Der Extremismusbegriff verzerrt Gesellschaft, indem er sie zwischen einem vermeintlichen politischen Spektrum polarisiert, dessen Mitte es gegen die Exzesse der Ränder zu schützen gelte. Diese Logik zeigt sich für die politische Bildung gänzlich unbrauchbar, da Ideologien wie Antisemitismus, Rassismus, Antiromaismus etc. sich keineswegs auf bestimmte „extreme“ Szenen reduzieren lassen, sondern gesamtgesellschaftlich ideologische Deutungsmuster bereitstellen, die Unsicherheiten in der Moderne falsch zu interpretieren. Insbesondere bei politischer Bildungsarbeit, die problematische Ressentiments innerhalb der politischen Linken thematisieren will, verunmöglicht der Extremismusbegriff und seine Wirkung, linke und rechte ‚Extreme‘ zu nivellieren und gleichermaßen zu bekämpfen, die produktive Reflexion.