Zum gemeinschaftsbasierten Wirtschaften gehören Beitragsrunden – sie sind für uns im MYZELIUM ein zentrales Element und definieren einen Meilenstein – aber was braucht es eigentlich, damit die Beitragsrunden gelingen? Dieser Frage widmen Franka und Hannah eine ganze Folge mit Gästin Heike Pourian. Die Wandelforscherin geht schon sehr lange mit diesem Ansatz des fürsorgenden und kümmernden Wirtschaftens und spricht mit uns über den Faktor 10, Scham, Privilegien und ihre eigene Umsetzung.
Mehr zu Heike findet ihr hier:
https://beruehrbarewelt.de
Der erwähnte Film über Beitragsrunden
https://www.youtube.com/watch?v=wcbWTGkEjqM
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Transkription
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Hallo und herzlich willkommen zum MYZELIUM-Podcast. Hier geht es um eine neue
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Art und Weise des Wirtschaftens, verbindend und lebensdienlich.
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Wir nennen es gemeinschaftsbasiert wirtschaften.
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Und dieser Podcast unterstützt dich
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dabei, deine Ideen und Unternehmungen gemeinschaftsbasiert umzusetzen.
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Hier teilen wir inspirierende Geschichten des Gelingens, nützliche Methoden
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und erfahrungsbasiertes Wissen aus dem MYZELIUM-Ökosystem und der Wandelbewegung.
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Mein Name ist Hanna Heller und ich freue mich sehr, dass du dabei bist.
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Ich freue mich sehr, dass wir heute Heike Purian zu Gast haben.
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Heike Purian ist uns schon öfter begegnet auf unseren Myceliumfaden und heute
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ist sie auch bei uns im Podcast.
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Sie ist erfahrene Wandelforscherin, würde ich jetzt einfach mal sagen.
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Aber genauer darfst du gleich selber erzählen, Heike. Schön, dass du da bist.
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Danke für die Einladung.
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Und Franka sitzt natürlich auch hier wieder an meiner Seite,
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was mich auch immer freut und gemeinsam
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ergründen wir heute die Frage der Beitragsrunden, der Beitragsabenden.
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Auch wieder ein spannendes Thema, wie ich finde, weil ich mich einfach gerne
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mit Geld und Geldkultur und Scham und Schmerz im Bereich des Geldes und Solidarität
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und das spielt alles mit rein und kulminiert sozusagen immer in diesem Moment
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des Beitragens in den Beitragsrunden.
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Und warum man Beitragsrunden macht und was Beitragsrunden besonders macht und
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wie man sie gut macht, das wollen wir heute gemeinsam ergründen im Gespräch
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und darauf freue ich mich sehr.
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Aber bevor wir starten, würde ich Heike dir nochmal gerne das Wort geben und
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dich einfach kurz vorstellen lassen für die Hörerinnen und Hörer,
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die dich noch nicht so gut kennen, wie wir dich kennen.
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Ja, mache ich gerne und weiß dann auch immer nicht so richtig,
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wo ich denn anfangen soll.
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Was bin ich denn eigentlich? Genau, Wandelforscherin, den Namen habe ich mir
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irgendwann mal gegeben, weil sich das am stimmigsten anfühlt,
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weil ich wirklich erforschen möchte,
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wie gelingt denn Transformation und
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welche Gewohnheiten und Selbstverständlichkeiten machen uns das schwer,
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die Veränderung in die Welt kommen kann, die es gerade braucht,
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wenn, und da bin ich tatsächlich gerne sehr radikal, wenn wir als Menschheit
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auf diesem Planeten überleben wollen.
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Mehr und nicht weniger als das.
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Und ich komme eigentlich aus dem Tanz. Die Tänzerin war eigentlich so die Kontaktimposition
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und das Forschen dessen, was mich da herausfordert und was mich glücklich macht.
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Und auch das Forschen, das Lesen darüber, wie die Pionierinnen diese so,
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so andere Tanzform in die Welt gebracht hat, Das war so mein Erkenntnisweg.
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Es gibt ja immer so viele Erkenntniswege, so Dos.
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Und das war meiner. Und dann habe ich angefangen darüber zu schreiben,
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weil ich so begeistert war davon, was für ein Potenzial darin steckt,
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erstens, wenn wir Menschen uns mit unseren Körpern beschäftigen und zweitens,
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wenn wir improvisieren lernen und nicht nach Plan und nach Schema F agieren,
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sondern aus einer satten Verbundenheit mit dem, was jetzt gerade ist,
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heraus Dinge immer wieder neu erfinden.
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Das ist für mich so eine Transformationskompetenz.
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Genau, dazu habe ich geschrieben. Dann habe ich noch ein Buch geschrieben,
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das dann eher auch für Menschen ist, die nicht die Kontaktimposition kennen.
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Das wird überraschend viel gelesen, das ist irgendwie gerade so eine,
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wow, Menschen wollen das hören, lesen.
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Genau, das ist jetzt gerade die dritte Auflage, die steht gerade vor ein paar
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Tagen geliefert worden.
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Und jetzt so mein Moment, was ich mache, ist, dass wir einen Bildungsort aufbauen.
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Dieser Bildungsort heißt Wegwarte.
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Er ist in Witzenhausen, wo wir eine Vollzeitfortbildung für Menschen anbieten,
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die sich im sozial-ökonomischen, ökologischen Wandel engagieren wollen und noch nicht so ganz wissen,
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also entweder nicht wissen, wo sie ansetzen sollen, wo ist denn eigentlich mein
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Hebel und mein ganz besonderer Beitrag.
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Oder die wissen das und haben das Gefühl, sie brauchen aber noch Kompetenzen,
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damit das wirklich in die Welt kann.
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Also mit diesen Menschen werden wir arbeiten. Und das ist gerade so eine Aufbauarbeit,
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die wir machen, dass dieser Bildungsort mit starten kann.
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Damit verbringe ich zwar den Hauptteil nicht.
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Und was ich auch immer nicht gerne vergesse, ist, dass ich zwei wunderbare Kinder habe.
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Den Mutter, das hat mich auch sehr geprägt, Mutter zu sein. und meine Kinder
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sind zum Glück erwachsen, sonst könnte ich das nämlich alles gar nicht.
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Ja, das ist mal so das, was mir zu Wer bin ich heute eigentlich.
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Morgen werde ich wieder was anderes sagen.
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Richtig schön, dass du da bist, Heike. Danke.
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Vielleicht kann ich nochmal anknüpfen an ein MYZELIUM- und Heike-Moment.
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Wir hatten letztes Jahr das Pilztreffen im Wandelwinkel in Mühlheim an der Ruhr.
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Und Heike war den Tag über bei uns und hat am Abend eine Lesung gegeben.
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Eine Lesung aus ihrem Buch, Wenn wir wieder wahrnehmen.
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Und wir konnten da zwei Dinge sehr schön irgendwie zusammenbringen.
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Wir hatten ein sehr verbindendes Treffen mit den Menschen, mit denen wir gerade
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gemeinsam so zusammenarbeiten.
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Und am Abend konnten wir eben diesen Buch lauschen und Heike lauschen,
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die nicht nur gelesen hat, sondern begleitet wurde von MusikerInnen und die
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sozusagen diesen ganzen Wörtern noch einen richtigen Klang gegeben haben.
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Und da hat sich was verwoben, also für uns oder auch für mich und Hanna sehr
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dieser Kontext von Heike und viel dieses auch somatische Arbeiten und viel diese
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Frage von, okay, Kulturwandel, wie geht das eigentlich?
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Was braucht es vielleicht auch zuerst? Ist es zuerst dieser innere Wandel oder
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der äußere oder bedingt sich eben beides einander?
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Und Heike hatte uns damals auch schöne Worte zukommen lassen,
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wie gut es ist, dass es das Metilium gibt, Wir versuchen,
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beides ein bisschen zu verweben, die Struktur und die Kultur und die ganze Zeit
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Wandel versuchen in die Praxis,
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in das Hier und Jetzt, in das Leben zu bringen und das eben machen,
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indem wir Menschen begleiten in ihre Herzensprojekte umzusetzen und auch ökonomisch
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eben anders aufzustellen.
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Das vielleicht nochmal so ein bisschen als Kontext und Background,
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was uns hierher geführt hat, so ein bisschen.
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Und ich leite gerne noch einen, mit dem das Heike einen Film gedreht hat.
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Sie hat das nicht alleine gemacht, sondern mit anderen Menschen auch zusammen.
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Und vielleicht möchtest du da auch gleich nochmal anknüpfen.
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Und da geht es um Beitragsrunden. Und die Frage, warum wir die eigentlich so
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einsetzen und was sie eigentlich gelingend macht.
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Und das Gelingen, darüber würde ich gerne auch nachher einfach weiter mit dir
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drüber sprechen, was ist denn eigentlich eine gelingende Beitragsrunde,
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neben dem, dass wir da finanzieren und diese Projekte auch tragfähiger machen.
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Heike, magst du uns was von diesem Film erzählen, den du gedreht hast?
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Ja, das war eine relativ spontane Sache, eine Anfrage vom Solabi-Netzwerk,
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also das Netzwerk Solidarische Landwirtschaft. um,
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dass es doch gut wäre, ein bisschen Handwerkszeug zu haben.
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Und dann haben wir relativ unaufwendig ein Filmchen gemacht.
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Und die Grundidee ist, genauso wie du sagst, also was braucht es denn eigentlich,
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damit eine Beitragsrunde gelingt?
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Und ich glaube, das Allererste ist, das Ganze in einen Kontext zu setzen.
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Wir können nicht einfach sagen, statt bezahlen gibt es hier eine Beitragsrunde.
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Warum können wir das nicht? Weil das so ein Transformationsschritt ist,
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Dinge anders zu finanzieren, dass wir das erstmal begreifen müssen,
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damit wir an einer Beitragsrunde sinnvoll teilnehmen können.
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Der Klassiker ist immer, dass ich gesagt bekomme, ja, du machst es ja immer
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so mit, gib was du kannst und so, aber das funktioniert bei mir nicht.
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Das habe ich richtig oft gehört und dann frage ich, wie machst du das denn?
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Naja, wir machen dann eine Veranstaltung und dann stellen wir einen Topf hin
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und sagen, ihr könnt da was reintun.
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Und warum funktioniert das nicht? Weil wir ja alle in einem ökonomischen System
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sozialisiert sind und aufgewachsen sind.
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Das uns sagt, sorg für deinen eigenen Vorteil oder schau, dass du so billig wegkommst wie möglich.
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Das ist in uns alle eingeschrieben.
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Wenn jetzt dann einfach nur so ein Spendentopf steht bei einer Veranstaltung,
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dann, was geht dann bei uns an?
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Da gibt meistens fast diese, ah, ist umsonst.
