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Herzlich Willkommen zu Lebensliturgien, Staffel 8, Gerechtigkeit ströme wie Wasser. In dieser Staffel begegnen wir dem Leben und den Worten von Martin Luther King: gewaltloser Widerstandskämpfer, Bürgerrechtler, Friedensnobelpreisträger und Pastor. Martin Luther King hatte ein besonderes Gespür für Gottes gerechtigkeitsliebendes Herz, eine klare Berufung von Gott und: er hatte den Mut, sich mit unermüdlicher Ausdauer für Gerechtigkeit, Gleichheit und Würde aller Menschen einzusetzen – koste es, was es wolle. Möge Gott uns mit seinem guten Geist leiten.
Zu Beginn meines Betens lege ich zur Seite, was mich beschäftigt und lasse es ruhig werden in mir.
Ich sammle meine Gedanken und atme langsam und bewusst.
Gewiss: Gott fordert eine ganze Menge, ruft uns ins Tun des Gerechten.
Wir hören Worte aus Jesaja 58, Psalm 34 und Lukas 6:
Gott spricht: Ein frommes Leben, das mir gefällt, sieht so aus: Löst die Fesseln der Ungerechtigkeit! Knotet alle Jochstricke auf! Schafft jede Art von Unterdrückung ab! Lasst ab vom Bösen und tut Gutes; sucht Frieden und jagt ihm nach! Liebt eure Feinde und tut wohl denen, die euch hassen. Segnet, die euch verfluchen und betet für die, die euch beleidigen.
Es waren die Ideale und Werte des christlichen Glaubens, die Martin Luther King immer von Neuem bewegt und begeistert haben – damit haben wir letzte Folge beendet. Heute wollen wir das vertiefen. Wir hören in eine relativ frühe Predigt von Martin Luther King hinein, eine Predigt aus dem Jahr 1954. Die Gedanken aus dieser Predigt hat er so oder ähnlich auch später immer wieder in verschiedenen Versionen gehalten oder bei seinen Reden verwendet. In den Jahren auf dem Höhepunkt seiner Popularität hielt Martin Luther King teilweise mehrere Reden pro Tag, und das jeden Tag die Woche. Für all diese Reden griff er auf eine ganze Reihe von Grundgedanken zurück, unter anderem auf Gedanken aus dieser Predigt. Sie trägt den Titel „Verlorene Werte wiederentdecken“.
Mit unserer Welt stimmt etwas nicht, etwas Grundlegendes und Wesentliches. Das Problem liegt dabei beim Menschen selbst und in der Seele des Menschen. Wir haben einfach nicht gelernt, gerecht, ehrlich, freundlich, wahrhaftig und liebevoll zu. Wenn wir da heute vorankommen wollen, müssen wir zurückgehen und einige sehr wertvolle Werte wiederentdecken, die wir aufgegeben haben.
Mit diesen Worten eröffnet Martin Luther King seine Predigt. Der erste Wert, den King mit seiner Gemeinde wiederentdecken will, ist: dass es moralische Gesetze in unserem Universum gibt, die genauso real und wirksam sind wie die physikalischen Gesetze.
Ich bin mir nicht sicher, ob wir alle daran glauben. Wir zweifeln nie daran, dass es physikalische Gesetze im Universum gibt, die wir befolgen müssen. Aus diesem Grund springen wir nicht einfach aus Flugzeugen oder von hohen Gebäuden, nur weil es Spaß macht. Denn wir wissen, dass es ein Gravitationsgesetz gibt, und wenn man sich nicht daran hält, muss man die Konsequenzen tragen – das wissen wir. Ich bin mir jedoch nicht sicher, ob wir wissen, dass es moralische Gesetze gibt, die genauso unumstößlich sind wie die physikalischen Gesetze. Ich bin mir nicht sicher, ob wir wirklich glauben, dass es in diesem Universum ein Gesetz der Liebe gibt und dass man die Konsequenzen zu spüren bekommt, wenn man sich nicht daran hält. Ich bin mir nicht sicher, ob wir das wirklich glauben.
Seinen Zweifel stützt er mit der Beobachtung, dass wir in der westlichen Neuzeit eine relativistische Ethik entwickelt und angenommen haben. Er meint damit die Überzeugung, dass das, was „richtig“ und was „falsch“ ist, letztlich immer neu von der jeweiligen Gesellschaft, also von Menschen, ausgehandelt wird und somit beständigen Änderungen und Anpassungen unterworfen ist.
Aber ich bin heute hier, um Euch zu sagen, dass es Dinge gibt, die richtig sind, und Dinge, die falsch sind. Für immer und ewig, absolut. Es ist falsch zu hassen. Es war schon immer falsch und wird immer falsch sein. Es ist falsch in Amerika, es ist falsch in Deutschland, es ist falsch in Russland, es ist falsch in China. Es war falsch im Jahr 2000 v. Chr. und es ist falsch im Jahr 1954 n. Chr. Es ist falsch, unser Leben in einem zügellosen Lebensstil wegzuwerfen. Egal, ob es alle in Detroit tun, es ist falsch. Es wird immer falsch sein, und es war schon immer falsch. Es ist in jedem Zeitalter falsch und in jeder Nation. Manche Dinge sind richtig und manche Dinge sind falsch, egal ob alle das Gegenteil tun. Manche Dinge in diesem Universum sind absolut. Der Gott des Universums hat es so eingerichtet.
Der zweite Wert, den King mit seiner Gemeinde wiederentdecken will:
Wir müssen zurückgehen und das Prinzip wiederentdecken, dass es hinter aller Wirklichkeit und in aller Wirklichkeit einen Gott gibt. Dass alle Wirklichkeit eine spirituelle Dimension hat.
In der Stille setze auch ich mein vollstes Vertrauen auf Gott und bete ihn an.
