Im zweiten Teil des Podcasts „Raff’ dich selbst!“ nehmen wir das Thema Resilienz aus psychologischer und neurobiologischer Perspektive unter die Lupe. Nach einer kurzen Begrüßung und einer Reminiszenz daran, was Resilienz überhaupt ausmacht — nämlich nicht ein angeborenes Talent, sondern eine trainierbare Fähigkeit — erläutern Nadjana und Sandro, wie unser Gehirn bei Stress reagiert und welche biochemischen Prozesse dabei ablaufen.
Zunächst veranschaulichen sie das Zusammenspiel von Amygdala, Hippocampus und Hypothalamus:
Die Amygdala erkennt blitzschnell potenzielle Gefahren und initiiert das Notfallprogramm, bevor wir überhaupt bewusst wahrnehmen, was geschieht.
Der Hippocampus gleicht diese Reize mit gespeicherten Erinnerungen ab und ordnet sie ein — er hilft uns also, das Erlebte sachlich zu bewerten.
Der Hypothalamus steuert über das vegetative Nervensystem die körperlichen Stressreaktionen: Er erhöht Puls und Atmung, aktiviert die Muskulatur und bereitet uns auf Flucht oder Kampf vor.
Im hektischen Alltag hat oft die Amygdala Vorfahrt, sodass wir impulsiv reagieren, bevor der präfrontale Kortex eingreifen kann. Dieser Teil unseres Gehirns ist jedoch entscheidend, um Impulse zu kontrollieren, Entscheidungen abzuwägen und Handlungen zu planen. Wer regelmäßig Achtsamkeit übt — etwa durch Meditation, bewusstes Atmen oder Pausen — stärkt seinen präfrontalen Kortex und schwächt die Amygdala: Die messbare Folge ist ein flüssigerer Austausch zwischen den beiden Hirnregionen und somit eine höhere Stressresistenz.
Doch nicht nur das Gehirn spielt eine Rolle, auch die biochemische Ebene trägt entscheidend zur Resilienz bei. Bei Stress schüttet unser Körper vor allem Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol aus, um uns kurzfristig leistungsfähig zu machen. Bleibt dieser Zustand jedoch chronisch, leidet das Immunsystem, der Schlaf verschlechtert sich, und kognitive Funktionen wie Gedächtnisleistung werden beeinträchtigt. Gegensteuernd wirken dagegen „regulierende“ Botenstoffe wie Oxytocin, Serotonin und GABA, die für Entspannung, Vertrauen und emotionale Stabilität sorgen.
Die Moderatoren zeigen auf, wie wir selbst aktiv Einfluss auf diese biochemischen Prozesse nehmen können: Spaziergänge und Bewegung an der frischen Luft, ein vertrauensvolles Gespräch oder einfache Atemübungen aktivieren den Parasympathikus und fördern die Ausschüttung beruhigender Neurotransmitter. Auch ausreichend Schlaf, eine darmfreundliche Ernährung und sogar Musik haben einen positiven Effekt auf unser Stresssystem.
Abschließend fassen Nadjana und Sandro zusammen, dass Resilienz nicht als unbesiegbares Schutzschild missverstanden werden darf, sondern als innere Haltung, die es uns ermöglicht, mit Herausforderungen zu leben, ohne daran zu zerbrechen. Wenn wir lernen, den Signalen unseres Körpers und Gehirns zuzuhören und gezielt gegenzusteuern, können wir unsere psychische Widerstandskraft nachhaltig stärken.
In der nächsten Folge geht es dann darum, konkrete Übungen und Tools kennenzulernen, mit denen wir Resilienz im Alltag trainieren können. Bis dahin lautet die Devise: Weich in der Haltung, stark im Kern!