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Und ich werde nicht eingeladen, mir vorzustellen, was es von mir braucht,
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damit das, wo ich gerade daran teilgenommen habe oder wo ich von profitiere, stattfinden kann.
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Das passiert nicht an dieser Stelle, sondern irgendwie verlasse ich mich dann
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drauf, dass da wird schon irgendwo Geld da sein und ich kann jetzt noch so ein
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Add-on machen, wenn ich da noch ein bisschen Geld in den Spendentopf werde.
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Das heißt, das funktioniert nicht, einfach zu sagen, wir sagen heute mal,
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gib was du kannst, Sondern wenn wir sagen, gib was du kannst,
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dann müssen wir erklären, was wir da eigentlich tun.
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Nämlich, wir kommen von dieser Tauschlogik im Sinne von, wenn du das haben willst,
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musst du so viel bezahlen.
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Kommen wir hin zu was anderem. Und was ist das andere?
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Und das andere ist, dass wir uns klar machen, und das ist so wichtig,
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dass wir uns klar machen.
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Wie ausschließend unsere Art zu wirtschaften ist weil die so bedingungsvoll
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ist und das ist zum Beispiel das Erste was ich oft mache bei einer Beitragsrunde
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lass uns doch mal anerkennen wer hier gerade alles nicht.
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Wer ist denn nicht da? Also wer, jetzt wenn wir von der Solabi ausgehen,
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wer hat überhaupt gar keine Vorstellung davon, sich daran zu beteiligen,
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weil die Person so prekär lebt, dass sie sich gar nicht vorstellen kann, beitragen zu können.
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Das ist schon mal das Erste. Also die Art und Weise, wie wir wirtschaften,
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schließt total viel Menschen aus.
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Und ich habe mal angefangen, immer wo auch immer ich hingehe,
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mir die Frage zu stellen, wer ist denn gerade nicht da?
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Wer ist nicht da?
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Weil wir Zugang beschränken, tatsächlich auch teilweise nur vermeintlich beschränken,
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Weil Menschen gar nicht denken, dass sie sich das leisten können.
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Zum Beispiel eine alleinerziehende Bürgergeldempfingerin denkt nicht,
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dass sie sich leisten kann,
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in der Solawi ihr Gemüse zu bekommen, weil sie erstens sieht,
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was da vor der Verteilstation für Autos parken.
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Zweitens, das Gefühl hat ja die Ökos und Bio, das ist ja eh teuer.
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Und so weiter können wir jetzt noch ganz viele Sachen, vielleicht auch überhaupt
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nicht den Zugang hat zu den Informationen, dass es das gibt.
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Also uns zu fragen, wie wir ständig, zum Teil durch unser Informationssystem
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und zum großen Teil durch unser Geldsystem, die Menschen ausschließen,
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weil wir Bedingungen schaffen.
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Bedingungen für Teilhabe, die Menschen abhält.
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Überhaupt darüber nachzudenken, teilzunehmen. Und das ist so wesentlich, uns das klar zu machen,
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dass die Art und Weise, wie wir wirtschaften, extrem viel Ausschluss produziert
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und Menschen daran hindert, an Dingen teilzunehmen, an denen sie teilnehmen möchten.
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Und ich kann davon ein bisschen nachvollziehen, weil ich wirklich,
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also ich habe immer von sehr wenig Geld gelebt und als ich zwei Kinder hatte
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und wenn dann in einem Monat so Briefe aus der Schule kam, ja,
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Klassenfahrt kostet 490 Euro und von dem anderen Kind auch für irgendeinen Ausflug oder was noch.
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Ich habe mir gedacht, wie könnt ihr davon ausgehen, dass ich das mal eben habe?
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Also, und das ist genau dieser Moment, wo Enge produziert wird durch diese Selbstverständlichkeit,
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das kostet so und so viel.
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Wie geil wäre das denn, wenn eine Klasse sich zusammen tun würde und die Klassenfahrten
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solidarisch finanzieren würde, wenn das selbstverständlich wäre.
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Also das ist so ein, da würde sich so viel verändern.
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Wenn wir sagen würden, gut, das ist das Geld, was aufgebracht werden will,
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wir erkennen mal an, die Menschen haben unterschiedlich viel Geld,
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das bringen wir zusammen aus.
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Anstatt, was ja jetzt oft passiert, den Leuten diese Schmach zuzumuten,
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dass sie dann sich ans Sekretariat wenden müssen und sagen,
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ich bräuchte vielleicht so einen Sozialzuschuss oder was.
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Und ja, also einfach sehr unangenehm. Und ich glaube, das ist das Allererste,
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dass wir überhaupt anerkennen, warum machen wir das?
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Weil wir diese so schreckliche Ausschlussqualität aus unseren Wirtschaften rausnehmen.
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Und das gilt ja nicht nur für die KonsumentInnen, wenn ich die mal so nenne,
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sondern auch für die Menschen, die produzieren.
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Ganz oft sagen Leute, naja, ich würde so gerne das und das tun in der Welt,
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Aber das rentiert sich ja nicht.
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Dafür gibt es nicht genug Geld in der Welt.
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Und deswegen unterbleiben ganz viele tolle Dinge, weil sie vermeintlich nicht finanzierbar sind.
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Oder, und das ist das zweite fette Ding, was so wichtig ist zu wissen,
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wenn wir Beitragsrunden machen oder wenn wir solidarisches Wirtschaften anstreben,
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es gibt das Muster des Commoning, das heißt preissouverän Handel treiben.
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Die Muster des Coming, da können wir vielleicht gleich auch mal zurückkommen
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drauf und preissouverän Handel treiben bedeutet, ich traue mich in der Welt
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zu sein mit dem, was es braucht,
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damit ich von dem, was ich in die Welt bringen kann, gut leben kann und an der
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Stelle bedeutet die Preissouveränität,
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dass ich, wenn wir jetzt nochmal zu Solabis gehen, den Preis meiner Karotte
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nicht mit dem Preis von Aldi-Karotten vergleiche und auch überhaupt nicht anstrebe,
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dass der in einer ähnlichen Größenordnung sein muss.
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Und das ist das Nächste, was wichtig ist, wenn wir fragen, warum machen wir Beitragsrunden?
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Wir machen Beitragsrunden, um Ausbeutung zu vermeiden.
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Denn wir wissen ganz genau, die Aldi-Karotte kann nur unter ausbeuterischen
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Bedingungen so billig sein, wie sie gerade ist.
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Weil sowohl Menschen zu Mindestlöhnen, die geerntet haben, als auch sie angebaut
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wurde auf eine Art und Weise, die Böden ausbeutet, die mehr rausholt als zurückgibt.
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Und das führt ja zu einer krassen Verarmung unserer Böden und zu einem Abbau
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der Humusschicht und so weiter. Und dann eben im Großen und Ganzen zu Erosionen.
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Das hat ja mit unserem Klima zu tun, wie wir Landwirtschaft betreiben.
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Und all das, glaube ich, gilt es zu sehen. Die Art und Weise,
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wie wir wirtschaften, schließt Menschen aus.
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Die Art und Weise, wie wir normalerweise wirtschaften, macht überhaupt Dinge
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unmöglich, weil Leute sich nicht trauen, ihre Dinge zu tun, weil sie denken,
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das lohnt sich eh nicht, da kann ich nicht von leben.
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Und die Art und Weise, wie wir wirtschaften.
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Basiert auf Ausbeutung und bringt immer mehr Ausbeutung.
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Und das brauchen wir, das will erzählt werden, bevor wir überhaupt eine Beitragsrunde
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machen, damit wir wissen, auf welchem Boden findet das denn statt.
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Das ist nicht irgendwie fancy, das mal anders machen, sondern es braucht den
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Kontext von, wir wollen Systemwandel oder Paradigmen wechseln.
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Wir wollen uns daran nicht mehr beteiligen.
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Und ich merke auch immer mehr, dass es Sinn macht, zu sagen,
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wir machen diese Beitragsrunde jetzt nicht, weil wir glauben,
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das ist der Weisheit letzter Schluss,
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sondern wir machen sie, weil wir einen Schritt gehen wollen hinzu,
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Und ich glaube, da dürfen wir mutig sein, hin zu einer geldlosen Gesellschaft.
0:18:29–0:18:32
Und dann können wir sagen, okay, und da sind wir noch lange nicht.
0:18:32–0:18:39
Aber jetzt machen wir mal diesen ersten Schritt, indem wir anerkennen, okay, Geld gibt es noch.
0:18:39–0:18:43
Und ohne Geld in dieser Welt gerade leben ist richtig schwierig.
0:18:43–0:18:46
Aber wir können das Geld wenigstens mal anders benutzen.
0:18:47–0:18:52
Und die Ausbeutung, die da ohnehin reingeschrieben ist, so ein bisschen da rausholen.
0:18:53–0:18:59
Das ist mal so eine lange Antwort auf die kurze Frage. Warum machen wir das denn?
0:18:59–0:19:02
Ich glaube, dass das MYZELIUM gerade für diesen Kontext so wichtig ist.
0:19:03–0:19:06
Also eben, wir können nicht einfach nur Beitragsrunden starten.
0:19:06–0:19:10
Das ist nicht die Idee, sondern diesen Kontext zu liefern und auch unsere UnternehmerInnen
0:19:10–0:19:12
und Projekte genau mit dem auszustatten.
0:19:13–0:19:16
Und das ist so ein bisschen das, wo Hannah und ich uns wahrscheinlich auch oft
0:19:16–0:19:21
gerade diesen Mund fusselig reden, weil das braucht so viel Erklärung,
0:19:22–0:19:24
was wir anders machen wollen und wo wir hinwollen.
0:19:24–0:19:28
Und ich glaube, was wir vom Mithelium eben auch gerade auf Beitragsrunden auch
0:19:28–0:19:33
tun, ist nicht nur den Kontext, sondern auch eine Art Prozess sozusagen bereitzustellen.
0:19:34–0:19:36
Und mit Prozess meine ich vor allem Fragen.
0:19:37–0:19:41
Also einmal unsere UnternehmerInnen auszustatten mit dieser Frage,
0:19:41–0:19:44
was brauchst du eigentlich, damit es dir gut geht?
0:19:44–0:19:49
Damit das, was du tust, sich richtig auch sozusagen geldmäßig auch gut anfühlt.
0:19:49–0:19:55
Weil wir eben noch nicht in der Schenkökonomie leben, in die wir vielleicht
0:19:55–0:19:56
eigentlich so munten wollen.
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Was brauchst du, damit es dir gut geht?
0:19:59–0:20:03
Und das dann auch sozusagen umzuwandeln in eben eine Beitragsrunde,
0:20:03–0:20:06
wo das transparent gemacht werden darf und wo es darüber besprochen werden kann.
0:20:07–0:20:11
Und dann diese Fragen zu den Mitgliedern von was kannst du geben,
0:20:11–0:20:13
wie stehst du eigentlich auch da?