Herr, mache mich zu einem Werkzeug deines Friedens und deiner Gerechtigkeit,
nach Franz von Assisi
Herzlich Willkommen zu Lebensliturgien, Staffel 8, Gerechtigkeit ströme wie Wasser. In dieser Staffel begegnen wir dem Leben und den Worten von Martin Luther King: gewaltloser Widerstandskämpfer, Bürgerrechtler, Friedensnobelpreisträger und Pastor. Martin Luther King hatte ein besonderes Gespür für Gottes gerechtigkeitsliebendes Herz, eine klare Berufung von Gott und: er hatte den Mut, sich mit unermüdlicher Ausdauer für Gerechtigkeit, Gleichheit und Würde aller Menschen einzusetzen – koste es, was es wolle. Möge Gott uns mit seinem guten Geist leiten.
Zu Beginn meines Betens lege ich zur Seite, was mich beschäftigt und lasse es ruhig werden in mir.
Ich sammle meine Gedanken und atme langsam und bewusst.
Gewiss: Gott fordert eine ganze Menge, ruft uns ins Tun des Gerechten.
Wir hören Worte aus Jesaja 58, Psalm 34 und Lukas 6:
Gott spricht: Ein frommes Leben, das mir gefällt, sieht so aus: Löst die Fesseln der Ungerechtigkeit! Knotet alle Jochstricke auf! Schafft jede Art von Unterdrückung ab! Lasst ab vom Bösen und tut Gutes; sucht Frieden und jagt ihm nach! Liebt eure Feinde und tut wohl denen, die euch hassen. Segnet, die euch verfluchen und betet für die, die euch beleidigen.
Am 15. Januar 1929 wird Martin Luther King Jr als zweites Kind von Martin Luther King Senior und Alberta King geboren. Sein Vater leitet die einflussreiche Ebenezer Baptist Church und ist einer der bestbezahlten Schwarzen Prediger zu dieser Zeit. Die Familie lebt in einem kleinen Viertel Atlantas, das „Sweet Auburn“ genannt wird: ein vergleichsweise wohlhabendes, selbstbewusstes, unabhängiges Schwarzes Wohnviertel. Seine Einwohner besitzen Banken und Buchläden, Beerdigungsinstitute, Zeitungen und Nachtklubs. Der kleine Martin Luther King Jr, von allen nur M.L. genannt, wächst also in vergleichsweise sicheren und wohlhabenden Verhältnissen auf.
Vor allem aber wächst er in der großen Gemeinde-Familie der Ebenezer-Church auf. Dort trifft man sich fast täglich zu Gottesdiensten und anderen Veranstaltungen und Versammlungen, man feiert gemeinsam, hilft sich gegenseitig und alle Kinder besuchen miteinander die Sonntagsschule. Über M.L.s (also Martin Luther King Jr.s) religiöse Sozialisation schreibt Biograf Jonathan Eig:
M. L. hörte seinen Vater von der Kanzel große Worte predigen – große Worte wie »von Sünden reinigen«, »Gnade«, »Vergebung« und »Nächstenliebe«. Er hörte, wie der Chor seiner Mutter große Worte in den Himmel erhob, und große Worte, die aus der Bibel vorgelesen wurden und sich in sein Gedächtnis brannten, Worte, die seinen Charakter formten und ihn Gott näherbrachten. (…) Sein Vater hielt dröhnende Predigten voll prophetischer Wut. Seine Mutter trug freudige Lieder vor, zu denen sie im Takt in die Hände klatschte. Es war Alberta King, (…) die von Natur aus Pazifistin war und ihrem Sohn beibrachte, dass man nicht zu kämpfen braucht, vor allem, wenn man auf spirituell überzeugten Wegen unterwegs ist. (…) Martin Luther King Jr. wuchs im Glauben an einen Gott der Erlösung, einen gerechten Gott, einen Gott der Gnade und der Wunder auf, ein persönlicher, ein nahbarer Gott, der vertrat, dass Schwarze Menschen bedeutend waren, egal was rassistische Weiße und Regierungsvorschriften meinten. Er wuchs in einer städtischen Kirche auf, die Gebete mit Aufrufen zum Handeln verknüpfte. Er wuchs in der Erkenntnis auf, dass Rassismus nicht nur falsch ist, sondern böse und die Seele zersetzend. Er wuchs mit Predigten und Liedern auf, die die Zuhörer zu Tränen rührten und in Ekstase versetzten, mit Predigten und Liedern, die zur Freiheit auf Erden und im Himmel aufriefen.“
Im Rückblick schätzte Martin Luther King besonders die Ideale und die Moral, die die Kirche ihn lehrte. Er schreibt:
Diese Ideale waren für mich real und wertvoll, und selbst in Situationen theologischer Zweifel konnte ich mich nie von ihnen abwenden. Auch wenn ich keine plötzliche Bekehrungserfahrung gemacht habe, war Religion für mich real und mit dem Leben verbunden. Tatsächlich ist das nicht zu trennen; Religion ist für mich Leben.
In der Stille komme ich mit Gott über meine persönliche religiöse Sozialisation ins Gespräch: wer oder was hat mich geistlich am stärksten geprägt? Ich danke Gott für die guten geistlichen Einflüsse in meinem Leben.
Herr, mache mich zu einem Werkzeug deines Friedens und deiner Gerechtigkeit,
nach Franz von Assisi
Herzlich Willkommen zu Lebensliturgien, Staffel 8, Gerechtigkeit ströme wie Wasser. In dieser Staffel begegnen wir dem Leben und den Worten von Martin Luther King: gewaltloser Widerstandskämpfer, Bürgerrechtler, Friedensnobelpreisträger und Pastor. Martin Luther King hatte ein besonderes Gespür für Gottes gerechtigkeitsliebendes Herz, eine klare Berufung von Gott und: er hatte den Mut, sich mit unermüdlicher Ausdauer für Gerechtigkeit, Gleichheit und Würde aller Menschen einzusetzen – koste es, was es wolle. Möge Gott uns mit seinem guten Geist leiten.
Zu Beginn meines Betens lege ich zur Seite, was mich beschäftigt und lasse es ruhig werden in mir.
