit Fragen der Demokratieentwicklung und Beteiligungsformen. Als Beispiel für eine solche Innovation erzählt Strasser von der Initiative "MyVoice" in Lettland, bei der Bürger Vorschläge für Gesetze einbringen können. Innerhalb von zehn Jahren wurden dort 96 solcher Gesetzesvorhaben umgesetzt. Das Institut sucht nach solchen Innovationen in Europa und teilt sein Wissen mit Institutionen, Regierungen und Parteien.
Wir diskutieren, dass in Europa und der westlichen Welt eine autoritäre Tendenz zu beobachten ist und demokratische Methoden gefördert werden müssen. Der Demokratieindex zeigt, dass weltweit die Demokratien abnehmen und autoritäre Tendenzen zunehmen. Das Institut möchte die Demokratie weiterentwickeln und fragt nach den besten Methoden dafür. Das Institut hat bereits viele Preise für sein Engagement erhalten und veröffentlichte die Publikation "Innovation in Politics".
Wir haben die Innovation in Politics Awards gegründet, bei denen 2.000 Menschen aus der Politik ihre Projekte eingereicht haben. Jedes Jahr werden 300 bis 500 Projekte von einer Jury ausgewählt. Die Finalisten werden in einem Buch veröffentlicht und es gibt eine große Konferenz, auf der sich Politiker aus ganz Europa über erfolgreiche Projekte austauschen können. In Österreich gibt es noch Luft nach oben, was Bürgerbeteiligung angeht. Aber auch in Österreich gibt es innovative Politik. Wenn ein Bürgermeister Ideen für zeitgemäße Veränderungen sucht, kann er sich an uns wenden. Wir haben Lösungen für verschiedene Bereiche wie Sozialbereich, Bildung und Gesundheitssystem. Wir ermöglichen den Austausch von Know-how zwischen verschiedenen Ländern und überwinden sprachliche und kulturelle Barrieren. Parteienübergreifende Zusammenarbeit ist möglich und führt zu gemeinsamen Lösungen.
Ein konkretes Beispiel für innovative Politik ist das partizipative Budget, bei dem Bürgerinnen und Bürger entscheiden können, wie ein Teil des Stadtbudgets verwendet wird. Dies führt zu mehr Vertrauen in das demokratische System und besseren Ergebnissen. In der Bundespolitik könnte man ähnliche Projekte umsetzen, wie es in der Schweiz bereits mit der Initiative "Schweizer Policy Spread" geschieht. Vertreterinnen und Vertreter aller Parteien arbeiten gemeinsam an Lösungen für Probleme. Und dann gibt es noch die Möglichkeit, gezielte Bürgerbeteiligungsverfahren für bestimmte Gruppen einzuführen. Zum Beispiel können spezielle Veranstaltungen oder Workshops für Kinder und Jugendliche organisiert werden, um ihre Meinungen und Ideen zu hören. Auch die Integration von Migrantinnen und Migranten kann durch spezielle Beteiligungsformate verbessert werden. Es gibt also verschiedene Möglichkeiten, um Gruppen einzubeziehen, die bisher nicht im parlamentarischen Wahlprozess vertreten sind.
Wir haben Beispiele dafür gesehen, wie soziale Medien zur Verbreitung von Fehlinformationen und Propaganda genutzt wurden und wie sie zur Polarisierung der Gesellschaft beigetragen haben. Es ist wichtig, dass wir uns bewusst sind, dass soziale Medien manipuliert werden können und dass wir kritisch mit den Inhalten umgehen. Natürlich ist es möglich, dass Medien zu einer Gefahr werden, wenn sie manipuliert oder missbraucht werden. Es ist entscheidend, wem diese Medien gehören, da die Besitzer die Algorithmen kontrollieren und beeinflussen, welche Informationen an wen gehen. Diese manipulative Kraft muss von der Gesellschaft geregelt werden. Es entstehen Räume in der Demokratie, in denen Meinungen gebildet werden, die dann das Leben der Menschen beeinflussen. Es stellt sich die Frage, wem diese Räume gehören und wer das Recht hat, sie zu gestalten. Die Algorithmen sind manipulativ und haben einen menschlichen Bias, da sie von bestimmten Personen trainiert werden. Die Gesellschaft sollte wissen, welcher Bias vorhanden ist und wie sie Einfluss darauf nehmen kann.
Künstliche Intelligenz hat Auswirkungen auf die Arbeit in der Politik und auf die Bürgerbeteiligung. Sie kann z.B. dazu genutzt werden, Gesetzesvorhaben zu entwickeln oder online Meinungen von Millionen Menschen auszuwerten. Es ist wichtig zu entscheiden, wer die Schwerpunkte setzt und wie die Beiträge gewichtet werden, da dies Entscheidungen sind, die von Maschinen getroffen werden. Solange künstliche Intelligenz noch beeinflussbar ist, kann sie genutzt werden. Wir haben immer Einfluss auf künstliche Intelligenz, da sie das Ergebnis der Interessen der Menschen ist, die sie erschaffen. Diejenigen, die die Algorithmen und Softwaresysteme entwickeln, haben immer ihre eigenen Interessen damit verbunden. Die Eigentümer von Chatshippe wissen genau, was in ihren Systemen passiert und haben einen großen Einfluss auf deren Auswirkungen auf die Gesellschaft.
Die Furcht vor der Übernahme durch künstliche Intelligenz ist irreführend, da letztendlich die Entscheidungen von den Eigentümern dieser Systeme getroffen werden. Es ist jedoch eine Frage der Science-Fiction, ob diese Systeme eines Tages autonom agieren können. Anstatt Angst zu haben, sollten wir uns eher darauf konzentrieren, wem diese Technologie gehört und wie sie genutzt wird. Als Gesellschaft mit gemeinsamen Interessen sollten wir dafür sorgen, dass sie der Gemeinschaft dient.
Die „ZEITGESPRÄCHE“ sind geprägt von Anstand und Respekt. Vor Menschen, Werten und dem demokratischen Miteinander. Sie verbinden spannende Einblicke mit klugen Gedanken und vergnüglichen Momenten im Leben wunderbarer Persönlichkeiten.