Yoko Tawada beschreibt die Welt so, wie sie aussähe, könnte man gleichzeitig träumen und hellwach sein. Wer sich in eines von Tawadas Büchern begibt, begibt sich in eine Welt, in der alles möglich ist: Da wird eine Liebesgeschichte aus der Perspektive von Gegenständen erzählt; eine Frau verwandelt sich in ein Schuppentier, reist durch Traumsequenzen und verliert ihre Zunge; oder drei Eisbären aus drei Generationen erzählen ihre Geschichte von Emigration und Wanderschaft, der berühmteste von ihnen der Berliner Zoobär Knut. Mit viel Humor und genauem Blick, leichtfüßig kommen Tawadas Erzählungen, Romane, Gedichte, Hörspiele oder Theaterstücke daher, und behandeln doch gewichtige Themen wie Fremdheit, Identität, Sprache oder die Reaktorkatastrophe von Fukushima. Yoko Tawada, geboren 1960 in Tokyo, reiste in jungen Jahren mit der Transsibirischen Eisbahn nach Europa und blieb. Erst in Hamburg, dann in Berlin. Dort hat sie Judith Brandner, selbst Japanologin, zum Gespräch getroffen