Ich sammle meine Gedanken und atme langsam und bewusst.
Gewiss: Gott fordert eine ganze Menge, ruft uns ins Tun des Gerechten.
Wir hören Worte aus Jesaja 58, Psalm 34 und Lukas 6:
Gott spricht: Ein frommes Leben, das mir gefällt, sieht so aus: Löst die Fesseln der Ungerechtigkeit! Knotet alle Jochstricke auf! Schafft jede Art von Unterdrückung ab! Lasst ab vom Bösen und tut Gutes; sucht Frieden und jagt ihm nach! Liebt eure Feinde und tut wohl denen, die euch hassen. Segnet, die euch verfluchen und betet für die, die euch beleidigen.
Ungerechte Systeme, Gewalt und Unterdrückung haben immer zwei Auswirkungen: sie machen ihre Opfer klein und berauben sie ihrer gottgegebenen Würde. Und: sie erzeugen Hass. Michael King alias Martin Luther King Senior alias Daddy King erzählt in seiner Autobiografie von einer furchtbaren und verstörenden Begebenheit in seiner Kindheit: einem Lynchmord durch Weise, den er zufällig miterlebte. Ein Schwarzer Arbeiter geriet auf seinem Heimweg in eine Gruppe aggressiver weißer Mühlenarbeiter hinein, die ihm seinen Lohn abnehmen wollten. Als dieser sich weigerte und sich zu wehren begann, geschah Folgendes.
Einer der Mühlenarbeiter rannte los und holte einen Ast, riss ihn herunter, und während einige der anderen den Mann festhielten, schlug ihm der Mann aus der Mühle mit dem großen Ast auf den Kopf. Blut floss aus dem Mund des Mannes und er begann zu fallen. Es schien, als ob alle ihre Füße mit den schweren Stiefeln, die die Männer in der Mühle trugen, auf ihn eintraten. Der Mann fing an, vor Schmerzen zu schreien, und ich merkte plötzlich, dass ich vor lauter Angst nicht mehr in der Lage war, mich zu bewegen. Die Männer der Mühle begannen, ihn zu mir zu ziehen, und einen Moment lang dachte ich, ich würde ohnmächtig werden. Sie zogen ihn direkt an mir vorbei - als hätte ich gar nicht zugesehen. (…) Plötzlich nahm einer von ihnen seinen Gürtel ab und legte ihn um den Hals des Schwarzen. Sie hoben ihn hoch, banden das Ende des Gürtels an diesen Baum und ließen ihn los (...) Ich schwor mir an diesem Tag, dass ich einen Hass auf die Weißen in mir tragen würde bis zu dem Tag, an dem ich starb. Ich würde jeden einzelnen von ihnen hassen und sie Tag und Nacht bekämpfen. (…) Diese Gefühle begannen sich in meinem Herzen festzusetzen, und ich wusste damals keinen Grund, warum ich sie hätte ausrotten sollen.
Erst langsam und allmählich begann die Botschaft Jesu diese innere Haltung aufzubrechen. Besonders die beständige Weigerung seines Sohnes Martin Luther King, seine weißen Gegner zu hassen und dessen beständige Predigten über die Liebe bewirkten mit der Zeit eine tiefgreifende Veränderung. Dazu kam die Möglichkeit, über den Weg des gewaltlosen Widerstands all das Unrecht nicht nur vergebend und liebend zu erleiden, sondern zugleich konkret etwas dagegen zu tun. Herauszutreten aus der Opferrolle und aufrecht dem Unrecht etwas entgegenzusetzen.
An Unrecht und Schmerz mangelte es im Leben von Martin Luther King Senior nicht: sowohl seine Frau Alberta wie auch sein Sohn Martin Luther King wurden im Laufe seines Lebens ermordet, ein zweiter Sohn starb auf ominöse Weise in seinem eigenen Swimmingpool. In seiner Autobiografie schreibt Martin Luther King Senior gegen Ende seines Lebens:
Es gibt zwei Männer, die ich eigentlich hassen sollte. Der eine ist ein Weißer, der andere ein Schwarzer, und beide sitzen wegen Mordes ein. Der eine ist ein Gefangener in Tennessee, der des Mordes an meinem Sohn angeklagt ist. Der andere wurde als geistesgestört eingewiesen, nachdem er meine Frau erschossen hatte. Ich hasse keinen von ihnen. Dafür ist keine Zeit, und es gibt auch keinen Grund. Nichts beschädigt einen Menschen mehr, als wenn er sich erlaubt, jemanden zu hassen. (…) Mein Sohn hat getan, was er sich vorgenommen hatte, und ich liebe das, was mein Sohn mich und Tausende anderer Menschen in diesem Land über die enorme persönliche Kraft der Gewaltlosigkeit gelehrt hat. (…) Ich werde oft gefragt, warum ich weiterhin an die Gewaltlosigkeit glaube, und ich antworte, dass sie nicht nur einer der Wege, sondern der einzige Weg zum Sieg über die Kräfte des Bösen (…) ist. (…) Wir müssen diesen Weg der Gewaltlosigkeit immer wieder mit Leben erfüllen, müssen die Worte unserer Predigten und Gebete immer wieder konkret in die Tat umsetzen, damit die Menschen die Liebe auch wirklich erkennen können.
Gibt es eine Person in meinem Leben, die ich hasse – oder gegen die ich andere starke negative Gefühle hege? In der Stille bitte ich Jesus hinein in diese Gefühle, öffne diese Gefühle für ihn.
Herr, mache mich zu einem Werkzeug deines Friedens und deiner Gerechtigkeit,
nach Franz von Assisi
Herzlich Willkommen zu Lebensliturgien, Staffel 8, Gerechtigkeit ströme wie Wasser. In dieser Staffel begegnen wir dem Leben und den Worten von Martin Luther King: gewaltloser Widerstandskämpfer, Bürgerrechtler, Friedensnobelpreisträger und Pastor. Martin Luther King hatte ein besonderes Gespür für Gottes gerechtigkeitsliebendes Herz, eine klare Berufung von Gott und: er hatte den Mut, sich mit unermüdlicher Ausdauer für Gerechtigkeit, Gleichheit und Würde aller Menschen einzusetzen – koste es, was es wolle. Möge Gott uns mit seinem guten Geist leiten.