0:20:13–0:20:18
Und finanziell und ökonomisch gerade da und auch immer wieder zu reflektieren.
0:20:18–0:20:23
Und deshalb bin ich so bei Beitragsrunden und nicht nur auch bei einem Prozessschritt,
0:20:23–0:20:27
sondern gerne auch bei mehreren in einer Abfolge, an einem Abend von wie fühlt
0:20:27–0:20:29
sich das denn jetzt gerade an?
0:20:29–0:20:33
Und hast du vielleicht auch einen Beitrag abgegeben gerade, der vielleicht zu hoch war?
0:20:33–0:20:37
Und vielleicht möchtest du den nochmal verändern. Also wirklich mit den Menschen
0:20:37–0:20:41
in dieses Spiel zu gehen, in diesen Tanz rauszufinden, Aha, was ist das?
0:20:41–0:20:47
Und ich merke ganz arg, wie du sagst, das ist ein gemeinsames Lernen gerade.
0:20:47–0:20:51
Es ist überhaupt nicht, dass wir sozusagen mit so einem Weisheitsletzten Schluss
0:20:51–0:20:53
gerade darstellen und sagen, das ist die Methode.
0:20:53–0:20:57
Die wenden wir jetzt immer wieder an. Sondern jede Beitragsrunde ist irgendwie neu.
0:20:57–0:21:00
Das ist ein bisschen wie bei Hebammen und Geburten, glaube ich.
0:21:00–0:21:04
Also man kann sich auf was einlassen und irgendwie auch eine Kultur dabei haben
0:21:04–0:21:08
und auch Erfahrungswerte. Und gleichzeitig ist es jedes Mal anders und es sind
0:21:08–0:21:09
jedes Mal andere Menschen.
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Und ich glaube, damit mache ich auch Schluss, Hanna. Aber es ist so ein,
0:21:12–0:21:17
wenn wir in Projekten sind, wo es dann die zweite oder dritte Beitragsrunde
0:21:17–0:21:20
ist, dann ernten wir was und zwar diesen Boden.
0:21:20–0:21:24
Dieser Kontext ist auf einmal da. Es ist auf einmal so, dass wir nicht mehr
0:21:24–0:21:30
wieder ganz bei Null anfangen beim Erklären, sondern irgendwie entsteht da was,
0:21:30–0:21:35
was so trägt und worauf man beim nächsten Mal aufbauen kann und warum die zweiten
0:21:35–0:21:38
und dritten Beitragsrunden dann so viel spielerischer vielleicht dann auch schon
0:21:38–0:21:41
sind und irgendwie schon so ein bisschen flown.
0:21:42–0:21:43
Hannah, so gebe ich mal zu dir.
0:21:44–0:21:48
Ich würde gern diesem Warum wir Beitragsrunden machen, gern was dazulegen.
0:21:48–0:21:53
Also ich habe gehört, Ausbeutung, Natur und Mensch, also dass man dem vorbeugen
0:21:53–0:21:56
will oder das verhindern will oder sogar ja hin zu Regeneration möchte.
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Und auf der anderen Seite Inklusion und Solidarität zu leben,
0:22:01–0:22:05
also wirklich Gruppen zu ermöglichen, teilzuhaben, Menschen teilzuhaben,
0:22:05–0:22:11
die bisher vielleicht über den Preis des Marktes nicht den Zugang haben zu guter
0:22:11–0:22:13
Ernährung, zu guten Lebensmitteln,
0:22:13–0:22:15
zu nachhaltiger Kleidung,
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zu Kunst und Kultur, zu was auch immer,
0:22:19–0:22:22
was man alles solidarisch organisieren kann an Versorgung.
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Und das Dritte wollte ich nochmal betonen, ist nämlich dieses Bewusstsein schaffen.
0:22:27–0:22:31
Also einerseits über die Transparenz, wie die Unternehmung funktioniert und
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was sie braucht, um zu funktionieren.
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Und genau, in der Welt zu sein sozusagen. Aber andererseits eben auch das Bewusstsein,
0:22:38–0:22:41
was sind meine Privilegien, wo stehe ich eigentlich in der Gesellschaft?
0:22:42–0:22:48
Und dann auch in Verbindung zu gehen mit einer Gruppe da um mich herum und diesen Moment zu spüren.
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Weil Beitragsrunden ist ja nicht nur dann am Ende, okay, wir haben jetzt irgendwie
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eine tolle Unternehmung in die Welt gebracht, sondern es ist auch der Moment,
0:22:54–0:22:58
also die Momente an sich in den Beitragsrunden, die so prägend sind,
0:22:58–0:23:01
finde ich, und die so eine Gruppe so verbinden können, wenn es richtig läuft
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und auch transformativ sind.
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Also einfach schon Wandel passieren lassen sozusagen.
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Es ist oft für viele Menschen die erste Erfahrung.
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Richtung einer gewandelten Wirtschaftsweise. Und das finde ich auch nochmal
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hervorzuheben, so dieses, warum mache ich eigentlich Beitragsrunden?
0:23:23–0:23:25
Weil du kannst es ja auch digital machen oder so.
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Aber es ist auch dieses Dasein und das Erleben einmal.
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Und bestenfalls eben auch erleben, dass man schenken kann als eher privilegierter
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Mensch und was das mit einem macht.
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Und auf der anderen Seite das Gefühl von, ich kann auch Solidarität in Anspruch
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nehmen und weniger geben. und es funktioniert auch.
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Ich glaube, das sind beides so richtig coole Erfahrungen, die man machen kann,
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wenn man sich traut, sich da reinzugeben.
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Ja, das wollte ich nochmal dazulegen.
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Auf jeden Fall, genau. Also ich glaube, das ist richtig wichtig und da kann
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ich auch so ein Tool noch benennen, was ich immer dabei habe.
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Also Privilegbewusstsein ist so, so wesentlich, dass Menschen,
0:24:10–0:24:17
denen es finanziell gut geht, sich überhaupt mal klar machen,
0:24:17–0:24:19
was für ein Privileg das ist,
0:24:19–0:24:24
dass sie nicht darüber nachdenken müssen, ob sie sich Dinge leisten können oder
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nicht, oder dass sie manche Sachen einfach aus der Portokasse zahlen und nicht rechnen müssen,
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und sich auch klar machen, dass dieser Wohlstand an irgendeiner Stelle auf Ausbeutung beruht.
0:24:38–0:24:46
Wir könnten nicht diesen Wohlstand haben, wenn nicht an irgendeiner Stelle,
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entweder hier oder ganz viel ja auch im globalen Süden,
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Ausbeutung stattfinden würde.
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Ausbeutung anderer Menschen und Ausbeutung des Planeten.
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Weil aus Profitgründen Preise gedrückt werden und dann wir Privilegierten im
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globalen Norden davon profitieren.
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Und zwar durch alle Schichten hinweg.
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Also auch die Menschen, die nicht viel Geld haben hier, profitieren davon,
0:25:16–0:25:17
dass anderswo Ausbeutung stattfindet.
0:25:17–0:25:28
Und dieser Moment, also ich habe irgendwann angefangen einzuführen in der Beitragsrunde den Faktor 10.
0:25:30–0:25:36
Und der Faktor 10 bedeutet wahrscheinlich, wenn wir uns hier so umgucken in der Runde,
0:25:37–0:25:45
gibt es Menschen, die zehnmal so viel Geld zur Verfügung haben wie andere.
0:25:45–0:25:50
Und das liegt an ganz verschiedenen Faktoren.
0:25:51–0:25:55
Liegt daran, dass die einen mehr verdienen und die anderen weniger verdienen.
0:25:56–0:26:01
Also die Einkommensschere geht gerade richtig auch immer weiter auseinander.
0:26:01–0:26:05
Trotz Mindestlöhnen geht die Einkommensschere auseinander.
0:26:05–0:26:10
Oder wenn ich mir so angucke, was für selbstverständliche Einstiegsgehälter
0:26:10–0:26:13
jetzt an manchen Stellen bezahlt werden, da schlackere ich nur mit den Ohren
0:26:13–0:26:17
und dann wird das ja immer mehr, wenn man Berufsjahre sammelt.
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Also das ist das eine. Einkommen sind verschieden.
0:26:21–0:26:27
Dann müssen Menschen mit diesem Einkommen sehr unterschiedlich viele Dinge bezahlen,
0:26:27–0:26:34
weil es Leute gibt, die wohnen in einem geerbten Haus und haben so gut wie keine Kosten für ihr Wohnen.
0:26:35–0:26:43
Und es gibt Menschen, die müssen horrende Mieten bezahlen, wo wirklich ein Großteil
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ihres Einkommens nur fürs Wohnen weggeht.
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Und es gibt Menschen, die sind die sogenannten Dinkies, Double Income, No Kids.
0:26:57–0:27:00
Die haben also zwei volle Gehälter zur Verfügung vielleicht.
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Als Paar haben keine Kinder, haben alles Geld zur Verfügung.
0:27:06–0:27:11
Und dann gibt es Menschen, die eh schon weniger Zeit haben zum Arbeiten,
0:27:11–0:27:13
weil sie Kinder zu versorgen haben.
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Und in dieser wenigen Zeit auch
0:27:16–0:27:21
noch wenig Geld verdienen, aber viel mehr Münder damit zu füllen haben.
0:27:22–0:27:25
Also dieses, was muss denn eigentlich weggehen?
0:27:25–0:27:30
Und dieses wenig Zeit haben, um Geld zu verdienen, das betrifft ja nicht nur
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Kinder haben, sondern auch Angehörige pflegen oder Ehrenamt, was weiß ich.
0:27:35–0:27:38
Das ist unterschiedlich und immer, immer, immer relevanter.
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Es gibt immer mehr Menschen, die erben.
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Und das kommt dann wie noch so on top, dass ich da noch irgendwie 200.000 Euro
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irgendwo auf dem Konto liegen habe und eh nie in Bedrängnis kommen werde,
0:27:52–0:27:55
weil eh immer Geld da ist.
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Und das ist zum Beispiel richtig wichtig, da auch anzuerkennen,
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dass es ein großer Ost-West-Unterschied ist.
0:28:01–0:28:03
Menschen im Westen, in meiner Generation.
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So viele Erben. Und im Osten ist das anders, weil da nichts zum Erben da war,
0:28:12–0:28:14
weil es sozusagen vergesellschaftet wurde.
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Und all das ist richtig wichtig anzuerkennen.
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Was gibt es da eigentlich für Ungleichheiten? Und der Faktor 10 bedeutet dann,
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lass uns doch da mal von ausgehen, dass gerecht nicht heißt,
0:28:28–0:28:29
wir zahlen alle das Gleiche.
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Das ist so ein bisschen so eine Gevorstellung von Gerechtigkeit.
