Ein Kommentar von Bernhard Loyen.
Der Moment der Erkenntnis, die Lösung eines Problems gefunden zu haben, auch ein unmittelbarer Augenblick des Glücksgefühls, erfreut den Menschen ungemein. Ein Aha-Erlebnis. Nun mehren sich momentan für Millionen Menschen in diesem Land die Summe der Aha-Erlebnisse mit eher fadem Beigeschmack.
Wochen zogen in das Land und sehr viele Bürger dachten sich, diese Corona-Verordnungen, die kommen und die gehen. Wir müssen als Bürger nur kurz mitspielen, so tun, als ob wir das alles auch verstehen und dann kommt die Nachricht, die Entwarnung aus dem Kanzleramt - das war’s. Gut gemacht.
Nun realisieren immer mehr Menschen, weit gefehlt. Es gibt zwar ein paar Zuckerl für den Gehorsam, aber selbst die sind gebunden an Bedingungen aus dem Kanzleramt. Grobe Richtlinie für die Bewältigung des Alltags - Abstand, Hygiene und Alltagsmaske.
Moment dachte sich da das Bundesministerium für Gesundheit Anfang Mai diesen Jahres. Abstand, Hygiene und Alltagsmaske? Daraus bauen wir die AHA-Formel und verkaufen das den Bürgern als unbedingte Notwendigkeit, denn, Zitat (1):
Durch die Coronavirus-Epidemie müssen wir uns an einen anderen Alltag gewöhnen.
Aha? Am 30. Mai wurde das dann nochmal modifiziert durch einen peppigen Videoclip auf Twitter (2). Die Formelerweiterung lautet, Zitat: Jede Gesellschaft hat Regeln und Formeln, um das Miteinander zu gestalten. Jetzt kommt es auf jeden von uns an, eine neue Formel für den neuen Alltag während der Corona-Pandemie zu verinnerlichen. Die AHA-Formel schützt uns und andere - mit Abstand, Hygiene und Alltagsmaske.
Neue Formel für den neuen Alltag?
Orwell-Sprech der beeindruckenden Art. Ja, der alte Alltag ist passe. Neue Realitäten wurden erzwungen, ohne Rücksicht auf persönliche Befindlichkeiten. Laufzeit unbekannt.
Nun hatte die Tage der verantwortliche Minister dieser Bundesbehörde, Jens Spahn sein persönliches Aha-Erlebnis. Nachdem etwas stockenden, fast hilf- und planlos wirkenden Start, war er maßgeblich verantwortlich für die Verkündung der elementarsten Geißelung der Bürger in der Geschichte dieses Landes seit 1949. Ein Macher, schlecht, also gut beraten und bezahlt.
Aha-Erlebnisse: Rückblick
Am 22.März sprach Kanzlerin Angela Merkel Worte an die Bürger, die aufhorchen ließen, jedoch damals nicht erahnen ließen, was dem noch folgen würde, Zitat:
Niemand von uns, die wir in der Demokratie politische Verantwortung tragen, hat sich gewünscht, je mit solchen Regelungen vor die Bürger treten zu müssen. Ich sage aber auch: Dies sind nicht einfach irgendwelche Empfehlungen des Staates. Es sind Regeln, die in unser aller Interesse einzuhalten sind. Die Ordnungskräfte werden das überprüfen, und wo sie Verstöße feststellen, wird es Folgen haben und Strafen geben (3).
Aha? Was folgte? Am 27.März wurde das Bundesgesundheitsministerium ermächtigt, ohne benötigte Zustimmung seitens des Bundesrats, für knapp 81 Millionen Menschen eine Neue Formel für den neuen Alltag zu verordnen. Geregelt über das Gesetz zum Schutz der Bevölkerung bei einer epidemischen Lage von nationaler Tragweite. Dieses wird weitergeführt, Zitat: solange der Bundestag eine „epidemische Lage von nationaler Tragweite“ feststellt (4).
Nachdrücklicher formuliert, 709 Mitglieder des aktuellen Bundestages bestimmen beliebig lange über Millionen Biografien. Millionen Menschen, deren ehemals individuelle Lebensläufe epochal manipuliert wurden und werden. Was folgte war eine konstatierte wochenlange Angst-Kampagne parallel agierender Akteure aus Politik und Medien. Ein Aha-Erlebnis der surrealen Art. Irritierender, ja beunruhigender Weise von Millionen Bürgern zur Kenntnis genommen und größtenteils jetzt schon verinnerlicht und gehorsam abgenickt. Akzeptiert.
Aha-Erlebnisse: Gegenwart
Nun wurden dem Bundesminister Informationen zugespielt,