Zu Beginn meines Betens lege ich zur Seite, was mich beschäftigt und lasse es ruhig werden in mir.
Ich sammle meine Gedanken und atme langsam und bewusst.
Gewiss: Gott fordert eine ganze Menge, ruft uns ins Tun des Gerechten.
Wir hören Worte aus Jesaja 58, Psalm 34 und Lukas 6:
Gott spricht: Ein frommes Leben, das mir gefällt, sieht so aus: Löst die Fesseln der Ungerechtigkeit! Knotet alle Jochstricke auf! Schafft jede Art von Unterdrückung ab! Lasst ab vom Bösen und tut Gutes; sucht Frieden und jagt ihm nach! Liebt eure Feinde und tut wohl denen, die euch hassen. Segnet, die euch verfluchen und betet für die, die euch beleidigen.
Michael King, der Vater von Martin Luther King, lernte viel von seinem Schwiegervater A.D. Williams, dem Haupt-Geistlichen der Ebenezer Baptist Church, der damals einflussreichsten schwarzen Gemeinde in Atlanta. Beide predigten – Seite an Seite – ein Evangelium mit konkreten sozialen Auswirkungen. Sie predigten, dass Gott von Herzen zu loben, zu lieben und zu preisen ist und dass jeder und jede von uns Jesus als Erlöser braucht und annehmen muss. Sie predigten aber auch, dass christlicher Glaube keine rein private Sache ist, dass das Evangelium Jesu notwendigerweise ungerechte Strukturen infragestellt und aktiv – auch gesellschaftlich und politisch – Partei ergreift für die Schwachen und die Unterdrückten.
Michael King leitete eine Initiative, die Präsident Roosevelt dazu bringen sollte, Rassendiskriminierung in Zügen zu beseitigen und er kämpfte – gemeinsam mit dem NAACP – für Gleichberechtigung bei den Lehrer-Gehältern: Schwarze Lehrer verdienten kaum mehr als die Hälfte dessen, was ihre weißen Kollegen verdienten. Außerdem setzte Michael King sich – zusammen mit vielen anderen – gegen das Unrecht im Bereich Wahlrecht ein: von den Vorwahlen waren Schwarze ganz grundsätzlich ausgeschlossen, für andere Wahlen mussten Schwarze sich erst registrieren – und dabei viele Hürden und Schikanen überwinden. Auf diese Weise hatten Schwarze im offiziellen politischen System keine, oder zumindest kaum eine Stimme.
Immer wieder versuchte Michael King, die Basis der Bürgerrechtsbewegung in Atlanta zu vergrößern und möglichst viele seiner Predigerkollegen für den politischen und sozialen Einsatz gegen Diskriminierung zu gewinnen – unter anderem mit Worten wie diesen:
Oft sagen wir, dass die Kirche in der Politik nichts zu suchen hat, und vergessen dabei die Worte des Herrn: „Der Geist des Herrn ruht auf mir, denn er hat mich gesalbt, den Armen das Evangelium zu verkünden; er hat mich gesandt, den Gefangenen die Freiheit zu verkünden und den Blinden, dass sie wieder sehen, und den Zerschlagenen, dass sie frei und ledig sein sollen.” Daraus ergibt sich, dass wir etwas für die Armen, die Arbeitslosen, die Gefangenen, die Blinden und die Verletzten tun müssen. Wie können Menschen ohne Arbeit, Nahrung, Unterkunft und Kleidung glücklich sein? ... Herr! Schenke doch, dass jeder Geistliche ein Teil der Bewegung zur Verbesserung der Lebensbedingungen unseres Volkes wird.
Wie sehr Michael King sich als ein Reformator festgefahrener, falscher Systeme verstand, wird auch durch seine Namensänderung deutlich. Auf einer Reise nach Deutschland im Jahr 1934 erfuhr Michael King mehr über Martin Luther und seinen aufrechten Kampf für das Evangelium und gegen die ungerechten Zustände der damaligen katholischen Kirche. King war fasziniert von Durchhaltevermögen, Furchtlosigkeit und Kampfkraft Martin Luthers, der trotz Exkommunikation und Todesdrohungen weiter an seinen Überzeugungen festhielt. Ab dieser Zeit nannte Michael King sich Martin Luther King, später bekannt als Martin Luther King Senior.
Welche Missstände, welche Ungerechtigkeiten in meinem Umfeld (oder in meinem Land) empfinde ich als grundfalsch und wecken eine Art heiligen Zorn in mir? Fließt daraus irgendeine Art von Engagement in meinem Leben?
Herr, mache mich zu einem Werkzeug deines Friedens und deiner Gerechtigkeit,
nach Franz von Assisi
Herzlich Willkommen zu Lebensliturgien, Staffel 8, Gerechtigkeit ströme wie Wasser. In dieser Staffel begegnen wir dem Leben und den Worten von Martin Luther King: gewaltloser Widerstandskämpfer, Bürgerrechtler, Friedensnobelpreisträger und Pastor. Martin Luther King hatte ein besonderes Gespür für Gottes gerechtigkeitsliebendes Herz, eine klare Berufung von Gott und: er hatte den Mut, sich mit unermüdlicher Ausdauer für Gerechtigkeit, Gleichheit und Würde aller Menschen einzusetzen – koste es, was es wolle. Möge Gott uns mit seinem guten Geist leiten.
Zu Beginn meines Betens lege ich zur Seite, was mich beschäftigt und lasse es ruhig werden in mir.
Ich sammle meine Gedanken und atme langsam und bewusst.
Gewiss: Gott fordert eine ganze Menge, ruft uns ins Tun des Gerechten.