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Wenn es gleich ist für alle, ist es doch gerecht. Nein, das gerecht wäre,
0:28:36–0:28:41
wenn wir diese Unterschiede abbilden in unseren Beiträgen und dass die Person,
0:28:41–0:28:43
die am meisten beiträgt,
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zehnmal so viel gibt, wie die Person, die am wenigsten beiträgt.
0:28:47–0:28:51
Und das bildet noch nicht ab, wie es wirklich ist.
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Vielleicht bildet es ab, wie es in dieser SolarWi oder in dieser Beitragsrunde
0:28:55–0:28:57
ist, aber es bildet nicht Gesellschaft ab.
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Faktor 1 zu 64.000 und ich habe das mal durchgerechnet, das ist sozusagen Mindestlohn
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pro Stunde versus eine Million pro Stunde, die man verdient.
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Und wahrscheinlich verdient Elon Musk, also ich weiß nicht, wie weit wir den
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Gesellschaftsbegriff dehnen, aber wenn wir jetzt die amerikanische Gesellschaft
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auch noch mit rein, also wahrscheinlich verdient Elon Musk halt wahrscheinlich
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mehr als eine Million pro Stunde.
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Aber genau, vielleicht der reichste Deutsche, I don't know.
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Aber es sind diese Spannen, über die wir sprechen. Und wahrscheinlich sitzt
0:29:26–0:29:30
kein zweiter Elon Musk oder Peter Diehl oder wie die ganzen krassen,
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sehr einflussreichen, mächtigen Milliardäre heißen.
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Vielleicht sitzen die nicht in der Beitragsrunde in der Solavie in der Tupfingen XY.
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Aber genau, es sitzen bestimmt Leute in der Beitragsrunde, die auch mit dem
0:29:44–0:29:47
Blick auf sich selbst gerichtet sozusagen, die mehr Privilegien haben,
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als sie vielleicht verstehen.
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Weil es uns halt geschenkt wurde sozusagen.
0:29:55–0:30:01
Und da will ich auch nochmal auf diese, was ich manchmal so als gerade so als
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Erkenntnis oft irgendwie mir kommt, ist diese,
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Dieses grundsätzliche Geschenk, was wir erstmal im Leben bekommen,
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der Natur, also dass wir ein stabiles Klima hatten.
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Dass wir fruchtbare Böden haben, dass wir all diese Geschenke der Natur bekommen
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haben, sauberes Wasser, Trinkwasser, Grundwasser,
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Wasserkreisläufe und so weiter.
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All diese Geschenke der Natur, die uns jetzt, wo sie uns verloren gehen,
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erstmal klar werden, was die eigentlich für ein Privileg für uns alle bedeutet haben.
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Das will ich gerade einfach nochmal kurz dazulegen, um diese Ausbeutung der
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Natur auch nochmal irgendwie mit in den Raum zu legen, weil uns das ja nicht
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bewusst ist, dieses Geschenk oft.
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Und ich glaube, genauso wenig bewusst ist es uns oft, wenn wir eben in die Familienkontexte
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reingeboren sind, in die wir reingeboren sind, dauert das sehr lange, bis man begreift,
0:30:56–0:31:01
was das eigentlich für ein Geschenk war, was man da bekommen hat in privilegierten
0:31:01–0:31:07
Fällen, aber vielleicht auch auf der anderen Seite für eine Schwierigkeit sozusagen
0:31:07–0:31:09
in der Gestaltung des Lebens.
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Und da muss man gar nicht nur über Geld reden, also bin ich mit Geld geboren
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oder bin ich ohne geboren, sondern auch dieses, bin ich mit Liebe geboren,
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in einem behüteten Kontext mit
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Leuten, die mir emotionale Sicherheit auch gegeben haben und so weiter.
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Also es geht ja weit über Geld hinaus, die Privilegien, die ich sozusagen habe.
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Soziale Kompetenz, psychische Kompetenz, ultra wichtig heutzutage.
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Kippe ich aus der Kurve in dieser krisengeschüttelten Zeit oder habe ich irgendwie
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eine Stabilität mitbekommen als
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Kind oder habe ich sie mir beigebracht sozusagen als erwachsene Person?
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Also ich glaube, es ist richtig wesentlich, und da kommt sozusagen das nächste
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Thema mit rein, Geld können wir nicht von Emotionalität koppeln.
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Also es ist richtig wichtig, dass in der Beitragsrunde Platz ist für die Emotionen, die da mit sind.
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Und ich erlebe das ganz oft, oder ich muss mich da immer wieder hineinversetzen,
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wie aufregend das für Menschen ist, Teil einer Beitragsrunde zu sein.
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Allein schon diese Aufregung, die will auch irgendwie beinhaltet und benannt
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werden, dass das aufregend ist. Und dann können wir gucken, was ist denn hier
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eigentlich gerade aufregend?
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Und wenn du jetzt benennst, Hannah, dass Menschen ja auch mit unterschiedlichen
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Ressourcen aus ihren Familien und aus ihrer Biografie kommen,
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dann sind das eben nicht nur finanzielle Ressourcen, sondern überhaupt so ein
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Grundgefühl von Sicherheit. Habe ich das oder habe ich das nicht?
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Und wenn wir anders wirtschaften würden, dann hätten wir gar nicht so viel Unsicherheit
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im Raum, weil wir alle daran glauben könnten, hey, wir sind genährt.
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Ich werde nicht verhungern, ich werde nicht auf der Straße landen,
0:32:55–0:32:59
wenn irgendwas in meinem Leben nicht so gerade läuft.
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Und dann ist es nämlich richtig wichtig anzuerkennen, dass es ja auch Menschen
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gibt, die aus ihrem Familienkontext heraus nicht emotional genähert sind.
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Und dann ist finanzielle Sicherheit so richtig, richtig wesentlich,
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um sich sicher zu fühlen.
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Während Leute, die auf anderen Ebenen satt sind und so eine Grundzuversicht
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mit ins Leben gebracht haben,
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Für die ist das vielleicht alles gar nicht so aufregend und gar nicht so wichtig,
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ob ich da jetzt irgendwie 100 Euro gebe oder 170 oder 300.
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So, natürlich muss ich es auch haben, aber genau, also nochmal anzuerkennen.
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Wo kommt eigentlich meine Sicherheit her und wie groß ist der Anteil meiner
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Sicherheit, der Anteil des Geldes an meiner Sicherheit.
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Und deswegen ist es richtig wichtig, immer wieder innezuhalten in Beitragsrunden
0:33:57–0:34:02
und schon am Anfang zu sagen, oh ja, vielleicht gleich am Anfang ein Check-in
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zu machen und zu sagen, wie geht es dir denn gerade, wenn du weißt,
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wir legen gerade dieses Finanzieren hier in die Mitte,
0:34:09–0:34:14
anstatt, wie wir das alle kennen, heimlich an unserem Computer eine Online-Überweisung zu machen.
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Das ist ja was ganz anderes. Plötzlich wird da was sichtbar,
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nämlich unser Umgang mit Geld, der normalerweise gar nicht sichtbar ist,
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sondern eher so eine unsichtbare Transaktion.
0:34:28–0:34:32
Das legen wir in die Mitte, das kann schon total viel Aufregung machen,
0:34:32–0:34:38
genauso wie wenn wir uns mit unserer Sexualität zeigen und das ist tatsächlich sehr ähnlich.
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Geld und Sexualität an der Stelle, wo es so omnipräsent ist,
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also sowohl Sexualität, alles ist krass sexualisiert und alles ist krass mit
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Geld, also Geld ist überall und es ist trotzdem beides ein fettes,
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fettes Tabuthema. Dann legen wir das da in die Mitte.
0:34:57–0:35:01
Dann macht es doch Sinn zu gucken, wie geht es dir denn gerade damit, dass wir das tun.
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Und dann ist noch überall, genau, dann darf die Aufregung erstmal da sein und
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dann kann es vielleicht auch, je nachdem wie lang die Beitrag Runde ist,
0:35:09–0:35:11
eine zweite Runde geben.
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Wie ist denn eigentlich meine.
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Geldbiografie? Komme ich eher aus einem Gefühl von Fülle?
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Komme ich aus einem Gefühl von Mangel? Oder, was meistens der Fall ist,
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aus einer ganz seltsamen Mischung?
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Also es gibt ja Familien, da gab es richtig viel Geld und trotzdem war immer
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das Gefühl von Mangel da.
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Und es gibt Familien, die haben gar kein Geld und die feiern trotzdem,
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bis die Schwarte kracht, weil das Leben gelebt werden will.
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Und es gibt alles dazwischen. Und es gibt auch Menschen, die in Trennungsfamilien aufgewachsen sind.
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Und bei Papa war es dicke und bei Mama war es eng.
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Also das ist ja auch wichtig anzugucken, mit welchem Hintergrund komme ich jetzt
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eigentlich. Also wie locker sitzt mein Geld?
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Und das andere, was die Emotionen betrifft, ist, also meistens ist in Beitragsrunden,
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so erlebe ich es, sehr viel Scham im Raum.
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Und das ist auch nochmal interessant, das anzugucken, warum denn Scham.
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Da gibt es verschiedene Qualitäten von Scham, die in so einer Beitragsrunde
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sichtbar werden können.
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Und das eine ist erstmal so ganz einfach. In einer Leistungsgesellschaft ist
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das Scham behaftet, wenig Geld zu haben.
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Also es sei denn, ich habe so richtig bewusst die Entscheidung gefällt.
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Und selbst dann ist es auch so, also kenne ich auch von mir,
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ich habe bewusst die Entscheidung gefällt, keinen Job zu machen,
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der viel Geld bringt, sondern einen, der mir Spaß macht und habe in Kauf genommen,
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dass ich dann immer so eher prekär unterwegs bin,
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was inzwischen anders ist.
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Aber genau, wenn man wenig Geld hat, ist das in unserer Gesellschaft schambehaftet.
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Dann hat das was zu tun mit, du hast das nicht geschafft. Du schaffst es noch
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nicht mal, dich zu versorgen.
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Du bist da so am unteren Rand. Du bist nicht in der Lage, dich,
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deine Kinder, wie auch immer, zu versorgen.
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Das ist die Scham. Und wenn du aus einer Familie kommst, die extrem prekär unterwegs
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war, dann ist diese Scham so tief in deinen Zellen.
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Und dann gibt es auch ganz viele Strategien, dir das nicht anmerken zu lassen.
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Also gibt es ganz viel sowas. Und dann gibt es aber auch eine ganz andere Scham.
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Es ist mir wichtig, dass diese Scham strukturell gewaltsam ist.
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Diese Scham basiert darauf, dass unsere Strukturen so gewaltsam sind.
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Und die andere Scham ist eine, die kommt sozusagen eine Schleife später.
