In dieser Folge von "Hinreichend verdächtig" geht es um einen besonders emotionalen Fall, den die Duisburger Staatsanwaltschaft zu bearbeiten hatte: den Tod eines neugeborenen Mädchens durch Unterlassen der eigenen Mutter.
Jessica (alle Namen geändert), 23 Jahre alt, hatte ihre Schwangerschaft monatelang vor allen verleugnet - sogar vor sich selbst. Doch eigentlich weiß sie von der Schwangerschaft, besucht nicht nur Vorsorgeuntersuchungen, sondern informiert sich sogar über Babyklappen, anonyme Geburten und Adoption. Denn Jessica will dieses Kind nicht aufziehen.
Als sie im Oktober 2021 ihr Kind auf der Toilette im Haus der Eltern ihres neuen Freundes Micha in Hamminkeln zur Welt bringt, fällt das Baby in die Toilettenschüssel. Obwohl es lebt und weint, unternimmt Jessica nichts, um es zu retten. Sie verheimlicht es sogar vor Micha und dessen Mutter, sodass auch sie nicht eingreifen können. Das Kind erstickt, bevor der Rettungsdienst eintrifft.
Doch wie beweist man vor Gericht, was in den entscheidenden Minuten wirklich geschah? Welche aufwendigen Ermittlungsmethoden nutzte die Staatsanwaltschaft, um den Fall zu rekonstruieren? Und wo liegt juristisch der Unterschied zwischen aktivem Töten und tödlichem Unterlassen?
Unsere Gäste sind Martin Mende, Staatsanwalt in Duisburg, und Alexander Triesch, Redakteur der Lokalredaktion in Duisburg. Gemeinsam sprechen wir über schwierige Beweisführung, gesellschaftliche Scham und die Frage, welche Hilfsangebote es für Frauen in Krisensituationen gibt.