Wir hören Worte aus Jesaja 58, Psalm 34 und Lukas 6:
Gott spricht: Ein frommes Leben, das mir gefällt, sieht so aus: Löst die Fesseln der Ungerechtigkeit! Knotet alle Jochstricke auf! Schafft jede Art von Unterdrückung ab! Lasst ab vom Bösen und tut Gutes; sucht Frieden und jagt ihm nach! Liebt eure Feinde und tut wohl denen, die euch hassen. Segnet, die euch verfluchen und betet für die, die euch beleidigen.
Michael King – der Vater von Martin Luther King, von vielen deshalb später nur „Daddy King“ gerufen – wurde am 19. Dezember 1899 geboren und sollte nach dem Willen seines Vaters Jim ebenfalls Landarbeiter werden. Doch Michael wollte nicht. Er wollte nicht auf die gleiche Weise enden wie sein Vater: unterdrückt, wütend, ausgebeutet, ohne jede Perspektive.
Die Kirche bot ihm einen Ausweg: die Freiheit, die er dort verspürte. Die Musik. Die Energie. Die Hoffnung. Der Glaube. Er selbst schrieb:
Noch bevor ich wusste, worum es im christlichen Glauben geht, oder gar die Rituale und Zeremonien verstand, hatte die Kirchenmusik einen sehr tiefen Eindruck auf mich gemacht. Schon als kleines Kind begann ich zu singen und wurde bald von meiner Mutter zu den (…) Gottesdiensten mitgenommen, wo die Leute vom kleinen Mike King sprachen, der so gut singen konnte und die Kirche von ganzem Herzen liebte. Es stimmte. Ich fühlte mich in der Kirche immer sehr wohl und glücklich; ich wurde nicht müde, zu (…) Taufen, Hochzeiten und all den anderen Gottesdiensten zu gehen.
Mit zehn Jahren stand sein Entschluss fest, ein Geistlicher zu werden. Mit fünfzehn wurde er als Prediger zugelassen und drei Jahre später zog er als Achtzehnjähriger mit dem Güterzug in die große Stadt Atlanta, um dort als Prediger sein Glück zu versuchen. Er hielt sich mit verschiedenen Jobs über Wasser und besuchte nach der Arbeit eine Abendschule. Mühsam musste er nachholen, was ihm als Kind an Bildung vorenthalten worden war. Er fand Beschäftigung bei verschiedenen Kirchen und improvisierte Predigten auf der Grundlage von denen, die er in seiner Heimatkirche als Kind und Jugendlicher gehört hatte.
In Atlanta war zu dieser Zeit eine Dynamik besonders spürbar, die schon Jahrzehnte zuvor begonnen hatte und nun immer stärker hervortrat: angespornt von Predigern und Lehrkräften weigerten sich immer mehr Schwarze Menschen, ihren Status als Bürger zweiter Klasse hinzunehmen. Eine Reihe ambitionierter Schwarzer Männer und Frauen verließen den Süden der Vereinigten Staaten gen Norden und viele andere verließen wenigstens die ländlichen Gegenden in Richtung Großstadt, um der Willkür und den gewalttätigen Diskriminierungen zu entgehen, die im gesamten Süden der USA stark ausgeprägt waren, auf dem Land dort jedoch noch einmal besonders.
In Atlanta hatte die NAACP – eine der ältesten Schwarzen Bürgerrechts-Vereinigungen – Einfluss und Kraft. Einer ihrer Leiter in Atlanta war A.D. Williams, Pastor der Ebenezer Baptist Church und einer der beliebtesten und einflussreichsten Schwarzen Prediger in den Südstaaten. Für A.D. Williams gehörten Theologie und soziales Handeln zusammen. Er organisierte – auch von der Kanzel aus – Protestmärsche und Boykotte gegen Diskriminierungen und Ungerechtigkeiten.
Michael King begann, Alberta, der Tochter von A.D. Williams den Hof zu machen – auch gegen den Widerstand ihrer Mutter. Zu unpassend erschien ihr Michael King: zu ländlich, zu einflusslos, zu ungebildet. Doch Albertas Vater, A.D. Williams, meinte:
Dieser King hat nichts. Kein Geld, keine Kirche, gar nichts. Aber ich denke mir, (…) all das wird er bald haben und noch mehr dazu. Weil er ein rechtschaffener und aufrichtiger Mann ist.
Trotzdem beharrte Williams darauf, dass Michael King sich noch eine Weile beweisen müsse. Er wollte wissen, ob dieser King auch Ausdauer und Zähigkeit besaß. Denn Williams erlebte Tag für Tag, dass die Zeiten rauer wurden, dass sich an der Schwarzen Bürgerrechtsbewegung immer mehr Konflikte entzündeten, dass der Druck von Seiten der Weißen wuchs. Ein Mann, der seine Tochter heiraten durfte, musste diesen Konflikten und diesem Druck standhalten können. Erst nach sechs Jahren des Werbens durfte Michael King seine Alberta heiraten. Kurze Zeit später wurde er Hilfsgeistlicher der Ebenezer Baptist Church und arbeitete mit seinem Schwiegervater zusammen.
Ausdauer und Zähigkeit als Qualitätsmerkmal. In der Stille überlege ich, wo ich zuletzt Ausdauer und Zähigkeit bewiesen habe in meinem Leben.
Herr, mache mich zu einem Werkzeug deines Friedens und deiner Gerechtigkeit,
nach Franz von Assisi
Herzlich Willkommen zu Lebensliturgien, Staffel 8, Gerechtigkeit ströme wie Wasser. In dieser Staffel begegnen wir dem Leben und den Worten von Martin Luther King: gewaltloser Widerstandskämpfer, Bürgerrechtler, Friedensnobelpreisträger und Pastor. Martin Luther King hatte ein besonderes Gespür für Gottes gerechtigkeitsliebendes Herz, eine klare Berufung von Gott und: er hatte den Mut, sich mit unermüdlicher Ausdauer für Gerechtigkeit, Gleichheit und Würde aller Menschen einzusetzen – koste es, was es wolle. Möge Gott uns mit seinem guten Geist leiten.