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Wenn wir diese strukturelle Gewalt reflektieren und merken, wie ungerecht unsere
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Welt ist und wie privilegiert wir sind und dann sehen, boah,
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und im Vergleich zu anderen habe ich richtig viel Geld,
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dann kann so eine Scham kommen,
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ich bin so richtig eng.
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Im Vorteil. Und mir war das gar nicht so klar, wie doll das ist.
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Und diese Scham ist aber eine andere als diese tief strukturell eingeschriebene Scham von Armsein.
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Mir ist richtig wichtig, das nicht gleichzusetzen. Und trotzdem kann das im Raum sein.
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Und es macht richtig Erleichterung, es zu benennen.
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Ich würde da ganz gerne anknüpfen, weil mir gerade die UnternehmerInnen so präsent
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sind, die wir begleiten, weil da auch nochmal eine Scham oft ist im Sinne von,
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irgendwie ist da ein Privileg, so seinen Weg zu gehen, ein tiefes Warum meistens
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zu haben für die Projekte, die sie in die Welt bringen und gleichzeitig aber
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auch zu scheitern, nämlich in dieser Art von Wirtschaftssystem, in der wir eben sind.
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Also irgendwie ist da, also meistens ist da ein Antrieb und da ist ein Ja zu
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diesem Projekt und dann läuft es aber nicht.
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Und was wir ja so auch, also diese neue Geschichte, die wir ja auch so,
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wo wir so reingehen, ist dieses Ja, das liegt nicht an dir und dass du dich
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nicht gut genug anstrengst und so, sondern es ist einfach dieses Systemmarkt,
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das deine Welt auch richtig unsicher macht.
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Und ich komme gerade aus einer Beitragsrunde, da geht es um einen Kaffee,
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um einen Begegnungsort eigentlich.
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Also das tiefe Warum war, ich will Menschen wieder zusammenbringen.
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Ich will, dass sie hier diesen Raum zur Verfügung haben und bei einem Kaffee gemeinsam sitzen.
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Und dieses Warum am Markt mit der Unsicherheit von, kommen da jetzt KundInnen
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und wird das irgendwie gebraucht, umzusetzen, ist unfassbar schwierig.
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Und das Verrückte ist, dass durch die Beitragsrunden bzw.
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Durch diese andere Art des Wirtschaftens eine Sicherheit für die UnternehmerInnen
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generiert wird, eben durch Gemeinschaft.
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Also in Gemeinschaft und durch Gemeinschaft, weil wir zum Beispiel,
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was wir geschafft haben, es gibt Solidaritätsbeiträge, die werden einfach nur...
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Von den Menschen gegeben, unabhängig davon, ob einen Kaffee über die Theke wachend
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hat oder nicht, sondern einfach nur als ein klares Ja zu dieser Unternehmerin.
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Ein klares Ja, ich möchte, dass es dich und dieses Projekt hier gibt.
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Ich möchte es mit möglich machen, unabhängig davon, ob ich jetzt was kaufe und
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diesen Ort wirklich nutze oder so.
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Und das ist was, das hat sich so tief auch in mich eingepeikt und jetzt kann
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man sagen, naja, es ist ja noch so weit entfernt von Schenkökonomie,
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weil in diesem Projekt zum Beispiel haben wir diese Soli-Beiträge und wir haben noch Gutscheine.
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Und die machen aber einen riesigen Unterschied, weil dieser Soli dieses Ja ist,
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dieses klare Grundrauschen und die Gutscheine auch.
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Da gibt es zwar noch einen Gegenwert, nämlich der Kaffee, der gemacht wird,
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aber es ist etwas, auf was ich mich verlassen kann als Unternehmerin.
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Und das macht so viel anders.
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Und das ist sowas, was ich so gerne mitgebe von, das ist richtiger,
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tiefer, echter Wandel, der da passiert durch das, dass wir hier was umdrehen.
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Genau, das ist richtig wichtig auch noch zu benennen, dass die Scham nicht nur
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auf der einen Seite, sondern auch auf der anderen Seite ist.
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Und die ist ja vielschichtig, die Scham.
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Es gibt ja, also nicht alle Menschen, die sich für solidarisches Wirtschaften
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entscheiden, sind sozusagen in der Marktwirtschaft gescheitert.
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Manche sagen einfach, hey, ich habe da keinen Bock mehr drauf.
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So habe ich das auch gemacht, als ich meine Kontaktkurse umgestellt habe.
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Das ging so, aber ich hatte keinen Bock mehr drauf, auch mit Leuten zu verhandeln,
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ob sie jetzt den Frühbucher, also Frühbucher was und die Macht über Geld ausüben.
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Ich hätte da keinen Bock mehr drauf.
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So, genau. Also nicht alle sind gescheitert, sondern manche machen das einfach
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auch aus tiefster Überzeugung.
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Aber der nächste Schampunkt kommt ja an der Stelle, wo ich sagen soll, wie viel ich brauche.
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Und ich kenne die Scham, ich mache eigentlich fast immer Brot- und Kuchenbeträge,
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wenn ich sozusagen meine Seminare
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über Beitragsrunden finanziere und der Brotbetrag, der ist einfach.
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Also einen Brotbetrag zu nennen, ja so viel brauche ich, damit ich davon leben
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kann, dass es sich nicht auf die Selbstausbeutung anfühlt.
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Aber einen Kuchenbetrag zu nennen, zu sagen, hey und so wird es sich richtig
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satt anfühlen, das ist schon gar nicht so einfach.
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Sozusagen mal zu sagen, aber was wäre denn wirklich nicht nur das Allernötigste,
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sondern so richtig, das ist auch bei mir schambehaftet.
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Und ich habe mich jetzt dabei beobachtet, dass ich einen kleinen Trick mache,
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ich nenne meinen Kuchenbetrag und muss aber gleichzeitig dann sagen,
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dass das sozusagen mein vieles Ehrenamt, was ich gerade für die Wegwarte,
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für unseren Bildungsort mache, dass das das mitfinanziert. Und dann geht es so.
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Aber einfach nur so einen Kuchen betrachtet, das ist richtig das ist nicht so
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einfach und zwar ist es deswegen nicht so einfach weil wir uns ja.
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Abgrenzen und abwenden wollen von Profitorienzierung, von diesem Gedanken von,
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da muss aber auch richtig viel bei rumkommen und dann doch einen Betrag nennen,
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wo ich sage, ja, so viel wäre es, wenn da richtig viel bei rumkommt für mich.
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Das ist ja komplex.
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Genau, und dann gibt es ja auch noch diesen Scham-Moment, wenn ich dann erzähle, hey Leute,
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es braucht, dass ihr mehr beitragt, als der Preisvergleich mit der Aldi-Karotte,
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sage ich jetzt mal so, dann fühlt sich das ja manchmal ein bisschen an,
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wie den Leuten das Geld aus der Tasche ziehen, indem ich sage,
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hey, das reicht übrigens nicht.
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Auch der Moment ist ja schambehaft. Und das ist spannend.
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Die Einbettung ins große Ganze, die hilft.
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Und trotzdem bin ich ja gerade diejenige, die das macht, dass die Leute sich
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überlegen, ob sie nicht mehr beitragen könnten.
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Ja, das müssen wir alles benennen, was es da zu lernen gibt.
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Dann Heike, ich habe noch eine Frage an dich.
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Ich habe aus deinem Film mitgenommen, da erzählst du auch,
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du bist bei der Solavi und beim Gemüseanbau und sagst auch, dass wir anfangen dürfen,
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eben nicht mehr die Karotte mit der Karotte zu vergleichen, sondern auch irgendwie
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anfangen zu begreifen, zu verstehen, dass es gar nicht nur um diese Karotte
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geht oder auch nicht nur um die Gemüsekiste, sondern um viel näher.
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Nämlich diesen Acker so zu bewirtschaften, dass er eigentlich sogar nach der
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Ernte, in Anführungsstrichen, dass es ihm gesünder geht oder besser geht,
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dass wir Boden aufbauen.
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Und das ist auch etwas, mit dem ich versuche auch zu spielen jetzt in den Projekten,
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wo es eben nicht um den Acker geht.
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Und das ist etwas Spannendes, was wir von Mycenaum machen. Wir versuchen eben
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die Solavie eben nicht mehr, in Anführungsstrichen, nur auf den Acker zu übertragen,
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also dort im Gemüsebau zu arbeiten, sondern das wirklich auf andere Projekte zu übertragen.
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Und da fehlen manchmal noch so ein bisschen die Worte.
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In der Landwirtschaft kann ich sagen, es geht um den Boden und den Boden wieder
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regenerativ zu gestalten und so weiter.
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Kannst du uns da nochmal so ein bisschen was vielleicht an die Hand geben?
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Weil zum Beispiel in diesem Café, da geht es,
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da ernten wir gemeinsam was ganz anderes, nämlich Momente, wo wir zusammen sind,
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wo wir uns wieder kennen, wo wir merken, dass mein Nachbar vielleicht gerade
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Hilfe braucht, weil ich ihn frage, wie es ihm geht und so weiter.
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Also da ist die Ernte und das, mit was wir arbeiten, ist so ein bisschen abstrakter
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auf irgendeine Art oder eben mehr auf dieser Beziehungsebene ganz viel.
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Vielleicht kannst du uns da nochmal ein bisschen was erzählen.
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Also ich glaube, die Grundidee ist, der Schlüssel ist, dass wir uns nochmal
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klar machen, wie umfassend dieses andere Wirtschaften ist.
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Und bei der Solawi, wenn wir jetzt nochmal den Vergleich machen,
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ist es nicht so, dass ich halt auf andere Weise mein Gemüse beziehe,
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sondern, das tue ich auch, aber das ist eher der schöne Nebeneffekt.
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Sondern was ich tue, ist, ich trage mit meinen finanziellen Mitteln dazu bei,
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dass etwas passiert, das ich in der Welt sehen möchte.
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Und das ist dann wirklicher Ausstieg aus Tauschlogik.
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Ich merke, da passiert was, von dem ich möchte, dass es passiert.
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Und dann könnte ich so, also in dieser Denke macht es sogar Sinn,
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eine Solavi zu unterstützen, wenn ich, weil ich so viel reise oder weiß ich
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nicht was, Und das gar nicht richtig nutzen kann.
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Also diesen Gedanken mal konsequent zu Ende gedacht. Ich möchte,
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dass da, wo ich lebe und überall in der Welt, aber fangen wir mal da an,
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wo ich lebe, Boden so bewirtschaftet wird, dass er Wasser speichern kann,
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dass er nicht ausgebeutet wird, dass er zu einem guten Klima beiträgt,
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dass die Mykorrhiza sich entwickeln kann und so weiter.
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Also all das, sage ich, ist mir umfassend so wichtig, dass ich meinen finanziellen
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Beitrag leisten möchte, dass das passiert.
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Und dann gibt es da eben auch noch Karotten und rote Beete und Mangold auch.
