Digitale Identitäten für alles!
Warum und wie hängt das alles zusammen?
Wir kennen das seit Jahren, alles wird digitalisiert. Banken schließen Filialen, online Banken boomen, Behörden auf Bundes- und kommunaler Ebene bieten Ihre Dienste immer vermehrt digital an. Bestellt und eingekauft wird ja sowieso seit Jahren digital. Die Erwartung ist, digitale Services sind rund um die Uhr verfügbar und lästige Öffnungszeiten sind nicht mehr relevant.
Digitalisierung ist schon lange kein Trend mehr, sondern bereits Realität. Dennoch gibt es noch immer Prozesse die sich bisher nicht komplett digitalisieren lassen oder einen digitalen Medienbruch bedingen. Im Banking ist das beispielsweise beim Onboarding der Video-Ident-Prozess oder andere Identifizierungsverfahren. Diese Prozesse sind meist nicht intuitiv für den Kunden oder den Geschäftspartner, was zu Abbrüchen im Prozess führt.
Digitale Identitäten sollen hier Abhilfe schaffen. Die EU hat dazu in der Neuauflage der eIDAS Verordnung in 2024 die Grundlage geschaffen. Bürger:innen erhalten zukünftig eine EU Digital Identity Wallet, in der sie Ihre Identitätsdaten halten, aber auch weitergeben können. Mithilfe der in der Wallet befindlichen Identitätsinformationen sollten dann, je nach Usability der Wallet Umsetzung, schnelle und einfache Identifizierungen mit sehr geringen Abbruchraten möglich sein.
Dabei ist das Retail Geschäft nur eine Nutzungsvariante für digitale Identitäten. Digitale Identitäten können deutlich vielseitiger verwendet werden.
Alles hängt mit allem zusammen
Der Markt ist vernetzt. Unternehmen arbeiten mit vielen anderen Unternehmen zusammen, die wiederum ebenfalls mit vielen Unternehmen zusammenarbeiten. Dabei kommen die Unternehmen aus unterschiedlichsten Branchen. Dies reicht bis zum Endkunden, der Ebenfalls bei verschiedenen Unternehmen einkauft. Es entsteht ein Geflecht an Handelsbeziehungen. Ein digitales Wertschöpfungs-Netzwerk entsteht.
Um jedoch das Bussiness compliant zu führen, muss jede dieser Geschäftsbeziehungen im Rahmen des KYC-Prozesses einer Identitätsprüfung unterzogen werden, die schnell, einfach und vor allem vollständig digital vollzogen werden kann.
Damit dies funktioniert benötigt es neben digitalen Identitäten für Bürger:innen auch digitale Identitäten für Organisationen.
Doch heutzutage werden Geschäfte nicht mehr nur von natürlichen Personen initiiert. Die Autonomie der Dinge, wie beispielsweise dem Auto das selbst das Parkhaus zahlt, tankt und sogar eigenständig Taxifahrten abwickelt, sind nur ein Anfang. Deshalb benötigen Dinge ebenfalls eine eindeutige Identifizierbarkeit über die sie zu verschiedenen Anwendungsgebieten unterschiedlichen Personen oder Organisationen zugeordnet werden können um darüber rechtsverbindliche Aktionen im Auftrag auszuüben.
Neben den klassischen IoT-Themen können derartige Dinge auch beispielsweise KI-Software oder gar Tiere sein.
Besonders im Hinblick auf die aktuell rasant voranschreitenden Entwicklungen im KI-Bereich stellt eine digitale Identität eine gute Möglichkeit dar auch KI-Systemen rechtliche Handlungsspielräume einzuräumen, in denen sie selbst rechtskonforme Geschäfte abwickeln können.
Ein weiteres Thema, das besonders die Finanzwelt beschäftigt ist Web3. Hier schreitet die Digitalisierung von Dingen (Tokenisierung, Digitaler Zwilling) immer weiter voran. Gerade bei der Weitergabe derartiger Werte von einer Wallet zur anderen, bedarf es aus regulatorischen Vorgaben, einer Identitätsüberprüfung der Wallet-Eigentümer. Auch hier können digitale Identitäten die bisher aufwändige Identifizierung deutlich vereinfachen.
Die Vorbereitung zur Einführung digitaler Identitäten schreitet weiter voran
Durch das Inkrafttreten der neuen eIDAS Verordnung steht nun ein klarer Fahrplan im Raum, nach dem die Einführung der digitalen Identität durchgeführt wird. Allerdings bezieht sich diese im ersten Schritt vornehmlich auf die Einführung der Identität für natürliche Personen (Bürger:innen). Organisationsidentitäten sollen laut Aussagen der EU folgen.
Die Zukunft der digitalen Identitäten hat begonnen. Erste klare Umsetzungen folgen EU getrieben, sehr zeitnah. Unternehmensidentitäten sind ein zentraler Bestandteil des Umsetzungserfolgs, zusammen mit Identitäten von Dingen, die vermutlich schneller als erwartet, angetrieben durch die Entwicklungen in der KI, teil der Infrastruktur werden.
Zugegeben, manches steckt noch in den Kinderschuhen. Dennoch sollten sich Organisationen frühzeitig mit dem Thema beschäftigen um bereits zum aktuellen Zeitpunkt eine Einschätzung zu den Folgen einer Einführung digitaler Identitäten auf das eigene Business zu erhalten. Bezugnehmend darauf können dann prozessoptimierende Projekte mit genügend Vorlauf angestoßen werden.