Zu Beginn meines Betens lege ich zur Seite, was mich beschäftigt und lasse es ruhig werden in mir.
Ich sammle meine Gedanken und atme langsam und bewusst.
Gewiss: Gott fordert eine ganze Menge, ruft uns ins Tun des Gerechten.
Wir hören Worte aus Jesaja 58, Psalm 34 und Lukas 6:
Gott spricht: Ein frommes Leben, das mir gefällt, sieht so aus: Löst die Fesseln der Ungerechtigkeit! Knotet alle Jochstricke auf! Schafft jede Art von Unterdrückung ab! Lasst ab vom Bösen und tut Gutes; sucht Frieden und jagt ihm nach! Liebt eure Feinde und tut wohl denen, die euch hassen. Segnet, die euch verfluchen und betet für die, die euch beleidigen.
Martin Luther Kings Großeltern väterlicherseits wurden in die sog. „Reconstruction“-Ära hinein geboren. 1865 war die Sklaverei endlich und nach vielen Kämpfen abgeschafft worden. Nun kauften aus der Sklaverei entlassene Männer und Frauen an vielen Orten Land, gründeten Kirchen und begannen zu wählen. Mehr als zweitausend Schwarze Amtsträger wurden in den Jahren nach der Sklaverei gewählt, darunter ein Gouverneur, zehn Mitglieder des US-Repräsentantenhauses und zwei Senatoren.
Dieser Aufbruch in die Freiheit und in die Gleichberechtigung währte jedoch nur wenige Jahre. Die Gegenreaktion der Weißen folgte beinahe unverzüglich und brutal. Die Südstaaten verabschiedeten Gesetze, die Leibeigenschaft ermöglichten (eine Art Ersatz-Sklaverei) und die überall strenge Rassentrennung vorsahen, mit einer klaren Unterordnung Schwarzer Menschen. In Zügen, Schulen, Kirchen, Krankenhäusern, Gefängnissen, Friseurgeschäften, Waschräumen und Bussen gab es streng getrennte Bereiche, auch sog. »gemischte« Ehen waren verboten. Ungleichheit, Benachteiligung und Willkür waren das, was Schwarze Menschen in den kommenden Jahrzehnten tagein tagaus erlebten.
Auch Jim King, Martin Luther Kings Großvater, erlebte sein Leben auf diese Weise: er hatte nie Lesen und Schreiben gelernt, hatte kein Land und arbeitete hart und für wenig Lohn auf der Farm eines Weißen. Jim Kings Sohn Michael, Martin Luther Kings Vater, beschrieb seinen Vater mit den Worten: hager, gereizt und zornig. Jim trank so lange, so regelmäßig und so viel, bis ihm alles egal war.
Jim Kings Frau Delia, Martin Luther Kings Großmutter, hielt die Familie zusammen und zog sieben Kinder groß. Ihr Sohn Michael schrieb:
Mama war mit sich selbst im Reinen, weil sie fest im Glauben stand. Gottes Weisheit war die Richtschnur in Mamas Leben, und selbst in den Zeiten großen Leids, die so oft in ihrem Leben vorkamen, verlor sie den Herrn nie aus den Augen. Keine Träne konnte sie für seine Gegenwart blind machen, und sie konnte ihre Augen weder in der Trauer noch in der Wut so fest verschließen, dass sie nicht Gottes Hand sah, die sich ihr entgegenstreckte.
Sonntag für Sonntag ging sie mit ihren Kindern zur Kirche, barfuß, die Schuhe in der Hand, um sie zu schonen. Dort, in den Kirchenbänken, entstand eine ganze eigene Schwarze Kultur. Hier begann, wenn auch nur langsam, ein neues Schwarzes Selbstbewusstsein heranzureifen. Hier liegen die Anfänge und die Wurzeln von Schwarzem politischen Aktivismus. Wurde man im Alltag an allen Ecken und Enden unterdrückt und schikaniert, so hörte man hier, dass vor Gott alle Menschen frei und gleichberechtigt sind. Hier wurde laut und deutlich verkündigt, dass die unterdrückerischen weißen Gesetze falsch sind und die Grausamkeiten des Ku-Klux-Klan ein Gräuel in Gottes Augen.
Wir hören in eine Predigt von Martin Luther King aus dem Jahr 1957:
Es ist so leicht für uns, uns minderwertig zu fühlen, weil wir so lange in Ungerechtigkeit und Unterdrückung gelebt haben. Rassentrennung erzeugt ein Gefühl der Minderwertigkeit. Ich aber sage Euch heute Morgen: geht mit der Gewissheit hier raus, dass Ihr „Jemand“ seid, und nicht „Niemand“. Ihr seid „Jemand“, weil Gott Euch liebt. Das ist der entscheidende Punkt. Auf diese Weise findet Ihr ein neues Gefühl der Würde und der Zugehörigkeit, das Euch niemand nehmen kann.
In der Stille lasse ich einige sehr unterschiedliche Menschen aus meinem Umfeld vor meinem inneren Auge vorüberziehen und mache mir klar: Gott liebt jeden und jede Einzelne von ihnen.
Herr, mache mich zu einem Werkzeug deines Friedens und deiner Gerechtigkeit,
nach Franz von Assisi
Eine kleine Vorrede vor Beginn dieser Staffel.
Das Leben und die Worte von Martin Luther King beschäftigen mich, wühlen mich auf, inspirieren mich, lassen mich nicht los. Sein Mut, seine visionäre Kraft, seine Tapferkeit, sein Glaube, aber auch seine Gebrochenheit in manchen Bereichen seines Lebens gehen mir nahe. Aus diesem Grund habe ich mich entschieden, eine Staffel über Martin Luther King zu machen, obwohl ich selbst weiß bin – und damit weit von seiner Lebenswirklichkeit entfernt. Mir sind die Schwierigkeiten bewusst, die damit verbunden sind.