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Und übertragen bedeutet das ja auch, ich möchte Boden bereiten und Kultur schaffen, Vielen Dank.
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Und das geht nur in der Tiefe, wenn wir auch die Art und Weise,
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wie da mit Geld hantiert wird, in diesem Kontext verändern.
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Das heißt, es geht darum, dass ich einen finanziellen Beitrag leiste zu etwas,
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was ich in der Welt sehen möchte.
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Und da kann ich vielleicht jetzt auch mal ein ganz konkretes Beispiel nehmen.
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Die Wegwarte dieser Ort, den wir hier aufbauen, das war uns ganz klar,
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dass wir nicht Bankkredite haben wollen.
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Und wir haben in die Welt gefragt, habt ihr Lust, das zu unterstützen und das
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zu merken, wie viele Leute sagen, das ist richtig sinnvoll, was ihr da macht.
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Dann nehme ich mein Geld, statt es auf der Bank liegen zu lassen,
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und halte dadurch, dass ich euch einen Kredit gebe, meine Hand unter dieses Projekt.
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Und auf diese Art und Weise konnten wir ohne Bankbeteiligung,
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ohne dass wir jetzt massenhaft Zinsen zahlen müssen, ein riesiges Haus kaufen.
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Das ist richtig groß, das Haus.
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Und das macht einen Unterschied. Unser Hiersein macht einen Unterschied zu wissen,
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dass all diese Hände da da sind.
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Also dieser Unterschied von Gewolltsein, das ist nicht unser Privatspinner die
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Idee, sondern da haben richtig viele Leute gesagt, ja, tut das bitte.
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Und das ist ja das, was kulturbildend und kulturermöglichend ist.
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Und die haben da alle nichts davon im Sinne von eine Karotte bekommen,
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um mal bei der Karotte zu bleiben.
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Was sie davon haben, ist zu wissen, es gibt jetzt dann einen Ort, wo Menschen, die...
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Zur Transformation, zum gesellschaftlichen Wandel beitragen wollen,
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einen Ort haben und nicht mehr allein sind in ihrer Suche danach,
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wie ihr Beitrag aussehen kann und wie sie wirkmächtig werden können.
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Und das ist genau das.
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Also beitragen zu dem, was ich in der Welt sehen möchte.
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Ich möchte mal noch eine,
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Erfahrung teilen, die ich so gemacht habe und die mich beschäftigt seitdem.
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Wir haben am einen Beitragsabend so eine Murmelrunde gemacht,
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also nicht im, man hat gemurmelt, sondern jeder hatte eine Murmel,
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eine Kugel und durfte die in eine Schüssel legen und eine schöne Erfahrung teilen,
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die man gemacht hat an dem Ort und wozu man beitragen will an diesem Ort.
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Es war voll schön, es war richtig schön von allen zu hören und ich glaube alle
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fanden es schön, dann haben wir diese Beitragsrunde gemacht und danach war aber
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so ein Fazit von einem Teilnehmenden, er hat sich so hinten rumgehoben gefühlt.
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Also er hat sich manipuliert gefühlt und das ist ja ein Gefühl,
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was ich furchtbar finde, das wollte ich nicht auslösen.
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Man ist es so gewohnt heute eigentlich in der Gesellschaft, dass man von allen
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Seiten manipuliert wird.
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Also diese ganzen Dinge zu sagen, hey, es geht um fruchtbare Böden und um die
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Welt und hier um Zusammenhalt und Gemeinschaft und am Ende nimmt es jemand wahr,
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dass wir ihm das alles nur sagen,
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um an sein Geld zu kommen, also ihn so zu manipulieren und ich glaube,
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ich habe es für mich recht klar, dass es nicht Manipulation war,
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weil ich ja meine Ziele offengelegt habe,
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und auch dazu eingeladen habe, auch weniger zu geben,
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Aber genau, ich wollte mal fragen, ob euch das auch schon passiert ist und wie
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ihr damit umgegangen seid oder was da vielleicht auch gute Wege sind,
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damit die Leute sich wirklich,
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also wirklich einen Zugang zu Selbstbestimmung und Verantwortung und Freiheit
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und so weiter bekommen und sich nicht so manipuliert fühlen. Weiß ich nicht.
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Ja, da würde ich sehr gerne was zu sagen, weil auch da wieder braucht es ja
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den Hintergrund, woher wir kommen.
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Wir kommen aus einer extrem manipulativen Kultur.
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Also wir werden in der Schule ständig dahin manipuliert, Dinge zu tun,
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die wir gar nicht tun wollen,
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weil wir Belohnungen, sei es nur in Form von Noten oder den Ausblick auf eine
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erfolgreiche Zukunft, so als, genau, wie zum Beispiel der Karotte,
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da so vorne hingehängt bekommen und dahinter herhecheln.
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Und wir haben ja systematisch abgewöhnt bekommen, zu gucken,
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was ist denn eigentlich das, was ich möchte und auch, was ist denn das,
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wozu ich beitragen möchte.
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Und diese intrinsische Motivation für unser
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Handeln, die ist uns richtig abhandengekommen durch die Art und Weise,
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wie wir ständig in irgendwas hineingelabert und manipuliert werden,
0:52:55–0:52:56
was gar nicht unseres ist.
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Und deswegen ist das Manipuliertwerden tief in uns eingeschrieben als Erfahrung.
0:53:05–0:53:09
Und wenn ich dann ein bisschen das überhaupt durchschaue, dass das so ist,
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dann läuten meine Alarmglocken überall.
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Das ist dann wie eine Traumastelle.
0:53:16–0:53:18
Natürlich. Und dann ist es ja auch richtig,
0:53:20–0:53:24
wenn Menschen da sagen, hey, ich fühle mich da hinmanipuliert.
0:53:25–0:53:28
Und genauso wie du sagst, ich glaube, das Einzige, was hilft,
0:53:29–0:53:34
ist transparent zu sein und wieder zu sagen, hey, das könnte jetzt so ankommen wie,
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ich will euch irgendwie da so in so eine ethische Verantwortung gerade nehmen
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und dann könnt ihr nicht anders als eure Geldbeute zücken.
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Und wie das Gegengift erstens zu benennen und zweitens, wie du schon sagst,
0:53:52–0:53:57
auch zu sagen und es ist auch eine Einladung zum Wenigergeben.
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Ich habe mal eine Beitragsrunde gemacht, da ging es nur um einen Workshop,
0:54:02–0:54:06
einen Workshop einer Uni, der sozusagen von der Uni organisiert wurde,
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aber mit Beitragsrunde finanziert wurde.
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Und wir haben die Räumlichkeiten bekommen und dann habe ich die Beitragsrunde
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gemacht und hatte das Gefühl, es ist eh schon so satt.
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Wir müssen die Räume gar nicht finanzieren.
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Es ist eh schon so satt. Und es waren so ganz unterschiedliche Leute da.
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Also junge Menschen, die wirklich sehr prekär aussahen.
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Wobei man es ja auch nicht allen Leuten an der Nasenspitze ansehen kann, wie viel Geld sie haben.
0:54:34–0:54:43
Und so gesetztere mittelalterliche Damen, die mein Buch gelesen hatten und denen
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du es auch von ihrer Kleidung ansehen konntest, dass sie Geld haben.
0:54:46–0:54:52
Und ich habe da so richtig weit ausgeholt, was Beitragsrunden eigentlich sind
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und habe gesagt, und wenn du merkst, dass du total...
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Zu den weniger Privilegierten gehörst, dann kann so eine Beitragsrunde auch
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eine Wiedergutmachung für all diesen Schmerz und all dieses weniger Privilegiertsein sein.
0:55:10–0:55:14
Und wenn du das Gefühl hast, dass das eine hilfreiche Erfahrung ist,
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dann schreib einen Minusbetrag auf.
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Schreib einen Minusbetrag auf. Und das geht natürlich nicht immer,
0:55:22–0:55:27
aber in diesem Moment ging das, weil eigentlich das ganze Setting so satt war,
0:55:27–0:55:32
dass ich sagen konnte, und wenn du dir lieber was rausnehmen willst,
0:55:32–0:55:36
weil das eine Erfahrung ist, die gerade die heilsamste ist, dann tu da.
0:55:37–0:55:41
Und eine Frau hat das getan, also ganz wenig Geld rausgenommen,
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eher symbolischer Betrag, und hat danach mit der Gruppe geteilt,
0:55:45–0:55:50
was das mit ihr macht, als eine Person, die wirklich super prikär aufgewachsen ist,
0:55:50–0:55:53
jetzt studiert, und ständig aber ja damit,
0:55:54–0:55:59
also mit Klassismus befasst ist, Nämlich, dass alle Leute aus akademischem,
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bürgerlichem Hintergrund kamen und überhaupt nicht verstehen,
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woher sie kommt, wie sich ihr Studium selbst finanziert und so weiter.
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Und was das für ein heilsamer Moment war, dann was aus diesem Topf rauszunehmen,
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auch als Wiedergutmachung, symbolische,
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weil überhaupt diese Beitragsrunde ein Moment ist, der Ungleichheit anerkenn.
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Und ich glaube, wenn wir das so weiten, und ich weiß, das geht nicht immer.
0:56:29–0:56:34
Oder wenn wir auf jeden Fall diese Geschichte erzählen, dass eine Beitragsrunde auch das kann,
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dann kommen wir so ein bisschen aus diesem Verdacht raus, dass wir ja nur all
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diese ethisch-moralischen Dinge erzählen, um auf die Tränendrüse zu drücken
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und Menschen das Geld machen.
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Und allein schon, wenn du es bei einer Beitragsrunde benennst,
0:56:50–0:56:55
dass das so ankommen kann, ist das schon die halbe Miete, glaube ich.
0:56:55–0:57:00
Ich hätte noch eine Frage, weil wir uns Richtung Ende des Gesprächs bewegen, würde ich mal sagen.
0:57:02–0:57:07
Da habe ich noch Fragen, die ich loswerden muss. Wir machen das ja oft für ein
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Jahr lang mit den Unternehmerinnen oder zumindest für ein halbes Jahr.
0:57:10–0:57:12
Also eine Beitragsrunde für einen langen Zeitraum.
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Bei dir habe ich oft gehört, dass du es auch einfach pro Veranstaltung machst.
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Wir machen meistens drei Beitragsrunden an einem Abend für dieses Jahr,
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weil es ja um eine längerfristige Verpflichtung geht, die man sich selbst gibt und der Unternehmerin.
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Und ich wollte mal deine Erfahrungen hören. Wie viel Zeit brauchst du ein für
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so eine Beitragsrunde? Wie viele Runden machst du?
0:57:34–0:57:36
Was sind da deine Erfahrungen und Tipps?
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Auch unterschiedlich, je nachdem, wie viel Zeit ich habe.