Zum einen werde ich jedoch Martin Luther King – übersetzt auf Deutsch – möglichst oft selbst zu Wort kommen lassen und damit seiner Sicht und seinen Worten Raum geben. Zum anderen hat Martin Luther King sich in den späteren Jahren seines Lebens ausdrücklich als einen universalen Prediger verstanden, als einen Pastor für Menschen des Glaubens und Menschen guten Willens auf der ganzen Welt.
Ein Teil unseres Budgets geht als Spende an das Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit.
Mit der aktuellen LL-Staffel versuche ich, das Leben, Handeln, Reden und Denken von Martin Luther King zu ehren und bekannter zu machen. Ich tue das in dem Vertrauen, dass Gott, der uns in Christus über alle Farben, Klassen, Kulturen und Generationen hinweg zu einer gemeinsamen Familie gemacht hat, daran seine Freude hat. Möge sein guter Geist der Liebe und der Erkenntnis uns leiten.
Mit Folge 40 – und Psalm 134 - endet Staffel 7. Ab jetzt wird es einige Wochen ruhig um die Lebensliturgien. Sommerpause.
Ab Mitte September geht dann Staffel 8 an den Start: „Gerechtigkeit ströme wie Wasser“ – eine ganze Staffel zu Leben und Wirken von Martin Luther King. Inklusive eigens komponierter Musik, die hier schon im Hintergrund zu hören ist.
Falls Ihr die Lebensliturgien zu arg vermissen solltet: es gibt sie zum einen seit Mai als wunderschönes Buch. Und: es gibt sie schon eine ganze Weile als App mit Tagzeitengebeten für jeden Tag und allen Podcast-Folgen aus allen bisherigen Staffeln. Im Podcast-Archiv der App sind die Folgen sogar ganz benutzerfreundliche nach Staffeln geordnet.
Ich freue mich sehr auf die neue Staffel im September und wünsche Euch einen guten und gesegneten Sommer! Bleibt behütet!
Herzlich Willkommen zu Lebensliturgien, Staffel 7, „Unterwegs“. In dieser Staffel lassen wir uns von 15 Spezial-Psalmen, den sog. „Wallfahrtsliedern“, inspirieren, anfeuern und begleiten auf unserem Weg der Nachfolge. Denn wir sind und bleiben unterwegs. Unser Glaube ist nie fertig – genauso wenig wie unser Leben. Nur im Gehen, auf dem Weg, formen sich unser Glaube und unser Leben. Die fünfzehn Wallfahrtslieder leiten uns dazu an, unseren Weg mit Ausdauer zu laufen: treu, zuverlässig, mit langem Atem, das Ziel fest im Blick. Denn auf dem Weg hin zu mehr Reife, Echtheit und Tiefe im Glauben gibt es keine Abkürzung. Und jetzt: gute Reise.
Zu Beginn meines Betens lege ich zur Seite, was mich beschäftigt
Wir hören auf Worte aus dem Hebräerbrief, Kapitel 12 und 13:
Wir sind umgeben von einer ganzen Wolke von heiligen Zeugen, die uns anfeuern. Deshalb legt alles ab, was Euch beschwert! Jede Sünde, die Euch gefangen nimmt! Lauft ausdauernd und geduldig dem guten Ziel entgegen! Richtet Euren Blick dabei auf Jesus: er hat diesen Weg begonnen und vollendet – durch Anfeindungen, Schwierigkeiten und Leid hindurch. Wenn Ihr müde werdet und strauchelt: schaut auf ihn! Das wird Euch neue Kraft geben.
Eine lange Reise liegt hinter den Pilgern. Nun sind sie auf den letzten Metern, auf dem letzten Anstieg. Und singen.
Ein Wallfahrtslied, gesungen auf dem Weg hinauf nach Jerusalem.
„Preist den Herrn“, das ist die große Aufforderung dieses Abschluss-Psalms der sog. Wallfahrtspsalmen. „Preist den Herrn“. Das hebräische Wort, das hier mit „preisen“ übersetzt wird, ist das gleiche Wort, das gegen Ende des Psalms mit „segnen“ übersetzt wird.
Kommt und preist den HERRN, all ihr Diener des HERRN, die ihr nachts den Dienst im Tempel des HERRN verrichtet! Hebt eure Hände im Gebet empor, streckt sie aus zu seinem Heiligtum und preist den HERRN! Es segne dich der HERR vom Berg Zion aus, er, der Himmel und Erde geschaffen hat!
Unser Lobpreis und Gottes Segen werden hier mit dem gleichen Wort beschrieben: „beracha“. Dieses Wort beschreibt zum einen, was Gott mit uns und unter uns tut. „Beracha“ beschreibt diese schier unglaubliche, nichts zurückhaltende Bewegung Gottes auf uns zu. Wie Gott sich an uns verschenkt. Wie Gott mit uns teilt, was in ihm ist an Liebe, Licht und Leben. „Beracha“ beschreibt das große Lieben und Erlösen Gottes.
Und: es beschreibt die Gegenbewegung. Also unsere Antwort, unsere menschliche Resonanz auf dieses „beracha“ Gottes. Wenn wir uns von Gottes „beracha“ berühren, erlösen und lieben lassen, dann entsteht in uns eine wunderbar heilig-heilsame Gegenbewegung zu Gott hin. Unsere menschliche Version von „beracha“. Wir lieben Gott zurück: suchen seine Gegenwart, beten, folgen ihm, tun die guten Werke, die er für uns vorbereitet hat und preisen seinen Namen, lobpreisen ihn dankbar für alles, was er ist und tut. Dieser dankbare Lobpreis, diese tiefe Freude an Gottes Gegenwart und Wesen, sind das letztendliche Ziel unseres Lebens. Im Westminster Kurz-Katechismus aus dem 17. Jahrhundert lautet die Eröffnungsfrage: „Was ist das Hauptziel des Menschen?“ Und die Antwort folgt sogleich: „Gott zu verherrlichen, ihn zu preisen und sich an ihm zu erfreuen in Ewigkeit.“ Am Ende also steht die Freude, die ihre frohen und hellen Schatten immer auch schon hier und jetzt in unser Leben hineinwirft. Freude und Lobpreis: das ist es, wozu wir geschaffen sind. Lobpreis und Freude. Weil Gott nie aufhört uns zu segnen und zu erlösen. Deshalb:
Kommt und preist den HERRN, all ihr Diener des HERRN, die ihr nachts den Dienst im Tempel des HERRN verrichtet! Hebt eure Hände im Gebet empor, streckt sie aus zu seinem Heiligtum und preist den HERRN! Es segne dich der HERR vom Berg Zion aus, er, der Himmel und Erde geschaffen hat!
In der Stille lobe und preise ich Gott
Verleih mir, gütiger und heiliger Vater, in deiner Huld:
Amen.
Herzlich Willkommen zu Lebensliturgien, Staffel 7, „Unterwegs“. In dieser Staffel lassen wir uns von 15 Spezial-Psalmen, den sog. „Wallfahrtsliedern“, inspirieren, anfeuern und begleiten auf unserem Weg der Nachfolge. Denn wir sind und bleiben unterwegs. Unser Glaube ist nie fertig – genauso wenig wie unser Leben. Nur im Gehen, auf dem Weg, formen sich unser Glaube und unser Leben. Die fünfzehn Wallfahrtslieder leiten uns dazu an, unseren Weg mit Ausdauer zu laufen: treu, zuverlässig, mit langem Atem, das Ziel fest im Blick. Denn auf dem Weg hin zu mehr Reife, Echtheit und Tiefe im Glauben gibt es keine Abkürzung. Und jetzt: gute Reise.
Zu Beginn meines Betens lege ich zur Seite, was mich beschäftigt
Wir hören auf Worte aus dem Hebräerbrief, Kapitel 12 und 13:
Wir sind umgeben von einer ganzen Wolke von heiligen Zeugen, die uns anfeuern. Deshalb legt alles ab, was Euch beschwert! Jede Sünde, die Euch gefangen nimmt! Lauft ausdauernd und geduldig dem guten Ziel entgegen! Richtet Euren Blick dabei auf Jesus: er hat diesen Weg begonnen und vollendet – durch Anfeindungen, Schwierigkeiten und Leid hindurch. Wenn Ihr müde werdet und strauchelt: schaut auf ihn! Das wird Euch neue Kraft geben.
Es gibt zwei poetische Bilder in Psalm 133, mit denen die Auswirkungen von guter, gelingender Gemeinschaft beschrieben werden: Salböl und Tau.
Seht, wie wunderbar schön es ist, wenn Brüder einträchtig beieinander sind.
Öl ist in der Bibel oft ein Zeichen der Gegenwart Gottes, ein Symbol für seinen Geist. Hier in Psalm 133 geht es ganz spezifisch um Salböl – also um Öl, mit dem bestimmte Menschen im Alten Israel zum Priester geweiht wurden. Die zentrale Rolle von Priestern bestand im Mittlerdienst zwischen Gott und den Menschen. Gott kam den Menschen seines Volkes durch Priester nahe und Priester brachten Menschen – durch stellvertretendes Sühnehandeln – in Gottes Nähe. Auch Segnen und Fürbitte war eine wichtige Aufgabe von Priestern.
Leben in christlicher Gemeinschaft bedeutet anzuerkennen, das der oder die Andere, dass meine Schwester oder mein Bruder mir Priester ist. Gott kommt uns durch diejenigen, die mit uns glauben, auf besondere Weise nahe. Durch sie beschenkt er uns, durch sie formt er uns, durch spricht er in unser Leben hinein – mal ermutigend und mal hinterfragend. Wir brauchen ihre Fürbitte, mit der sie uns in Gottes Nähe tragen. Wir brauchen die Gemeinschaft mit anderen Christen.
Das zweite Bild für die Auswirkungen von gelungener Gemeinschaft, das Psalm 133 verwendet, ist Tau. Hier sogar der Tau vom Berg Hermon. Der Berg Hermon ist mit knapp 3000 Metern der höchste Berg im Nahen Osten: in diesen Höhen ist der Tau, der sich über die Nacht auf die Erde senkt, reich und schwer. Er durchnässt den Boden vollständig. Dieser satte, lebensspendende Tau erfrischt die sonst vorrangig karge, staubig-felsige Gegend und schenkt Fruchtbarkeit und Wachstum.
Diese Wirkung stellt sich in christlicher Gemeinschaft dann ein, wenn wir immer wieder aufs Neue erwarten, dass Gott uns durch unsere Glaubensgeschwister begegnet – durch jeden und jede Einzelne. Dass Gott durch sie an uns handeln und mit uns reden will. Zu dieser inneren Haltung der wachen Erwartung gehört, dass wir uns weigern, bestimmte Menschen, die mit uns glauben, innerlich abzuqualifizieren oder in Schubladen zu stecken. „Die glaubt ja eh nicht richtig …“, oder „Das ist ja wieder typisch …“ oder „Der wird sicher eh wieder nur …“: wenn wir einzelne Geschwister auf diese Weise abqualifizieren, werden wir Gottes Reden und Handeln an uns durch sie nicht wahrnehmen. Wir haben über unsere Mitgeschwister nicht zu urteilen, sondern wach durch sie Gottes Reden und Handeln an uns zu erwarten.
Seht, wie wunderbar schön es ist, wenn Brüder einträchtig beieinander sind.
In der Stille lasse ich mir von Gott eine Mitchristin zeigen, von der ich nichts mehr erwarte. Einen Mitchristen, den ich in eine Schublade gesteckt habe. Ich frage Gott: was willst du mir durch ihn oder sie zeigen? Was willst du mir sagen?
Verleih mir, gütiger und heiliger Vater, in deiner Huld:
Amen.
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