0:57:41–0:57:43
Ganz oft, wenn es so ein Wochenend-Workshop ist, den ich gebe,
0:57:44–0:57:50
dann sind die Leute manchmal irritiert, wenn ich sage, ja und der Sonntagvormittag
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oder der Sonntagnachmittag ist für die Beitragsrunde. Wie, wie, so lange Zeit?
0:57:56–0:58:01
Und dann ist es erst wie, das geht uns alles von unserer kostbaren Workshop-Zeit
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ab, dass wir uns mit Geld beschäftigen müssen.
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Und danach sind immer alle versöhnt, weil wir so viel gelernt haben.
0:58:08–0:58:12
Ich mache meistens zwei bis drei Runden.
0:58:13–0:58:18
Die erste Runde ist eine Runde, in der ich den Bedarf überhaupt nicht transparent mache.
0:58:19–0:58:24
Also in der ersten Runde schreibe ich nur auf, das muss davon finanziert werden.
0:58:25–0:58:33
Also Räume, Fahrtkosten, Material, Honorar, Essen, Übernachtung,
0:58:33–0:58:35
was weiß ich, je nachdem, was so war.
0:58:35–0:58:40
Und dann sage ich, das finanzieren wir gerade und jetzt gib doch mal so ein
0:58:40–0:58:42
Bauchgefühl, so ein Bauchbetrag.
0:58:42–0:58:44
Was kannst du gut beitragen?
0:58:45–0:58:51
Und dann wird veröffentlicht der Faktor.
0:58:51–0:58:55
In dieser Runde gab es diesen und jenen Faktor und der Betrag.
0:58:55–0:59:01
Dann wird erst veröffentlicht, was ist denn, wenn wir jetzt hinter die Posten
0:59:01–0:59:06
Zahlen schreiben, was ist denn das, was wir brauchen? und da gibt es meistens
0:59:06–0:59:09
ein Brot und einen Kuchenbetrag.
0:59:10–0:59:16
Der da rauskommen kann. Meistens ist dann der, bewegt sich dann der erste Beitrag
0:59:16–0:59:19
irgendwo dazwischen oder so knapp über dem Brot gepackt.
0:59:19–0:59:24
Dann haben die Leute eine Klarheit und dann verändert sich tatsächlich nochmal richtig viel.
0:59:25–0:59:29
Also Menschen trauen sich weniger zu geben, weil sie merken,
0:59:29–0:59:32
oh es reicht, ja und vielleicht muss ich mich nicht ganz so weit aus dem Fenster lehnen.
0:59:32–0:59:36
Und andere sagen, boah, ich habe ja eigentlich viel Geld und der Bittung noch
0:59:36–0:59:40
weit vom Kuchenbetrag entfernt und verdoppeln dann zum Beispiel.
0:59:40–0:59:42
Also das gibt es dann alles.
0:59:42–0:59:44
Der Faktor verändert sich meistens dadurch.
0:59:45–0:59:51
Und wenn es tatsächlich so ist, dass dann der Brotbetrag noch nicht erreicht
0:59:51–0:59:52
ist, dann machen wir eine dritte Runde.
0:59:53–0:59:56
Das ist aber eigentlich nie so.
0:59:57–0:59:59
Neulich haben wir eine dritte Runde gemacht, weil einer gesagt hat,
1:00:00–1:00:02
mir reicht das noch nicht. Ich will näher an den Kuchenbetrag,
1:00:02–1:00:03
lass uns nochmal bieten.
1:00:04–1:00:10
Ich will jetzt nochmal bieten. Und dann ist es wichtig zu sagen,
1:00:10–1:00:14
hey, und das bedeutet nicht, dass du mehr geben musst, aber es gibt eine Person,
1:00:14–1:00:15
die möchte mehr beitragen.
1:00:16–1:00:19
Das können wir auch einfach dadurch lösen, dass sie mehr in den Topf tut.
1:00:19–1:00:21
Wir müssen nicht eine neue Runde machen, aber so.
1:00:21–1:00:25
Also das ist das, wie ich das mache.
1:00:26–1:00:29
Und ich mache zum Beispiel immer, wenn wir zusammenrechnen, nochmal Flüsterrunden.
1:00:30–1:00:35
Also immer, wenn wir gerade rechnen, sind die Leute nochmal in Diaden oder Triaden
1:00:35–1:00:37
und erzählen sich, oh, und das passiert jetzt gerade.
1:00:38–1:00:44
So, und was ich in letzter Zeit immer mehr mache, ist, dass ich das Ganze somatisch einbette.
1:00:44–1:00:47
Wenn ich somatische Workshops gebe, dann gehe ich,
1:00:48–1:00:51
also für all diejenigen, die Leute, die nicht wissen, was somatisch heißt,
1:00:51–1:00:58
Das bedeutet eine Beschäftigung mit unserer Körperlichkeit, die den Körper nicht
1:00:58–1:01:00
von außen betrachtet, sondern von innen.
1:01:00–1:01:04
Also wie fühlt sich mein Körper denn als Organismus von innen an?
1:01:06–1:01:12
Und da ich aus der Kontaktimposition komme und die Kontaktimposition basiert
1:01:12–1:01:17
auf Lehnen, das ist ein Grundprinzip, dass wir zueinander hinlehnen.
1:01:18–1:01:24
Und dieses Lehnen bedeutet, ich kann nur lehnen, weil du auch lehnst.
1:01:24–1:01:28
Wenn du nicht mehr lehnst, also wenn du dich mir nicht mehr zumutest mit dem,
1:01:28–1:01:32
was du gerade bist, dann kann ich auch mich nicht mehr zumuten.
1:01:32–1:01:36
Das ist eine richtig krasse somatische Erfahrung, zu merken,
1:01:36–1:01:43
wir müssen uns beide zumuten mit dem, wie wir gerade sind, damit hier was Sattes passieren kann.
1:01:43–1:01:50
Und wenn ich irgendwie Zeit habe, dann arbeite ich auch mit dieser Erfahrung von Lehnen,
1:01:50–1:01:58
sodass das nicht nur ein Denken ist und dass wir nicht nur unseren Verstand
1:01:58–1:02:02
mitnehmen und, wenn es gut geht, unser Herz,
1:02:02–1:02:07
sondern auch zellulär erfahren, was das eigentlich gerade ist.
1:02:07–1:02:14
Denn das ist ja was, was wir wirklich verlernt haben, uns in diese Fülle des
1:02:14–1:02:21
Lebensgewebes hineinzulehnen und zu merken, ich bin getragen, ich bin versorgt.
1:02:21–1:02:24
Das klingt ganz oft so kitschig, aber so ist das.
1:02:24–1:02:33
Wir sind eingebettet in das Prinzip Leben, aber statt zu feiern,
1:02:33–1:02:35
dass das so ist und uns da so hinein zu entspannen,
1:02:36–1:02:39
gehen wir immer wieder in so ein Hux, ich muss das alleine können,
1:02:39–1:02:43
ich muss mich anstrengen damit und wenn ich mich nicht anstrenge, kommt eh nicht.
1:02:43–1:02:49
Und das körperlich zu erfahren, macht man nicht einen Unterschied, ist meine Erfahrung.
1:02:50–1:02:55
Nochmal eine kurze Verständnis-Nachfrage, Frank. Aber du sagst beim ersten Mal,
1:02:55–1:02:59
sagst du nur sozusagen, was ist inhaltlich passiert, was muss inhaltlich davon
1:02:59–1:03:02
sozusagen, also nur was haben wir gemeinsam erlebt, was wird davon finanziert
1:03:02–1:03:04
auf einer inhaltlichen Ebene?
1:03:05–1:03:09
Und erst nach der zweiten Runde sagst du, machst du die Betriebskosten überhaupt transparent?
1:03:10–1:03:10
Ja.
1:03:11–1:03:19
Spannend. Und dein Brot- und Kuchenbetrag sind auch wirklich keine Richtwerte
1:03:19–1:03:24
auf der individuellen Ebene, sondern für das Gesamtprojekt, sage ich mal,
1:03:24–1:03:25
was davon finanziert wird.
1:03:26–1:03:30
Nee, das ist unterschiedlich, je nachdem, wo ich bin und in welchem Kontext.
1:03:30–1:03:33
Also angenommen, wir sind zu dritt im Team.
1:03:35–1:03:40
Und unterrichten zu dritt, dann kommen wir alle mit unterschiedlichen Brot-
1:03:40–1:03:41
und Kuchenbeträgen, weil wir ja
1:03:41–1:03:44
unterschiedlich genährt sind schon von den anderen Dingen, die wir machen.
1:03:45–1:03:48
Und manche Menschen haben Kinder zu versorgen und manche nicht.
1:03:49–1:03:52
Deswegen kommen wir alle mit unterschiedlichen Brot- und Kuchenbeträgen.
1:03:52–1:03:54
Das ist schon auch individuell.
1:03:54–1:04:01
Und wenn wir in der Wegwarte Seminare machen, dann sagen wir auch, was wir brauchen.
1:04:01–1:04:04
Und das wird auch so sein, wenn wir unsere Ausbildung finanzieren.
1:04:04–1:04:09
Und sagen wir, wir brauchen das und das Geld, um hier gut sein zu können.
1:04:10–1:04:14
Ja, genau, voll. Und auf der anderen Seite, aber ich dachte,
1:04:14–1:04:20
da ist dann jetzt ein Seminar mit ein paar Materialkosten, aber vor allem geht
1:04:20–1:04:25
es um das, was die Person am Ende braucht, genau, um das Honorar.
1:04:25–1:04:29
Aber wir geben ja oft, wenn wir Beitragsrunden machen, auch sozusagen noch einen
1:04:29–1:04:31
Richtwert an die Mitglieder draußen.
1:04:32–1:04:35
Also sozusagen, wie viel brauchen wir von jeder Person?
1:04:36–1:04:41
Ganz oft werde ich eingeladen. Also ich werde eingeladen von Organisation so
1:04:41–1:04:43
und so, kann so einen Workshop für uns machen.
1:04:43–1:04:46
Und inzwischen sage ich auch, ja, ich mache es aber nur mit Beitragsrunde.
1:04:46–1:04:47
Ich mache es nicht mehr anders.
1:04:48–1:04:52
Und dann gibt es erst mal richtig viel Auseinandersetzung. Oh,
1:04:52–1:04:55
trauen wir uns das? Das passiert dann erst mal.
1:04:55–1:04:58
Und dann sage ich, ja, dann geht es halt nicht.
1:04:58–1:05:02
Wenn du dir das nicht traust, dann geht es nicht. Ich begleite mich gerne darin,
1:05:02–1:05:05
wie wir es möglich machen, aber ich will keine festen Preise mehr.
1:05:05–1:05:09
Das mache ich nicht mehr. Eben aus diesem Ausschlussgrund. Ich will niemanden ausschließen.
1:05:10–1:05:12
Und dann gibt es eine Auseinandersetzung, wie machen wir das?
1:05:13–1:05:16
Und dann kommen die Leute dahin.
1:05:16–1:05:22
Und dann gibt es Leute, die so ängstlich sind, dass sie dann vorher einen Richtwert veröffentlichen.
1:05:23–1:05:27
Weil sie auch sagen, wir können doch nicht den Leuten gar nichts sagen.
1:05:27–1:05:28
Und ich sage, doch, das können wir schon.
1:05:29–1:05:32
Das ist immer eine Verhandlung. Aber am liebsten ist es mir,
1:05:32–1:05:34
es gibt keinen richtigen.
1:05:35–1:05:39
Und deswegen mache ich ja auch nicht dieses Veröffentlichen der Zahlen,
1:05:40–1:05:42
damit die Leute nicht doch im stillen Kämmerlein rechnen.
1:05:42–1:05:49
Ah, wir müssen 8000 Euro hier zusammenbringen, hier sind 20 Leute, bedeutet da, da, da.
1:05:50–1:05:55
Genau, das mache ich deswegen nicht, damit wir nicht so viel rechnen.
1:05:56–1:06:00
Und dann können wir immer noch rechnen, wenn wir rechnen wollen, wenn die Gelder da sind.
1:06:01–1:06:05
Also wenn dann die Zahlen transparent sind. Und ich glaube, es ist richtig wichtig,
1:06:06–1:06:09
immer wieder zu gucken, wo stehen wir, was trauen wir uns schon.
1:06:09–1:06:15
Und ich habe jetzt so, so, so viele Jahre Erfahrung mit Beitragsrunden und mit
1:06:15–1:06:18
solidarischen Wirtschaften auf alle möglichen Ebenen.
1:06:18–1:06:22
Ich habe so ein tiefes Vertrauen, dass das Geld zusammenkommt,
1:06:22–1:06:25
weil es mir noch nie passiert ist, dass es nicht zusammenkommt.
1:06:26–1:06:30
Dass ich das alles nicht brauche, aber das heißt nicht, dass man es generell
1:06:30–1:06:35
nicht braucht, sondern lasst uns doch alle reinwachsen in diese Zuversicht,
1:06:35–1:06:37
dass das Geld zusammenkommt.
1:06:37–1:06:41
Und ich mag auch gar nicht verschweigen, dass ich das Privileg habe,
1:06:41–1:06:45
einen gewissen Namen zu haben und auch deswegen Geld zu mir fließt,
1:06:45–1:06:51
weil mein Name da irgendwas macht mit den Leuten, dass sie aus Dankbarkeit nochmal,
1:06:51–1:06:54
dass sie dieses Buch gelesen haben und dann wollen sie es nochmal.
1:06:54–1:06:56
Da fließt sowas großzügiger.
1:06:56–1:06:59
Da will ich überhaupt gar keinen Hehl draus machen, dass das,
1:06:59–1:07:05
wie ich das mache und wie ich das erlebe, ich möchte nicht behaupten, das geht für alle.
1:07:05–1:07:12
Aber ich möchte Menschen ermutigen, immer wieder neu zu probieren.
1:07:12–1:07:17
Wo können wir denn jetzt in dieser nächsten Beitragsrunde noch ein bisschen mutiger sein?
1:07:18–1:07:22
Und aber gucken, was brauche ich für meine Sicherheit und wo kann ich mutig sein?
1:07:23–1:07:26
Ich glaube, das nehme ich gerade auch ganz arg mit, was du sagst,
1:07:26–1:07:31
dass wir einfach gemeinsam da auf einem Weg sind und jeder noch so kleine oder
1:07:31–1:07:35
große Schritt uns eben weiter, in Anführungsstrichen, hineinwachsen lässt in
1:07:35–1:07:37
diese andere Art des Wirtschaftens.
1:07:37–1:07:41
Und da gibt es eben kein How-to und kein, also im Sinne von,
1:07:42–1:07:46
du musst das und das machen und dann so funktioniert es, sondern es gibt wirklich
1:07:46–1:07:49
ein, sich einfach mit sich beschäftigen und mit dieser Gemeinschaft,
1:07:49–1:07:51
die da zusammenkommt und gemeinsam
1:07:51–1:07:54
auch gucken, was da eigentlich so möglich ist und was da passiert.
1:07:54–1:07:58
Und was ich eben nochmal ganz arg so mitnehme von dir jetzt,
1:07:58–1:08:01
ist, dass es vielleicht auch gerade in dieser Zeit darum geht,
1:08:01–1:08:08
irgendwie so eine Resonanz dafür zu kriegen, so ein Gewolltsein zu bekommen
1:08:08–1:08:09
und zu erfahren, vielleicht auch von anderen.
1:08:10–1:08:13
Und dass Beitragsrunden uns vielleicht auch genau das schenken können,
1:08:13–1:08:18
weil wir zusammenkommen und Menschen Ja sagen und sei der Beitrag noch zu klein
1:08:18–1:08:22
oder groß, sozusagen der finanzielle Beitrag, es ist ein Beruf,
1:08:22–1:08:24
was in den Wald hinein und es kommt was zurück.
1:08:24–1:08:27
Und damit dürfen wir dann gehen und dürfen wir arbeiten.
1:08:27–1:08:31
Und vielleicht geht es gerade darum, dass wir Hände spüren, die uns eben tragen
1:08:31–1:08:32
und wir nicht alleine sind.
1:08:33–1:08:37
Da mag ich noch was sagen. Also es ist wichtig, diesen Prozess transparent zu machen.
1:08:38–1:08:40
So würde ich das mal zusammenfassen, was du gerade gesagt hast.
1:08:40–1:08:41
Also dass wir da alle lernen.
1:08:42–1:08:46
Und auch richtig cool, wenn Leute sagen, boah, und für mich ist das übrigens
1:08:46–1:08:48
auch aufregend, wenn ich eine Beitragsrunde leiste.
1:08:48–1:08:54
Und dann gilt es nochmal an zu erkennen, dass sich Menschen unterschiedlich
1:08:54–1:08:59
schwer oder leicht tun, für sich und ihre Arbeit einzustehen.
1:08:59–1:09:05
Und deswegen ist es auch richtig gut, nochmal zu gucken, wenn ich eine Beitragsrunde
1:09:05–1:09:08
für mein Unternehmen mache, will ich die selber moderieren.
1:09:08–1:09:16
Oder wir haben jetzt für die Solavis die Idee entwickelt, dass die in so einem
1:09:16–1:09:18
Reigen sich gegenseitig moderieren.
1:09:18–1:09:23
Ich mache deine, du machst so, weil man kann viel, also die meisten Menschen
1:09:23–1:09:28
können viel, viel besser sagen, hey, schaut mal, was die hier für eine geile
1:09:28–1:09:31
Arbeit machen, als dass sie sich hinstellen und sagen, hey, schaut mal,
1:09:31–1:09:33
was ich hier für eine geile Arbeit mache.
1:09:33–1:09:37
Und das ist ja eigentlich total easy zu sagen,
1:09:37–1:09:41
hey, solidarisch wirtschaften, Die Betriebe, die tun sich zusammen und moderieren
1:09:41–1:09:48
sich gegenseitig ihre Beitragskunden oder holen sich einen großen Fan dieses
1:09:48–1:09:53
Betriebs oder dieser Arbeit und sagen, da könntest du die Beitragskunden.
1:09:54–1:09:55
Das ist ja alles möglich.
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Was für eine schöne Idee. Also auch weil dann die Menschen sich so ein bisschen
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zurücklehnen dürfen, um die es da eigentlich geht.
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Und dieses Projekt darf auch wieder, also auch da wieder nicht finanziell nur
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in eine empfangende Rolle gehen, sondern auch sozusagen jemand anderes gestaltet
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diesen Abend für mich und schenkt ihn mir sozusagen.
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Und das Ergebnis ist dann auch noch eine Sicherheit, eine finanzielle Sicherheit.
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Schön, Hannah, nochmal zurück zu dir für die Abschlussworte vielleicht.
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Ja, wir sprechen ja die ganze Zeit über gelingende Beitragsrunden und deshalb
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will ich es mir nicht nehmen lassen, euch herzlich einzuladen zu unserer ersten,
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hoffentlich gelingenden Beitragsrunde für das MYZELIUM-Ökosystem und zwar am 20.
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September in Koblenz an der Hochschule für Gesellschaftsgestaltung.
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Man kann auch schon freitags anreisen und sonntags abreisen.
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Und wir freuen uns, dass die ersten 30 Menschen auch schon Übernachtungsmöglichkeiten
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haben im Studierendenhaus gegenüber.
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Herzlichen Dank an dieser Stelle an den Studierendenverein und an die Hochschule
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für Gesellschaftsgestaltung, dass sie uns dort beherbergen.
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Und genau, anmelden könnt ihr euch unter MYZELIUM-ev.com.
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Wir würden uns sehr freuen, euch da persönlich kennenzulernen. zu lernen.
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Wir werden Zeit haben für unsere Beitragsrunde, aber vor allem auch Zeit haben,
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um uns miteinander und mit der gemeinsamen Vision,
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einer gemeinschaftsbasierten Wirtschaft und Gesellschaft zu verbinden und daran
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anzuknöpfen, wie wir sie denn auch in die Welt bringen können.
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Ich würde mich freuen, wenn ihr euch anmeldet und wir uns dort kennenlernen.
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Ja, ich will auch nochmal Danke sagen. Danke, liebe Heike, dass du uns heute hier so,
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irgendwie so viel geschenkt hast und nochmal so viel mehr auch Erfahrung in
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diesem ganzen Bereich hast und ich bin mir sehr sicher, dass wir dich wieder
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und wieder einladen werden, um dir zu lauschen und ganz viele einfach von dir erfahren dürfen,
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was dich schon so begleitet seit vielen, vielen Jahren und was für dich irgendwie
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schon so normal ist und du eben gehen kannst mit diesen anderen Wirtschaften,
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in allen Seminaren, Workshops und auch in großen Projekten.
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Ja, Das ist richtig schön. Vielen Dank.
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Ja, danke euch. Tschüss.
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Tschüss.
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Du möchtest diesen Podcast und den Wandel auch finanziell unterstützen?
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Dann geh doch auf MYZELIUM.com, werde mit wenigen Klicks Fördermitglied in unserem
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MYZELIUM-Ökosystem und werde Teil einer Gemeinschaft, die tiefgreifende Veränderung bewirkt.
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Denn die Gemeinschaft von heute ist der Wandel von morgen. Schön,
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dass du heute mit dabei warst.
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Wenn du andere Menschen kennst, für die das auch hilfreich sein könnte,
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dann teile doch gerne diese Folge und hilf uns, die Idee des gemeinschaftsbasierten
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Wirtschaftens weiter zu verbreiten.